LOTTO-Pokal

Aus 2:17 mach 1:4: Dynamo-Defensive stellt Hamm vor Herausforderungen

01. August 2021, 18:25 Uhr

Zwei Jahre ist es her, als der FC Dynamo und der Hamm United FC in der ersten Pokalrunde aufeinandertrafen. Damals feierte der Oberligist ein wahres Schützenfest an der Marckmannstraße. Mit 17:2 setzten sich die „Geächteten“ durch und tankten ordentlich Selbstvertrauen vor dem Saisonstart. Nun kam es zum Wiedersehen. Erneut brachte die Auslosung das Duell zwischen dem Kreis- und dem Oberligisten zum Tragen. Und wieder kam die klassische David gegen Goliath-Konstellation im Pokal zur Geltung (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Foto: Kormanjos

Keine 120 Sekunden waren gespielt, als der FC Dynamo den HUFC auf dem falschen Fuß erwischte und ganz böse überraschte – zumindest im ersten direkten Duell vor zwei Jahren. Mit 1:0 führte der krasse „Underdog“ – doch der haushohe Favorit hatte die schnelle Antwort parat, bog das Spiel, lag nach 24 Zeigerumdrehungen mit 3:1 in Front und sorgte da schon für eine Art Vorentscheidung. Dieses Mal ließ sich Hamm in den Anfangsminuten nicht schocken. Zugleich hielt der Defensivverbund des FC Dynamo den Angriffsbemühungen des Oberligisten stand. Die Marschall-Mannen ließen den Ball zwar laufen, fanden lange Zeit aber keine Lösungen. Auch, weil der Kreisligist leidenschaftlich verteidigte, sehr tief stand, gut verschob, den Gästen in der Endzone kaum Raum gab und einen starken Pascal Dehus zwischen den Pfosten hatte.

"Das war zu wenig - das müssen wir besser lösen"

Lediglich einmal musste der Dynamo-Fänger in den ersten 45 Minuten hinter sich greifen, als Francis Gyimah einen langen Diagonalball von Eren Eröksüz direkt ablegte und Rodrigo Baroni mit dem ersten Kontakt vollendete (27.). „Das ist halt der Unterschied zwischen Ober- und Kreisliga. Da bist du einmal nicht zuerst am Ball, dann ist der gleich drin“, befand Dynamo-Trainer Thomas Gräber. Während Hamm-Coach Sidnei Marschall trotz Führung monierte: „Was mir gar nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass wir zu wenig Tore gemacht und zu wenig aufs Tor geschossen haben. Wir hatten fünf Abschlüsse, vier davon kamen von Elia. Das ist zu wenig. Auch die Läufe und Bälle in die Tiefe waren zu wenig. Das müssen wir besser lösen.“

Kukanda-Solo sorgt für Vorentscheidung

Foto: Kormanjos

Wer nun allerdings glaubte, dass Hamm im zweiten Abschnitt einen Zahn oder auch mehrere Gänge zulegen und die Mannen von der Marckmannstraße dem hohen Einsatz in den ersten 45 Minuten Tribut zollen würde, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Der HUFC wurde immer fahriger, Dynamo immer mutiger und aktiver. Ein Kopfball von Jean-Pierre Chaari nach einem Eckball von Emir Cetin (54.) und ein Distanzkracher, der von Victor Medaiyese im HUFC-Gehäuse entschärft wurde – die Elf von Chefcoach Thomas Gräber verkaufte sich teuer. Bis zur 73. Spielminute brannte so gut wie gar nichts mehr an. Die Unzufriedenheit beim Goliath machte sich immer deutlicher bemerkbar. Doch dann sorgte Eliakim Kukanda mit seiner individuellen Qualität und einer Einzelaktion für die Vorentscheidung (73.). Kurz darauf beförderte Gideon Baur die Kugel nach einer Ecke von Demian-Coray Wicke in die Maschen (76.). Das 3:0 sorgte endgültig für Klarheit.

Viriato de Almeida lässt Dynamo jubeln

Emir Cetin (li.) schlug einige gute Standards für den Underdog. Foto: Kormanjos

Nichtsdestotrotz: Der FC Dynamo belohnte sich für einen couragierten und leidenschaftlichen Auftritt. Vier Minuten vor Ultimo wurde ein 23-Meter-Freistoß von Andre Viriato de Almeida von der HUFC-Mauer so entscheidend abgefälscht, dass die Kugel den Weg – gegen die Laufrichtung von Victor Medaiyese – ins rechte Eck fand. „Ich habe gleich gesagt: Den macht er rein“, waren Marschalls hellseherische Fähigkeiten zum Leidwesen seines Teams goldrichtig. „Der musste ja reingehen“, fügte der HUFC-Übungsleiter an – und sah noch einen Treffer seiner Elf, als Gyimah das Leder aus 15 Metern im linken Toreck einschlagen ließ (90. +4). „Das muss doch nicht sein“, ärgerten sich die Hausherren über den letzten Gegentreffer. „Am Ende ist es um ein Tor zu hoch ausgegangen“, konstatierte Trainer Gräber.

"Gibt Spiele in der Konstellation, die sehen eindeutiger aus"

Gideon Baur (li.) erzielte das 3:0 für Hamm. Foto: Kormanjos

Dennoch: „Es war ja von vornherein klar, dass wir nicht die Favoritenrolle innehaben. Wir haben unsere Aufgabe gut gemacht und standen sehr kompakt. Ich bin sehr zufrieden und stolz auf die Jungs“, bilanzierte Gräber, der beim Duell vor zwei Jahren noch als Spieler mitwirkte. „Wir haben immer in einem 4-2-3-1 gespielt. Damals dachte man: Da kommt jetzt ein Oberligist, also stellen wir auf Fünferkette um.“ Doch das ging nach hinten los. Deshalb sei man sich diesmal treu geblieben und habe „kompakt in vier Blöcken“ agiert. Und obwohl sich die Niederlage dieses Mal in Grenzen hielt, meinte Gräber: „Wenn du vier Gegentore kassierst, kannst du nicht rundum zufrieden sein. Aber ich bin trotzdem sehr stolz auf die Jungs. Jeder hat für jeden gekämpft. Und ich glaube, dass es Spiele in der Konstellation gibt, die sehr eindeutiger aus. Ich wusste, dass meine Jungs fit sind.“

"Müssen den Anspruch haben, es besser zu lösen"

Die Spieler des FC Dynamo konnten stolz auf ihre Leistung sein. Foto: Kormanjos

Während der Kreisligist also eine gute Vorbereitung hinter sich gebracht hat, sei die der „Geächteten“ eine „Vollkatastrophe“ gewesen, wie Marschall anmerkte. Personell musste man auf einige Leute verzichten – und traf dann auf einen Kontrahenten, der alles in die Waagschale warf. „Wenn der Gegner hinten gut und diszipliniert steht, ist es immer schwer – egal gegen wen. Trotzdem müssen wir den Anspruch haben, es besser zu lösen“, so Marschall, der auch die Steigerung des FC Dynamo im Vergleich zur ersten Partie bemerkte. Vor allem im zweiten Durchgang, als man davon ausging, dass die Luft so langsam nachlassen würde, sei der FCD von Minute zu Minute „lauter und frecher geworden. Wir wollten den Ball laufen lassen, bis der Gegner müde ist. Das war aber nicht der Fall“, zog Marschall seinen Hut, meinte aber auch: „Das lag nicht an denen, sondern am meisten an uns selbst. Als wir 3:0 geführt haben, war plötzlich eine ganz andere Körpersprache da“, erklärte er – und gestand abschließend, dass er das gesamte Spiel über „ganz entspannt“ gewesen sei.

Autor: Dennis Kormanjos