Hallenturnier

Cordis „Zweite“ rockt den Wandsbek-Cup - aber Höfs holt Paloma den Pott!

08. Januar 2023, 18:18 Uhr

Der USC Paloma hat den "36. Haspa-Wandsbek-Cup" in einem turbulenten und dramatischen Finale für sich entschieden. Glückwunsch! Foto: Kormanjos

Er war „sehr stolz“ auf seine Jungs - und das mit gutem Recht: Als krasser „Underdog“ ins Turnier gestartet, drückte Concordia Hamburg dem „36. Haspa-Wandsbek-Cup“ (das ganze Turnier in der Ergebnis-Übersicht) den Stempel auf. Aber: Es war nicht etwa die Liga-Mannschaft, die zwar mit vier Siegen in vier Spielen eindrucksvoll durch die Gruppenphase marschierte, die am Ende für das ganz große Ausrufezeichen sorgte, sondern um ein Haar die in der Bezirksliga Ost an der Tabellenspitze thronende Zweitvertretung, die den ganz großen Wurf nur um Haaresbreite verpasste. Der Coup blieb der Elf von Chefcoach Manuel Demir schlussendlich zwar verwehrt - dafür stellte man die eigene Liga-Mannschaft in den Schatten!

Mit acht Treffern in der Gruppenphase sicherte sich Ian-Prescott Claus (li.) den Titel des Torschützenkönigs. Foto: Kormanjos

Nicht einmal sechs Sekunden waren im großen Finale gespielt, als Jeffrey Agyemang das Leder millimetergenau in den rechten Knick schweißte und Concordia II vom Turniersieg träumen ließ. Doch am Ende setzte sich der USC Paloma die Krone beim „Wandsbek-Cup“ auf, Carlos Flores Neves die „Tauben“ mit seinem trockenen Ausgleichstreffer ins Neunmeterschießen „rettete“. Dort schwang sich USC-Keeper Thor-Arne Höfs zum Matchwinner auf. Nachdem Luka Seidel-Whitelaw und Agyemang das Runde für den Außenseiter noch im Eckigen unterbrachten und Caner Bektas sowie Kevin Lohrke für den favorisierten Oberligisten trafen, verwandelte Höfs zunächst sicher vom Punkt zum zwischenzeitlichen 3:2, ehe er den entscheidenden „Neuner“ von Juan Hernandez glänzend parierte und Paloma zum Titelgewinn trug!

Höfs avanciert zum "Cordi-Schreck"

Zum besten Torwart des Turniers wurde nicht der spätere Halbfinal- und Final-Held Thor-Arne Höfs, sondern Timo Grandt (li.) von Überraschung-Finalist Cordi II gekürt. Foto: Kormanjos

Nicht nur das. Der 27-jährige Höfs avancierte zum regelrechten „Cordi-Schreck“. Denn schon im dramatischen Halbfinale gegen Cordis Oberliga-Truppe parierte der Torsteher die Versuche vom ansonsten überragenden Ian-Prescott Claus und von Steven Lindner. Damit führte Höfs die Uhlenhorster überhaupt erst ins Endspiel. „Ich glaube, so weit war Paloma die letzten zehn Jahre nicht mehr“, scherzte USC-Coach Marius Nitsch schon vor dem Semifinale, das seine Equipe lange Zeit anführte. Bis 47 Sekunden vor Ultimo hatte das 1:0 durch Bektas Bestand. Doch dann sorgte eine Überzahlsituation - Serhat Büyükkeskin sah nach einem Vergehen an Vincent Janelt eine Zwei-Minuten-Strafe, woraufhin Cordi seinen Torwart Patrick Tiedje vom Platz nahm und mit Lindener einen zusätzlichen Feldspieler brachte - für den Ausgleich durch Claus.

"Für mich ist das keine große Überraschung"

Im Neunmeterschießen behielt Paloma aber die besseren Nerven - nicht zuletzt dank Thor-Arne Höfs - und verhinderte das reine Cordi-Finale. Dass seine Jungs am Ende sogar besser abgeschnitten haben als die „Erste“, sei zwar „schön“, so Demir. „Aber die Liga ist ja auch bis ins Halbfinale gekommen und dort erst im Neunmeterschießen gescheitert. Das ist immer eine Lotterie.“ Nichtsdestotrotz: „Wir haben richtig gute Jungs in der Truppe. Für mich ist das keine große Überraschung, dass wir so weit gekommen sind“, so der Cordi II-Coach, der die Mannschaft schon „seit zehn bis zwölf Jahren kennt. Das ist meine alte A-Jugend- Wir sind eingespielt.“ Zwar sei man „nicht so gut“ ins Turnier reimgestartet, „weil wir noch etwas nervös waren“, sprach er auf die 1:3-Niederlage im allerersten Gruppenspiel, was später auch gleichzeitig das Endspiel sein sollte, gegen den USC Paloma an. „Aber dann hat man gesehen, was in den Jungs drin steckt.“

Cordi II gewinnt "Gruppen-Herzschlagfinale" - und macht Condor nass

Mohamed Giresse Fané (li.) vom Landesligisten Rahlstedter SC wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Foto: Kormanjos

Vor allem das letzten Gruppenduell gegen den Rahlstedter SC bot reichlich Spektakel. Mohamed Giresse Fané, der zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, brachte den Hansa-Landesligisten früh in Front. Aber: Okan Subay mit einem Winkel-Hammer und Leon Baulecke drehten das Geschehen auf den Kopf und sorgten bei Cordi-Präsident Matthias Seidel für pure Ekstase am Spielfeldrand. Denn dadurch sicherte sich die „Zweite“ nicht nur das Weiterkommen und eliminierte den RSC, sondern heimste auch noch den Gruppensieg ein. Rahlstedt konnte in den letzten 17 Sekunden der Partie eine Überzahl nicht mehr zum Ausgleich nutzen und haderte vor allem mit dem Zustandekommen des Tores zum 1:2, dem ein Handspiel vorausgegangen sein soll.

Wie dem auch sei. Die Demir-Mannen setzten ihren Lauf im Halbfinale gegen den SC Condor fort, siegten durch Treffer von Hernandez (2), Subay und Aren Geyik letztlich deutlich mit 4:1. Zu diesem Zeitpunkt träumte Seidel noch vom vereinsinternen „Traumfinale“, das der USC Paloma allerdings vereitelte. Im Spiel um den dritten Platz behielt Concordia Hamburg dafür im Neunmeterschießen gegen Condor die Oberhand (3:2) und durfte sich zudem über ein eingelöstes Versprechen freuen. Denn, wie Seidel hinterher verriet, war die Ansage von Ian-Prescott Claus im Vorfeld, in jedem Spiel zwei Buden zu machen. Das tat er in der Vorrunde und wurde allein dort mit insgesamt acht Treffern bester Torschütze des Turniers.

"Es ist schon eine Ehre und ziemlich cool"

Von links: Ian-Prescott Claus (Concordia Hamburg), Timo Grandt (Concordia II) und Mohamed Giresse Fané. Foto: Kormanjos

Zum besten Torhüter des „36. Haspe-Wandsbek-Cups“ wurde nach der Gruppenphase Timo Grandt von Concordia II gewählt. Zumindest ein Titel für die durchaus für Furore sorgende Cordi-Reserve. Während sich der USC Paloma und Thor-Arne Höfs am Ende die Turnier-Krone aufsetzten. „Es ist schon eine Ehre und cool, dass wir mit einer kleinen Mannschaft ohne Hallentraining so weit gekommen sind und das Turnier gewonnen haben“, strahlte Palomas Co-Trainer Zoran Nestorovic, der an jenem Tag die Verantwortung trug. „Wir haben uns ziemlich lange Gedanken darüber gemacht, wie wir das über die Bühne bringen - und es hat funktioniert.“

Was Nestorovic damit genau meinte? Mit Höfs, Wallner und Lohrke standen lediglich drei Akteure aus der Liga im Aufgebot. „Die Jungs aus der U23 sind allesamt technisch versierte Spieler, die wir auch im erweiterten Liga-Kader haben und immer mal wieder mittrainieren, so dass sie nicht mega weit weg sind“, vertraute Marius Nitsch auf viele Youngster aus der „Zweiten“. Weiter erklärte der Cheftrainer des USC mit einem Augenzwinkern: „Ich glaube, Cordi hat das Turnier gefühlt sieben Mal in Folge gewonnen. Ich weiß nicht, wann Paloma das letzte Mal siegreich war. Von daher freuen wir uns natürlich schon, weil das auch so ein bisschen ein Prestige-Ding ist. Rein sportlich hat es keinen riesigen Mehrwert. Aber es macht natürlich viel mehr Spaß, wenn man erfolgreich ist.“

"Man findet immer eine Handvoll Spieler, die Bock darauf haben"

Rund 400 Zuschauer verfolgten das Turnier in der gut gefüllten Sporthalle Wandsbek. Der Reiz des Hallenfußballs ist nach wie vor und trotz der langen Corona-Pause groß. Aber: Immer weniger Mannschaften und Spieler können sich für das runde Leder unter dem Hallendach begeistern. „Ich glaube, dass es vor allem bei den Spielern im Kopf ist, die aus einer Verletzung kommen und vielleicht noch nicht topfit sind. Dann stellt man sich schon die Frage, ob man sich die Belastung in der Halle, wo man vor allem kleine, kurze Bewegungen, kurze Sprints und viele Wechselbewegungen hat, antut. Aber Gott sei Dank hat sich heute keiner verletzt. Und dann macht es auch richtig Spaß! Ein paar schöne Tore und Spielzüge waren auch dabei. Von daher wäre es natürlich schön, wenn es noch besser angenommen wird, auch ein, zwei Mannschaften mehr wieder mitmachen und man sich einmal im Jahr zusammenreißt. Denn man findet immer eine Handvoll Spieler, die Bock darauf haben und mitmachen!“

Cordi-Keeper "verschollen"

Kevin Lohrke (Mi.) vom USC Paloma nimmt den Gewinn und den Pokal von Concordia-Präsident Matthias Seidel entgegen. Foto: Kormanjos

Der „36. Haspa-Wandsbek-Cup“ war jedenfalls ein voller Erfolg - und sorgte auch für die eine oder andere Diskussion. Wie zum Beispiel nach dem Oberliga-Aufeinandertreffen zwischen einem enttäuschenden Hamm United FC und Paloma (2:2), als Sebastiao Mankumbani und Lennard Wallner ein paar „Nettigkeiten“ austauschten. Oder auch für den einen oder anderen Lacher. So zum Beispiel, als das Gruppenspiel zwischen Barsbüttel und Cordi angepfiffen werden sollte, der Gastgeber aber plötzlich ohne Torwart dastand. Präsident Matthias Seidel höchstpersönlich spürte den gerade mal 17-jährigen Schlussmann Patrick Tiedje, der sportlich einen überragenden Eindruck hinterließ, auf und beorderte ihn von der einen Tribünenseite auf die andere in Richtung Spielfeld. Diese Szene wurde mit lautem Beifall bedacht. Reichlich Beifall gab es am Ende des Tages auch für die beiden Finalisten - und den Triumphator von der Brucknerstraße...

Autor: Dennis Kormanjos