3. LOTTO-Talk

Braucht Hamburg ein Drittliga-Stadion? Leidenschaftliche Diskussionsrunde!

23. März 2022, 09:06 Uhr

LOTTO-Talk-Runde: Carsten Byernetzki, Christoph Holstein und Christian Okun (hi. v. lks.); Birgit Hasselbusch, Liborio Mazzagatti und Sabine Mammitzsch (vo. v. lks.). Foto: HFV

Nicht nur Christoph Holstein (Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport), Christian Okun (HFV-Präsident), Liborio Mazzagatti (Sportlicher Leiter Teutonia 05) und Sabine Mammitzsch (neue DFB-Vizepräsidentin) diskutierten am Montagabend beim 3. LOTTO-Talk im Hotel Le Meridien über das Thema: „Braucht Hamburg ein Drittliga-Stadion?“ Auch zahlreiche weitere Protagonisten aus Hamburgs Sport-Hochburg kamen bei der Veranstaltung des Hamburger Fußball-Verbandes zu Wort – und hatten eine klare Meinung.

Lieferten sich einen Schlagabtausch: Liborio Mazzagatti (li.), Sportlicher Leiter FC Teutonia 05, und Sport-Staatsrat Christoph Holstein. Foto: HFV/Gettschat

Teutonia 05 möchte aufsteigen – hat aber keinen Spielort; Wo sollen die HSV-Frauen spielen, wenn sie in die Bundesliga aufsteigen? Warum sind Frauen- und Junioren-Länderspiele des DFB in Hamburg nicht möglich? Wo ist die Heimat für erstklassigen Football, Rugby und Spitzen-Leichtathletik in Hamburg? Die Antworten auf all die Fragen versuchte das Moderatoren-Duo Birgit Hasselbusch (Sportkommentatorin, Buchautorin) und Carsten Byernetzki (Pressesprecher Hamburger Fußball-Verband) den anwesenden Gästen zu entlocken. Und schnell entfachte eine eifrige Diskussion.

„Hamburg braucht ein Stadion für ambitionierten Sport“

„Hamburg muss größer denken, um eine internationale Sportstadt – auch für den Breitensport – werden zu können“, hatte HFV-Präsident Christian Okun eine eindeutige Haltung zu dem Bau eines Drittliga-tauglichen Stadions. Eine Welle, die der FC Teutonia 05 losgetreten hat. Der Verein aus Ottensen, der in der Regionalliga Nord oben mitmischt und kurzfristig den Drittliga-Aufstieg anvisiert, möchte eine neue Heimat in Hamburg finden. Eine, die den Regularien in der Dritten Liga entspricht. „Hamburg braucht ein Stadion für ambitionierten Sport – und da geht es nicht nur um Teutonia 05“, stellte Liborio Mazzagatti, Sportlicher Leiter des Clubs, unmissverständlich klar.


„Wir sind seit Juni 2021 mit Herrn Holstein im Austausch und haben im Oktober ein strategisches Entwicklungs-Konzept eingereicht“, bei dem es, laut Mazzagatti, um ein Nachwuchsleistungszentrum und ein neues Stadion geht. Gesamtinvestitions-Volumen: 40 Millionen Euro. „Das Konzept basiert auf einer Liegenschaft der Stadt. Alles, was darauf kommt, wird von unseren Investoren getragen.“ Man sei viele Monate im Austausch gewesen, berichtete Mazzagatti. „Im letzten Gespräch im Februar hat Herr Holstein uns gesagt, dass es in Hamburg keine Fläche in dieser Größenordnung gibt.“

„Wir reden über eine Fläche in der Größenordnung von 19 Hektar“

HFV-Präsident Christian Okun unterstützt das Vorhaben eines Drittliga-tauglichen Stadions. Foto: HFV/Gettschat

Eine Größenordnung, die weitaus größere Dimensionen annimmt, als man vermuten mag. So verriet Sport-Staatsrat Holstein: „Wir reden über eine Fläche in der Größenordnung von 19 Hektar.“ Als Beispiel führte der SPD-Politiker an: Das HSV-Stadion samt Trainingsanlage und Parkplatz (Weiß) kommt auf 17,5 Hektar. Das Ergebnis nach eingehender und gleich doppelt durchgeführter Prüfung: „So eine Fläche in der Größenordnung gibt es nicht“, so Holstein. „Es ist ein sehr professionelles Konzept, was Teutonia erstellt hat. Aber wenn dieses städtische Grundstück nicht zur Verfügung steht, muss man nun mal umswitchen. Und der Knackpunkt ist der, dass es eine so große Fläche wie die Binnenalster sein soll“, gehe man mit einer gewissen Sensibilität an das Thema ran.

Mazzagatti wünscht sich „mehr Hilfe von der Stadt“

Ragnar Törber, Zweiter Vorsitzender von Altona 93, nahm kein Blatt vor den Mund. Foto: HFV/Gettschat

Gleiches gilt für den ambitionierten Regionalligisten. „Wir sind ja nicht blauäugig“, stellte Mazzagatti unmissverständlich klar. „Es geht nicht nur um Teutonia 05, sondern um weitere Sportarten“, nannte er die Footballer der Hamburg Sea Devils, mögliche Junioren-Länderspiele und sogar eine Laufbahn für Leichtathletik-Events als Beispiel. „Es gibt den Bedarf für die Sportstadt Hamburg. Denn es gibt genug Sportarten, die ambitioniert sind und ein Stadion benötigen. Es ist an der Zeit, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen“, wünsche er sich „ein bisschen mehr Hilfe der Stadt. Denn: „Wir versuchen gerade, etwas für Hamburg zu machen.“ Allerdings monierte er, dass sämtliche „Hilferufe“ nicht gehört wurde. „Ein reger Austausch hat bis heute nicht stattgefunden.“

„Wenn man mit dem Risiko ein Stadion bauen will, haben wir ein Problem“

Dem entgegnete Holstein: „Die zentrale Frage ist: ja, wie sinnvoll und klug ist es, ein Stadion vorzuhalten, weil es ja sein könnte, dass da einer kommt und sagt: Ich möchte da spielen?“ Und weiter: „Wenn ein Sponsor ein Stadion bauen will, mit dem Risiko, dass es leer ist, wenn man nur zehn Prozent der Stadionkapazität verkauft bekommt, wie das derzeit in der Dritten Liga der Fall ist, dann haben wir da natürlich ein Problem.“ Zudem gebe es weitere zentrale Fragen: „Erstens: Wo das sein soll. Zweitens: Wer das bauen soll. Drittens: Wer das finanzieren soll. Und viertens: Wer das betreiben soll. Da sehe ich eine Gefahr.“ Es bringe nichts, „nur einen Stein ins Wasser zu schmeißen“, damit würde man „keine Debatte anstoßen“, so Holstein. „Und die zentrale Frage löse ich nur, wenn man eine Debatte darüber führt.“

„Teutonia wird nicht im gleichen Stadion spielen wie wir“

Horst Meyer (re.) brachte das Dilemma des TSV Neuland und der "kleinen Vereine" klar zum Ausdruck. Foto: HFV/Gettschat

Gar kein Blatt vor den Mund nahm Ragnar Törber, Zweiter Vorsitzender von Altona 93, als es darum ging, dass sich der AFC und der FC Teutonia 05 am Standort Diebsteich, wo die neue Spielstätte von Altona 93 entstehen soll, nachdem die Adolf-Jäger-Kampfbahn dem Wohnungsbau weichen wird, eine neue Heimat teilen könnten: „Es wird viel über uns und nicht mit uns gesprochen. Mit uns wird es das nicht geben, dass Teutonia im gleichen Stadion spielt wie wir“, stellte Törber klar – und führte aus: „Ich sehe auch den Bedarf überhaupt nicht“, nannte er die Hamburg Die Sea Devils als einziges Team, das eventuell Bedarf hätte an einer größeren Arena. „Ich höre auch zum ersten Mal, dass dort Leichtathletik stattfinden soll. Das alles wird nicht am Diebsteich-Standort der Fall sein. Die Planung ist transparent und seit fünf Jahren sichtbar. Das Stadion wird genau unserem Bedarf entsprechen.“ Und nur dem Bedarf des AFC. „Wir sind ambitioniert. Aber solche Harakiri-Aktionen sind uns völlig fremd.“ Es habe bis zum heutigen Tag „nicht einen Anruf“ von Seiten des Lokal-Nachbarn gegeben. Und den könnten sich die Teutonen wohl auch sparen – denn: „Von uns käme eh ein Nein!“

„Für mich gibt es Flächen in dieser wunderschönen Stadt“

Hamburg müsse größer denken und brauche „ein Stadion für 10.000 bis 15.000 Zuschauer“, meinte hingegen HFV-Präsident Okun. „Das ist ein Thema, was ganz Hamburg betrifft“, nahm er diverse Sportarten mit ins Boot. „Das ist keine Diskussion, die nur Altona oder Teutonia berührt. Es geht um viel mehr.“ Und Fakt sei auch, dass „Altona 93 ein neues Stadion braucht und das Hausrecht haben muss“, müsse man trotzdem Diskussionen anstoßen und Lösungen finden. Im Gegensatz zu Holstein befand Okun nämlich: „Für mich gibt es Flächen in dieser wunderschönen Stadt.“

Autor: Dennis Kormanjos

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