Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

Altonas „Angie“ Merkel, eine interessante Idee und zwei aus dem Hut gezauberte Coaches

06. April 2020, 13:20 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

In unserer Kolumne „Abpfiff“ greifen wir die wichtigsten Themen der vergangenen Woche im Hamburger Amateurfußball auf und kommentieren diese. Dieses Mal geht es um die Geschehnisse bei Altona 93, die Trainer-Entscheidungen beim TSV Buchholz 08 und dem FC Süderelbe und die Frage, ob es nach den neuen, vom DFB erlassenen Regularien Sinn macht, die Saison fortzusetzen und künftig einen anderen Rahmenterminplan einzuführen.

Genau diesen Vorschlag, nämlich die Saison mehr ans Kalenderjahr anzupassen und die kommende Spielzeit 2020/2021 zwischen März und November des kommenden Jahres zu spielen, machte in der vergangenen Woche im FussiFreunde-Gespräch Phlipp Mohr, der Ligaobmann des SV Altengamme – und das noch ehe der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitagnachmittag diverse Änderungen mitteilte, die es den Landesverbänden schnell und unbürokratisch erlauben, die aktuelle, durch die Corona-Pandemie unterbrochene Saison 2019/2020 auch über den 30. Juni 2020 hinaus fotzusetzen. Es war Seitens des DFB ein Schritt, der sein musste. Niemand weiß, wie lange uns die Corona-Thematik beschäftigen wird. Niemand weiß, ob wir das Schlimmste noch vor uns haben, gerade mittendrin sind oder die berühmte Kurve durch Befolgen der Kontaktbeschränkungen zumindest dahingehend so gerade noch bekommen haben, dass es in Deutschland nicht so dramatisch schlimm wird, wie in anderen Ländern.

Neue DFB-Regularien: Abbruch nur noch als letzter Ausweg?

HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki. Foto: Bode

Dass der DFB seinen Amateurverbänden die Gelegenheit, die aktuelle Spielzeit über das eigentliche Saisonende hinaus zu verlängern, so fix ermöglicht hat, kann man fraglos so interpretieren, dass man unbedingt will, dass die Saison zu Ende gespielt wird – wann auch immer. Ob nun schon ab Mai, was zweifellos eher unrealistisch ist, oder erst im Juni, Juli oder noch später. Ein Abbruch ist offenbar das letzte Mittel – aber auch weiterhin eben nicht ausgeschlossen, schließlich erklärte Carsten Byernetzki, der Pressesprecher des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), am Freitag exklusiv bei uns im Podcast, dass man die Möglichkeit, die der DFB den Landesverbänden nun einräumt, nicht zwangsläufig so interpretieren müsse oder solle, dass die Saison-Fortsetzung die einzig denkbare Variante und ein Abbruch passé sei. Es scheint, als setze man beim DFB auf den Faktor Zeit. Getreu dem Motto: Ihr habt jetzt Raum und Zeit, die Saison so lange zu verlängern, wie es nötig ist. 


Eine Fortsetzung dürfte aus einfachen Gründen erstrebenswert sein: Wer in den letzten Tagen die Gazetten und Online-Portale der Republik unter der Prämisse „Amateurfußball“ verfolgte, der dürfte das eine oder andere Mal gelesen haben, dass den Verbänden eventuell eine Klagewelle droht, wenn Entscheidungen, die auf dem Feld längst nicht sicher waren, am „grünen Tisch“ getroffen werden. Auch die beiden Anwälte Kolja Hein und Sven Piel, die wir zu den juristischen Aspekten der Corona-Krise im Amateurfußball unlängst befragten, äußerten sich in eine ähnliche Richtung. Nehmen wir nur mal das Beispiel „LOTTO-Pokal“: Wir befinden uns im Viertelfinale, acht Teams haben die Chance auf den Titel, die Erste DFB-Pokal-Hauptrunde und jede Menge Geld. Wie will man da eine faire Entscheidung treffen, wenn nicht auf dem Platz? Und wenn der Pokalwettbewerb, der dem HFV laut einer Byernetzki-Aussage in der „Bergedorfer Zeitung“, möglicherweise zu Ende gespielt wird, wie würde man dann den Vereinen in den Ligen erklären wollen, dass man diese nicht bis zum Ende ausspielt?

Mohrs Vorschlag: Zumindest eine ernsthafte Option

Altengammes Ligaobmann Philipp Mohr. Foto: Bode

Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte ist bei einer Verlängerung der Saison – dafür müssten auch Wechselfristen angeglichen werden – der Vorschlag von Philipp Mohr, in der neuen Saison von März bis November zu spielen, gar nicht so verkehrt. Man hätte zum einen genügend Zeit, die jetzige Saison zu beenden. Man würde zum anderen Spielausfälle im Dezember oder Februar umgehen. Man würde – zumindest weitestgehend – in einer Zeitspanne spielen, in der das Wetter es auch den Zuschauern erträglicher macht, am Spielfeldrand dem Treiben auf dem grünen (Rasen-)Viereck zuzusehen. Doch es gibt, wie bei fast jeder Idee, auch einen Haken und entsprechend nicht nur Fürsprecher des Szenarios, sondern auch Skeptiker: Was beispielsweise ist mit den Sommerferien, die im Mohr-Vorschlag genau in der Saison wären? Gemeinhin hat auch der „normale“ Amateurkicker einen Hauptjob, Recht auf Urlaub und vielleicht Kinder, die eben genau dann schulfrei hätten. 


„Man müsste sich überlegen, ob man da nicht vielleicht eine Pause von zwei Wochen zwischenschiebt, dann hätte man die Chance, auch das irgendwie unterzubringen“, konstatierte Mohr am Freitag bei uns, wollte seine Idee allerdings nicht als Vorpreschen, sondern nur als ein diskussionswürdiges Szenario ansehen. Unter anderem auch, da man die Idee angesichts dessen, dass sich im Winter 2022 die WM mit dem Amateurfußball überscheiden würde, in Betracht ziehen könnte. Schlecht ist der Vorachlag beileibe nicht – auch, wenn er sicher an der einen oder anderen Stelle noch ausgestaltet werden müsste. Den Kritikern, die die Sommerferien oder Platzsperren zur Pflege des Rasens in den wärmeren Monaten nach dem bisher bekannten Saisonende als Gegenargument anführen, sei gesagt: Wo ein Wille und ein Sinn oder Nutzen sind, ist auch ein Weg. Wer hätte schließlich vor Corona schon gedacht, dass die gesellschaftliche Situation mal so sein könnte, wie sie jetzt ist? Mohrs Vorschlag ist – so wie er sagt – nicht die Königslösung, zumindest aber eine ernsthafte Option.

Auf der zweiten Seite geht's um den TSV Buchholz 08, den FC Süderelbe und Altona 93.

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