Oberliga

Concordia: Bohlen sagt ab – Hinschenfelde ist Geschichte, zurück an den Bekkamp!

08. Mai 2023, 16:19 Uhr

Thomas Bohlen hat das Angebot, neuer Cheftrainer bei Concordia Hamburg zu werden, ausgeschlagen. Foto: KBS-Picture.de

In einer Pressemitteilung – unterzeichnet von Präsident Matthias Seidel und Geschäftsführer Kevin Reichmann – gibt Concordia Hamburg bekannt: „Leider hat unser Co-Trainer Thomas Bohlen unser Angebot auf den Cheftrainer-Posten nicht angenommen.“ Weiter heißt es: „Nach einer Bedenkzeit hat uns Thomas mitgeteilt, dass er unser Konzept sehr spannend und reizvoll findet. Die nötige Zeit, die die Umsetzung des Konzeptes benötigt, kann Thomas nicht bedienen. Mit seiner Perfektion lässt sich dieses nicht vereinbaren.“ Der Verein dankt Bohlen „für die Zusammenarbeit und ganz besonders dafür, dass er die Saison mit so viel Einsatz zu Ende geführt hat“. Zudem verrät der Oberligist, dass man „derzeit noch keine weiteren Trainergespräche geführt“ habe. „Mögliche Kandidaten werden wir zeitnah kontaktieren.“

Vor allem aus zeitlichen Gründen, das neue Konzept kurzfristig umzusetzen, habe Bohlen dem Verein abgesagt, wie es heißt. Foto: KBS-Picture.de

Nach dem plötzlichen Abschied von Chefcoach Stefan Gehrke, der dem Verein vor geraumer Zeit „unter anderen Umständen und Bedingungen“, wie er uns selbst sagte, bereits das mündliche Ja-Wort gegeben hatte und nun zur kommenden Saison beim Hamburger SV III anheuern wird, ist Concordia Hamburg auf der Suche nach einem Nachfolger. Nach der Vermeldung, dass Bohlen die Position nicht dauerhaft übernehmen wird, haben wir uns mit Präsident Matthias Seidel über die Planungen, das neue Konzept, mögliche Nachfolger und Ziele unterhalten…

FussiFreunde: Im „Abendblatt“ hat Thomas Bohlen nach dem Altona-Spiel gesagt, dass er das Angebot hat, dem Verein als Trainer und Sportlicher Leiter erhalten zu bleiben. Wie genau sah die Planung von Seiten des Vereins aus?

Matthias Seidel: „Die Konstellation, die wir uns für und mit Thomas gedacht haben, war die, dass er als Cheftrainer der Liga-Mannschaft weitermacht und wir ein Team aufbauen wollen, dass wir mit dem Gesamtkonzept – sprich: dass die Erste und die Zweite Mannschaft noch enger zusammenrücken und der Kader insgesamt verjüngt werden soll – dann durchstarten wollen. Seine Rolle sollte die des Cheftrainers sein – aber auch mit ganz viel Kompetenzen im erweiterten Bereich.“

Nun hat Thomas dieses Angebot nicht angenommen. Warum nicht?

Cordi-Präsident Matthias Seidel bedauert die Entscheidung, dass Bohlen das Angebot des Vereins ausgeschlagen hat. Foto: Bode

Seidel: „Zuallererst ist es sehr schade, dass er das Angebot ausgeschlagen hat. Seine Hauptgründe waren einerseits die zeitliche Belastung, weil er immer aus der anderen Seite von Hamburg rüberkommt, und schlussendlich auch ein bisschen der Kritikpunkt, der vielleicht auch zu Recht kommt, dass wir strukturell noch nicht so aufgestellt sind und er die Befürchtung sieht, dass da sehr, sehr viel Arbeit bei und an ihm hängenbleibt. Das kann ich ein Stück weit nachvollziehen. Aber ich bin mir sicher, dass wir rechtzeitig alle Strukturen geschaffen haben, um uns für die neue Saison gut aufzustellen.“

Wie seid ihr denn aktuell aufgestellt? Es kursieren ja durchaus Gerüchte, dass Cordi im Augenblick gefühlt erst vier, fünf Spieler für die neue Saison unter Vertrag hat…

Seidel: „Also, es sind mehr als vier oder fünf Spieler (lacht). Es ist schon ein erweiterter, größerer Kader, den wir zusammenhaben. Die Zweite Mannschaft, die am Sonntag den Aufstieg in die Landesliga geschafft hat, bleibt beispielsweise komplett im Verein. Insgesamt sind wir sehr gut aufgestellt für das neue Konzept. Und es ist ja auch klar: wenn wir so ein neues Konzept angehen wollen, dass wir dann einen klaren Schnitt machen müssen.“

Was bedeutet denn der Aufstieg der „Zweiten“ für den Verein? Und wie viele Spieler aus dieser Mannschaft schaffen eventuell den Sprung in die Liga-Mannschaft?

Seidel: „Erstmal ist es natürlich ein wahnsinnig toller Erfolg der Mannschaft, die als Aufsteiger in die Bezirksliga den direkten Durchmarsch geschafft hat! Manuel Demir (Trainer der U23, Anm. d. Red.) hat mir das sogar schon zu Beginn der Saison vorausgesagt. Es ist also kein Zufallstreffer, sondern Manuel war sich von Anfang an sicher, dass er es schafft. Das ist ein großartiges Zeichen! Für uns als Verein bedeutet das, dass die Erste und die Zweite viel enger zusammenrücken werden. Deswegen geht es gar nicht so sehr darum, welcher Spieler jetzt wirklich in die Liga-Mannschaft hochrückt. Natürlich wird das dazu führen, dass der eine oder andere Spieler mehr Anteile in der Ersten oder auch in der Zweiten hat. Aber insgesamt wollen wir beide Mannschaften gemeinsam betreuen und angehen. Denn das ist ja die große Chance, die wir jetzt haben, die Erste in der Oberliga und die Zweite in der Landesliga ganz dicht und eng zusammen zu bringen.“

Du hast Manuel Demir als „Erfolgsmacher“ der Zweiten schon angesprochen. Ist er nach der Absage von Thomas Bohlen den jetzt der logische nächste Kandidat für die Liga?

Hat er schon den neuen Mann am Apparat? Cordi-Präsident Matthias Seidel muss sich nun auf die Suche nach einem neuen Chefcoach begeben. Foto: Bode

Seidel: „Manuel hat erst heute erfahren, dass Thomas abgesprungen ist. Die Zweite hatte gestern ihr Aufstiegsspiel, da gab es noch nicht den Zeitpunkt und es war im Moment der Feierlichkeiten auch nicht angebracht, ihn dort schon darüber zu informieren. Aber Manuel ist so dicht an der Zweiten Mannschaft dran. Er hat das aufgebaut und sich mit der Mannschaft die Landesliga erarbeitet. In seiner Rolle wird er in dem Gesamtkonzept durch die noch engere Verzahnung allerdings auch automatisch eine Rolle für die Erste Mannschaft mitspielen.“

Es war viel vom neuen „Konzept“ die Rede. Inwieweit bedeutet das, dass die Zeiten, wo bei Cordi durchaus mehr Geld im Umlauf war, vorbei sind?

Seidel: „So viel Geld war es dann ja immer doch nicht. Da sind und waren andere Vereine noch weiter vorne als wir.  Aber auch dieses Konzept wollen wir so nicht mehr weiterführen. Wir haben ja immer den Maßstab, dass bei uns alles maximal sauber laufen muss. Für uns ist es viel interessanter, wenn wir die beiden Mannschaften viel enger und dichter zusammenführen. Die Überschrift des neuen Konzeptes lautet: ‚Wir wollen die Spieler besser machen.‘ Als Resultat daraus wollen wir die Spiele gewinnen – und eben nicht auf Krampf. Insgesamt werden die Kader jünger und die Spieler noch mehr gefördert. Es geht sogar so weit, dass wir noch ein individuelles Vormittags-Training für die Spieler anbieten und eben die Spieler zu Concordia locken und für den Verein abholen wollen, die wirklich ein großes Interesse daran haben, besser zu werden – und nicht an das große Geld denken.“

Das Wort „Krampf“ ist eben schon gefallen. In den letzten Jahren hat man ja ziemlich krampfhaft an dem Thema „Regionalliga“ festgehalten. Kann man denn sagen, dass die Regionalliga erstmal und zumindest kurzfristig komplett vom Tisch ist?

Mit neuem Konzept - weg vom großen Geld, hin zum Fördern von jungen Spielern - wollen Seidel und Cordi künftig an den Start gehen. Foto: Bode

Seidel: „Man hat ja anhand von Manuel gesehen, wie schnell das gehen kann, dass man erfolgreich ist. Das Thema ‚Regionalliga‘ ist ja nicht nur eines aus sportlicher Sicht gewesen. Wir haben auch die Aufstiegsspiele bestritten und waren dabei. Aber insgesamt gibt es einfach viele strukturelle Probleme, mit denen wir noch zu tun und zu kämpfen haben. Wir haben ja immer noch keine vernünftige Spielstätte und werden nächstes Jahr auch nicht mehr im Sportpark Hinschenfelde spielen!“

Das ist ja mal eine interessante und ganz neue Info. Wie kommt es dazu?

Seidel: „Das liegt ganz einfach daran, dass die Preise nochmal gestiegen und höher geworden sind. Und wir können es uns als Amateursportverein nicht leisten, diese Preise dort zu bezahlen. Deshalb werden wir wieder an den Bekkamp zurückkehren. Und selbst da ist noch nicht geklärt, ob das Bezirksamt uns den Rasenplatz fertig macht oder ob wir nach 15 Jahren endlich eine neue Decke auf dem Kunstrasenplatz bekommen. Das sind verschiedene Geldtöpfe, da streitet sich die Politik – und am Ende des Tages bleibt dann ein Verein wie Concordia auf der Strecke, was für uns aber natürlich extrem wichtig in der Planung ist.“

Kommen wir nochmal zurück zum Trainer: Nun seid ihr da ja schon relativ spät dran. Habt ihr euch intern eine Deadline gesetzt, bis wann ihr auf der bedeuteten Position Klarheit haben wollt?

In der neuen Saison geht es für Cordi aus dem Sportpark Hinschenfelde zurück zum Bekkamp, wo der Kunstrasen längst baufällig ist. Foto: KBS-Picture.de

Seidel: „Natürlich haben wir erstmal Thomas Bohlen die nötige Zeit gegeben, sich zu entscheiden. Natürlich ist es immer blöd, wenn solche Entscheidungen am letzten oder vorletzten Spieltag passieren. Von daher war uns schon klar, dass wir ungewollt ein bisschen spät dran sind. Aber es gibt auch schon erste Kandidaten, über die wir im Hintergrund nachgedacht haben. Bisher gab es jedoch noch keine Kontaktaufnahme. So viel Fairness haben wir dann auch gegenüber Thomas an den Tag gelegt. Nichtsdestotrotz gibt es im Hintergrund natürlich eine Liste, die wir nun angehen werden.“

Autor: Dennis Kormanjos