Trainer der Hinrunde

„Anfangs habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ich gewinnen könnte“

15. Januar 2020, 11:24 Uhr

Jannik Paulat wurde von den FussiFreunde-Usern zum Trainer der Hinrunde gewählt. Foto: privat

Die Zahlen waren beeindruckend. Über 3000 Stimmen und damit 37,63 Prozent der Votes entfielen bei der Wahl der FussiFreunde-User zum „Trainer der Hinrunde“ auf seinen Namen – und das, wo Jannik Paulat eigentlich keiner ist, bei dem der geneigte Fan des Amateurfußballs in Hamburg direkt weiß, wer der 26-Järhige ist und wo er als Coach tätig ist. Doch wie es der Zufall so will: „Der Kapitän meiner Mannschaft hat dieses Voting entdeckt, hat viele dazu animiert, mich vorzuschlagen. Die Jungs haben fleißig meinen Namen gepostet“, berichtet Paulat – übrigens Coach der A 2-Jugend beim Hamburger SV – darüber, dass bei der Auswahl der Kandidaten derart oft sein Name genannt wurde, dass er dann tatsächlich unter den zehn Coaches war, die es in die Umfrage schafften. Und am Ende sollte Jannik Paulat dort eben die Nase ganz vorn haben...

„Am Anfang habe ich gar nicht gewusst, dass ich zur Wahl stehe. Unser Kapitän hat das wie gesagt ins Rollen gebracht. Durch die Mannschaft habe ich dann davon erfahren“, berichtet Paulat und gibt offen zu: „Anfangs habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ich gewinnen könnte.“ Doch das Ganze nahm seinen Lauf: „Der HSV als Verein hat diese Abstimmung auf seinen Seiten in den sozialen Netzwerken oft geteilt – ebenso wie viele Leute, die mich kennen. Ich freue mich, dass das so präsent war.“ Irgendwann, so erzählt der junge Coach, sei ihm dann klar geworden, dass sein Club über eine große Fanbase und Reichweite verfüge und er dadurch „damit gerechnet hat, dass ich vielleicht eine Chance haben würde, zu gewinnen.“ Und jetzt, nachdem es genau so gekommen ist? „Ich fühle mich geehrt, dass ich diesen Titel als Trainer der Hinrunde tragen darf. Das ist schon eine Ehre und etwas, dass einen stolz macht. Ich habe viel Zuspruch bekommen. Viele von denen, die mich kennen, haben gesagt: ‚Das hast du verdient‘.“ 

Jannik Paulat – ein bisschen „Pep“, ein bisschen Klopp und ganz viel Titz

In seiner Trainerkarriere hospitierte der 26-Jährige schon bei Christian Titz. Foto: privat

Denen, die den 26-Jährigen bislang nicht kennen, dürfte sich zu allererst eine Frage stellen: Wer ist eigentlich dieser Jannik Paulat? Wie tickt er? Wie sieht seine bisherige Geschichte aus? Seit 2016 ist der „Trainer der Hinrunde“ als Übungsleiter tätig. „Ich habe selbst aktiv beim HSV im Herrenbereich Fußball gespielt, allerdings nicht höherklassig. Irgendwann habe ich überlegt: Wie geht’s weiter? Der Trainerjob hat mich sehr interessiert, Anfangs habe ich eine U12-Mannschaft trainiert“, plaudert Paulat über die Anfänge. In dieser U12 spielte seinerzeit, wie es der Zufall so will, der Sohn von Christian Titz, der selbst in der Jugend des HSV und später dann bekanntlich als Trainer bei den Profis tätig war. „Ich habe bei ihm ein Jahr in der U17 und ein Jahr bei der U21 hospitiert. Die U12 hat er anfangs quasi mit mir zusammen trainiert“, sagt Paulat, der anschließend eine U14-Mannschaft übernahm – „Im e.V., nicht bei der AG“, wie er differenziert. Seit dem letzten Sommer nun steht er bei der U19 des HSV e.V. an der Seitenlinie

Eine Truppe, die im Vergleich zu anderen Nachwuchsmannschaften des HSV, „so gut wie gar nicht in Erscheinung tritt“, sagt Paulat über seine Jungs, die aber deswegen nicht minder erfolgreich sind: In der vergangenen Spielzeit wurde die Mannschaft Meister in der Landesliga. „Aufgrund der Regularien durften wir allerdings nicht in die Oberliga aufsteigen“, erklärt der Coach, der allerdings auch auch andere Erfolge verweisen kann, die sich nicht in Titeln festmachen lassen: Sein Spieler Hassan Abdelaziz Mohamed Shalaby wurde zum ägyptischen U23-Nationalteam eingeladen, jüngst erhielt auch Amir Arsalan Aram Bonjar eine Einladung zur iranischen U-Nationalmannschaft. „Zudem haben einige Jungs den Weg ins Nachwuchsleistungszentrum des HSV geschafft“, so Paulat, der das als „großen Erfolg“ wertet und sagt: „Ich sehe es auch als meine Aufgabe an, den Jungs die zweite Chance zu ermöglichen. Da sind viele sehr talentierte Spieler dabei, die nicht auf dem ersten Weg den Sprung ins Nachwuchsleistungszetrum geschafft haben.“  

„Ich kann mir vorstellen, eines Tages höherklassig zu trainieren“

Neben Titz, den er als Vorbild nennt, interessiert Jannik Paulat auch die Arbeit von Guardiola und Klopp. Foto: privat

Was sein eigenes Tun als Trainer angeht, da macht Paulat keinen Hehl draus, ist aufgrund der Hospitationen vieles eng mit Christian Titz verknüpft. „Er hat mir viel geholfen, ich habe viel von ihm gelernt“, sagt Paulat und verrät: „Wir sind inzwischen sehr gut befreundet, telefonieren fast wöchentlich. Er ist sehr interessiert und fragt oft nach, wie es läuft.“ Auch die Tatsache, dass Titz bei Rot-Weiß Essen seit geraumer Zeit doch einige Kilometer weit von Hamburg entfernt tätig ist, tut dem Austausch keinen Abbruch. „Ich war auch schon bei ihm in Essen und habe dort zugesehen“, konstatiert Paulat, „er ist schon ein sehr großes Vorbild für mich. Vor allem seine Art von Training und wie detailversessen er ist.“ Mit „Pep“ Guardiola und Jürgen Klopp gibt es zudem zwei weitere Trainer, die ihn begeistern, so Paulat. Bei Klopp allerdings sei es „nicht seine Spielidee, sondern seine Art“, die dem jungen HSV-Nachwuchstrainer imponiert. Und der hat, auch wenn im Nachwuchsbereich tätig ist, „natürlich Verbindungen in den Hamburger Amateurfußball“, wie uns Paulat mitteilt.

„Im Fußball sieht man irgendwie immer die gleichen Jungs auf den Plätzen. Ich kenne so gesehen bei sämtlichen Vereinen immer irgendjemanden. Es gibt auch Freunde von mir, die spielen im Herrenbereich oder man kennt hier und da einen Obmann oder jemanden, der in einer anderen Funktion irgendwo tätig ist“, verdeutlicht Paulat. Und dann wäre da ja noch eine andere Verbindung: die zur „Dritten“ des HSV, die ja bekanntlich nach ihrem Aufstieg seit dieser Saison nun in Hamburgs höchster Amateurspielklasse auf die Jagd nach Toren und Punkten geht. Für die Truppe der beiden Trainer Marcus Rabenhorst und Christian Rahn ist der 26-Jährige so etwas wie ein „Talente-Zulieferer“. „Wir stehen im Austausch. Das läuft sehr fokussiert ab. Einige Jungs aus meiner A-Jugend durften dort schon mal ein Probetraining absolvieren“, sagt Paulat und erklärt im Hinblick auf die eigene Trainerkarriere abschließend: „Ich bin da ziemlich offen für alles. Es muss mit dem Beruf vereinbar sein. Ich kann mir schon vorstellen, eines Tages höherklassig eine Mannschaft im Herren- oder Jugendbereich zu trainieren.“

Jan Knötzsch