Landesliga Hansa

Bergstedt bastelt: Woltemath bleibt – Drei „Säulen“ brechen weg, sieben Neue da!

08. April 2020, 18:22 Uhr

Tom Woltemath will auch in der kommenden Saison mit dem SV Bergstedt an der Teekoppel diverse Punkterfolge bejubeln. Foto: Bode

„Natürlich“, macht Tom Woltemath keinen Hehl daraus, „nervt die aktuelle Situation“. Allerdings betont der Übungsleiter des SV Bergstedt auch: „Es gibt Menschen, die haben ganz andere Probleme. Ich jammere darüber, dass ich im Home Office sitze und meinem Hobby Fußball nicht nachgehen kann – andere verlieren gerade ihren Job oder Familienmitglieder. Deshalb sollte man den Ball da mal ganz flach halten!“, stellt er unmissverständlich klar – und bringt es damit eigentlich auf den Punkt. So schwer die augenblickliche Situation auch für „uns“ Amateurfußballer, Offizielle, Fans und treue Wegbegleiter ist – es gibt nun mal wichtigere Dinge im Leben: Und dazu gehört zweifellos die Gesundheit!

Nichtsdestotrotz müssen Woltemath und der SV Bergstedt auch nach vorne gucken und für den Fall, dass der Ball schon bald oder aber erst in der neuen Saison – wann auch immer diese stattfinden soll – wieder rollt, eine schlagkräftige Truppe ins Rennen schicken. „Stand heute sind wir schon relativ gut aufgestellt“, lässt uns Woltemath auf Nachfrage in Bezug auf die Personalplanungen wissen – und fügt an: „Es gibt ja auch kaum mehr die Chance, Spieler jetzt noch zu sehen oder zu testen. Deshalb war es extrem gut, dass wir schon rechtzeitig aktiv waren.“ Auch was seine Person betrifft: „Ja, ich werde nächste Saison auch Trainer des SV Bergstedt sein“, verrät er uns, ehe er erklärend ausführt: „Der Verein ist im Januar auf mich zugekommen. Wir sind uns relativ schnell einig geworden, dass wir über die Saison hinaus zusammenarbeiten möchten.“ Doch nicht nur darüber freue er sich, wie er sagt, sondern auch über die Tatsache, „dass das Trainerteam mit Nico Förster und Helge Prager so zusammenbleibt“ und „uns auch die Betreuer, die schon seit gefühlt 100 Jahren im Verein sind, erhalten bleiben“.

"Das sind die normalen Prozesse, die nach einem Trainerwechsel erfolgen"

Lukas Hübner wird dem SVB aufgrund eines Studiums in Dänemark in der kommenden Saison nicht zur Verfügung stehen. Foto: Bode

Nachdem die Mannen von der Teekoppel unter Woltemath-Vorgänger Christian Dittmar nur zwei der ersten zehn Saisonspiele gewannen und der ehemalige Berne-, Sasel II- sowie VfL 93-Coach in die Bresche sprang, war ein deutlicher Aufwärtstrend unübersehbar. Aus den folgenden elf Partien wurden 18 Zähler (Fünf Siege, drei Remis, drei Niederlagen) eingeheimst. Dadurch verbesserte sich Bergstedt von einem Abstiegsplatz auf den elften Rang und hat inzwischen ein Fünf-Punkte-Polster auf die bedrohte Zone. „Ja, der Trend war gut“, bestätigt Woltemath nun – und meint auch: „Wir haben sehr gut gepunktet, sonst würden wir wahrscheinlich auch auf einem Abstiegsplatz stehen.“ Aber: „Ich denke mal, das sind so die normalen Prozesse, die nach einem Trainerwechsel erfolgen. Mein Vorgänger hatte hier ja auch eine sehr erfolgreiche Zeit. Aber wie es dann oft so ist: Es kommt ein neuer Trainer mit einer neuen Art und einer neuen Ansprache – die muss gar nicht besser sein, sondern vielleicht einfach nur anders – und die Spieler sind neu fokussiert oder sehen für sich neue Chancen. Das konnten wir ganz gut in Punkte ummünzen und haben die Ausgangssituation ein bisschen verbessert“, so Woltemath, der seinen eigenen „Einfluss nicht selbst beurteilen kann“, gibt er sich bescheiden.

"Ich bin mir sehr sicher, dass die Saison zu Ende gespielt wird"

Zurzeit ist an eine Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit aber (noch) nicht zu denken. Dennoch: „Die Mannschaft versucht sich für den Tag X fit zu halten.“ Für den Tag, an dem das Runde endlich wieder ins Eckige fliegen kann. „Durch die DFB-Änderung, dass die Möglichkeit besteht, die Saison zu verlängern, glaube ich tatsächlich auch daran, dass die Saison zu Ende gebracht wird“, glaubt Woltemath. „Ich tippe mal, dass der Verband auch Angst davor hat, sollte man sich für einen Abbruch entscheiden, dass sich eine Mannschaft, die auf- oder abgestiegen wäre, mit rechtlichen Schritten dagegen wehren würde. Deshalb bin ich mehr sehr sicher, dass die Saison zu Ende gespielt wird“, ist er überzeugt davon. „Wann, das weiß ich auch nicht. Aber selbst, wenn es erst im September oder Oktober der Fall wäre, glaube ich daran, dass dann erstmal diese Saison zu Ende gespielt wird und die neue Spielzeit dann meinetwegen Januar beginnt.“ Aber, so Woltemath, „das sind auch alles nur Vermutungen“.

Drei "tragende Säulen" hören (vorerst) auf

Wenn dem aber so ist, sieht man sich beim SVB gut gewappnet. Wenngleich der „Headcoach“ auch unterstreicht: „Dadurch, dass wir eben auch drei Säulen verlieren und nach und nach neue Spieler einbauen wollen, sind wir so ein bisschen in einem kleinen Umbruch.“ Seine Mannschaft bestehe „ zum Teil aus einem Kern, der dem SV Bergstedt schon seit vielen Jahren zugehörig ist, die Mannschaft trägt – und eine andere Hälfte von jungen Spielern“. Von den angesprochenen „tragenden Säulen“ sind drei Spieler dabei, „die uns aus beruflichen Gründen wegbrechen werden“. Namentlich handelt es sich dabei um Torhüter Pascal Eisenhardt („Er ist beruflich in der Pflege tätig, in Hamm sesshaft und schafft den Aufwand nicht mehr. Das Bedauern wir natürlich sehr, weil er ein super Torwart und Bergstedter Urgestein ist. Aber es ist verständlich und nachvollziehbar. Das gilt auch für die anderen beiden Jungs“), Lukas Hübner (studiert in Dänemark) und Gary Hillen (studiert in Wien). „Das sind drei Leistungsträger, deren Abgänge schwer wiegen. Wir sind nach wie vor in Kontakt und sie werden auch zu uns zurückkehren, nur eben nicht in der neuen Saison. Da ist das Zeitfenster noch offen“, teilt uns Woltemath mit.

Sieben Neue fix - "Wollen nicht nur das Kaninchen sein"

Auch Keeper Pascal Eisenhardt kann den Aufwand künftig nicht mehr stemmen. Foto: Bode

Den drei Abgängen stehen allerdings auch sieben Neuzugänge gegenüber. Ein „Dreierblock“ von Concordia II bestehend aus Torwart Henry Kern, Kevin Jäckel und Rene-Pascal Weiß, Erik Bauer (Hoisbütteler SV), Sipan Ahmad (zuletzt FC Elazig Spor), Henrik Kröger (eigene Zweite) sowie einen weiteren Akteur „mit Landesliga-Erfahrung, den wir namentlich aber noch nicht preisgeben wollen“, erzählt Woltemath, der zudem 18 feste Zusagen aus dem aktuellen Kader und somit schon mal 25 Mann für die neue Saison beisammen hat. „Drei interne und zwei externe Gespräche stehen noch aus.“ Durch die schwerwiegenden Abschiede des „Urgestein-Trios“ wird es für Bergstedt allerdings, „nur um den Klassenerhalt gehen – so wie auch in dieser Saison“, will der 49-Jährige aber gar nicht tiefstapeln. „Mittelfristig ist schon das Ziel, dass wir uns in der Landesliga stabilisieren, etablieren und natürlich nicht nur das Kaninchen sein, sondern auch selbst mutigen Fußball zeigen wollen. Daran werden wir auf jeden Fall weiterarbeiten.“ Man wolle jedenfalls „nicht nur das graue Mäuschen, das sich in der Landesliga halten will“, sein. „Nur klar ist eben auch, dass man realistisch bleiben muss. Und für uns geht es im ersten Step immer um den Klassenerhalt – und alles andere muss dann parallel laufen. Der Liga-Erhalt ist für uns das wichtigste, um rechtzeitig planen zu können.“

Autor: Dennis Kormanjos