Regionalliga Nord

„Auch im Kopf entscheidet sich, was ich kann – das muss ich ab und an noch erklären“

27. Juli 2020, 13:58 Uhr

Neu-Coach Andreas Bergmann (Zweiter v. li.) in der Rolle des Erklärers: Valentin Brandis (li), Ersen Asani und Incheol Choi hören zu. Foto: KBS-Picture.de

So richtig wusste Andreas Bergmann wenige Minuten nach dem Abpfiff des Testspiels beim SV Scharnebeck noch nicht, wie er denn nun genau den Sonntagabend verbringen wolle. „Ich habe eigentlich noch ein, zwei Sachen vor“, sagte der Trainer von Altona 93 im Anschluss an den 6:0-Sieg seiner Elf gegen den niedersächsischen Club und verriet, dass er zumindest „nicht den Fokus“ auf die DFB-Pokalauslosung in der ARD-Sportschau legen werde. „Wenn da ein großer Gegner bei rum kommt, wird mein Handy schon klingeln...“, grinste der 61-Jährige. Nun, vom möglichen Gegner Bayer 04 Leverkusen ist der AFC noch weit entfernt – ein Viertel- und ein Halbfinalspiel sowie das Finale um den LOTTO-Pokal im Idealfall. Aber auch unabhängig davon gilt für die Equipe von der Griegstraße: Es ist noch ein langer Weg nach der Corona-Phase zurück zur Normalität. In vielerlei Hinsicht.

„Die Mannschaft wird noch lange Zeit brauchen“, gab Bergmann nach dem Schlusspfiff am Sonntag unumwunden zu. Weil es eine auf vielen Posotionen erneuerte Mannschaft ist. Weil sie mit dem ehemaligen Coach des Zweitligisten FC St. Pauli einen neuen Trainer hat, der seine Idee und seinen Spielstil erst einmal vermitteln muss. Weil das endgültige Gesicht des Kaders noch gar nicht feststeht. Und: Weil eben niemand genau weiß, wie es denn nach dem Corona-Abbruch der Vorsaison sein wird und einer langen Fußball-Pause überhaupt sein wird, wieder in den Pflichtspiel-Betrieb der Regionalliga Nord einzusteigen. Und wann genau. Derzeit ist – den Startzeitpunkt mit eingeschlossen – vieles eben noch eher Stückwerk als Idealvorstellung. Immerhin: „Jetzt darf ich richtig trainieren lassen. Bislang durften wir ja nur Vier gegen Vier oder Fünf gegen Fünf spielen lassen. Dadurch, dass es jetzt die Sonderregelung für uns als Pokalteilnehmer gibt, können wir im gesamten Rahmen und im taktischen Bereich mehr machen – das ist toll“, so Bergmann.

Bergmann: „Es ist nicht einfach, in dieser Situation ein gutes Fingerspitzengefühl zu bekommen“

Keeper Tobias Braun (re.) dürfte allein aufgrund seines Alters und seiner Erfahrungen eine Führungspersönlichkeit im Kader sein. Foto: KBS-Picture.de

Man habe gegen Scharnebeck gesehen, „wie das ist, wenn du das erste Mal 90 Minuten spielst und vorher kaum richtig trainiert hast. Es ist nicht einfach, in dieser Situation ein gutes Fingerspitzengefühl zu bekommen“, konstatierte Bergmann und kündigte an: „Wir müssen einfach versuchen, uns gezielt vorzubereiten. Das Endziel ist natürlich, dass wir vernünftig in die Meisterschaft starten, aber zunächst fokussieren wir uns auf den Pokal und wollen da das Beste erreichen.“ Was das im Klartext heißt? Nun, Bergmann würde sich freilich nicht dagegen wehren, direkt den ersten Titel zu holen. „Wir wollen soweit kommen, wie es möglich ist. Der Pokal ist der Pokal. Er hat einen tollen Reiz. Dort kannst du Dinge erleben, die dir selten passieren. Er kann dir viele Chancen geben. Du musst ihn vernünftig einbauen“, so der 61-Jährige. „Wenn wir weiterkommen, dann erhöht das ja auch unsere Möglichkeiten“, spricht Bergmann ein Erreichen der Ersten DFB-Pokalrunde an, die mit der Einnahme von Fernsehgeldern verbunden ist, betrachtet das Ganze aber auch unter sportlichen Gesichtspunkten: „Für so junge Dachse, wie wir sie im Kader haben, ist das eine besondere Situation. Ich hoffe, dass es nicht nur bei einem LOTTO-Pokalspiel bleibt, sondern es mehrere werden...“


Auf der zweiten Seite sprechen Golz und Bergmann über die Testspieler, die weitere Kaderplanung, eine mögliche örtliche Verlegung des Pokalspiels und die bisherigen Eindrücke von der neuen AFC-Truppe.  

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