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„Das Gespött Europas“ durchbricht Negativrekord

04. Dezember 2020, 08:47 Uhr

Spätestens nach der 0:2-Pleite beim FC Porto war Olympique Marseille „das Gespött Europas“, so titelte zumindest die Zeitung „La Provence“. Es „tut weh“, den Mannen aus dem Stade Vélodrome zuzuschauen, hieß es weiter. Und nicht nur die renommierte „L’Équipe“ sprach dem französischen Traditionsverein und neunmaligen Meister das Niveau für die Champions League gänzlich ab und sah eine „historische“ Pleite, selbst „OM“-Trainer André Villas-Boas ging mit seiner Truppe hart ins Gericht: „Um in der Champions League scheiße zu sein, muss man sich erst einmal für die Champions League qualifizieren. Das haben wir getan und wir sind scheiße“, resümierte der Portugiese nach der zwölften Königsklassen-Pleite in Folge.

Als wäre das noch nicht genug der Häme, stellte Olympique Marseille im folgenden Champions-League-Rückspiel gegen den FC Porto mit der 0:2-Niederlage einen neuen Negativrekord auf. Für die „Himmelblauen“ war es die sage und schreibe 13. CL-Schlappe am Stück! Auch die Fußball Wettanbieter hatten längst den Glauben an Olympique verloren. Nicht nur, weil der letzte Sieg Marseilles vom 22. Februar 2012 datiert, als André Ayew im Achtelfinal-Hinspiel zum 1:0-Sieg gegen Inter Mailand traf. Seitdem setzte es ausschließlich Niederlagen. Kein Wunder also, dass die Wettanbieter der Equipe aus der Hafenstadt Südfrankreichs vor dem Heimspiel gegen den griechischen Rekordmeister und 45-fachen Titelträger Olympiakos Piräus nur Außenseiterchancen einräumten.

Auch gegen Olympiakos: „OM“ läuft Rückstand hinterher

Denn: Die Franzosen zogen nicht nur 13 Mal in Folge den Kürzeren, sondern blieben auch in sämtlichen fünf Champions League-Begegnungen in dieser Saison ohne eigenen Torerfolg. Und so kam es, wie es kommen musste. Auch gegen Piräus geriet „OM“ in der 33. Minute durch einen Treffer von Mady Camara in Rückstand. Sollte sich die unrühmliche Serie von Marseille etwa fortsetzen? Mitnichten! Dank zweier Strafstöße, eines hellwachen Video-Schiedsrichters und der rechten Torecke wendete sich das Blatt.

Payet bricht Torbann, Marseille jubelt

Erst wurde Nationalspieler Florian Thauvin im gegnerischen Strafraum von Pape Abdou Cissé zu Fall gebracht, Während Referee Jesus Gil Manzano zunächst weiterspielen ließ, belehrte ihn der Videoreferee eines Besseren. Es gab den Elfmeter, den Dimtri Payet sicher rechts oben verwandelte (55.). Der erste Treffer für Marseille im bisherigen Champions League-Verlauf! Und es sollte noch besser kommen. Keine 20 Zeigerumdrehungen darauf bekam der Ex-Bayern-Star Rafinha einen Schuss von Valentin Rongier an der Strafraumgrenze an die Hand. Gil Manzano entschied auf Freistoß, wurde aber wieder überstimmt. Strafstoß! Erneut trat Payet an. Piräus-Keeper José Sa bekam diesmal die Fingerspitzen dran, mehr aber auch nicht – erneut schlug der Ball im rechten oberen Toreck ein. 2:1 (75.)!

Kann sich Olympique rehabilitieren?

Der erste Sieg für die Elf von André Villas-Boas nach ewig langer Durstrecke. Und nun könnte es am Ende sogar noch zu einem kleinen „Happyend“ kommen: Sollte Marseille im abschließenden Spiel beim bereits feststehenden Gruppensieger Manchester City punkten und Piräus gegen Porto nichts Zählbares einfahren, würde Olympique als Tabellendritter der Gruppe C zumindest in die Europa League einziehen – und „das Gespött Europas“ hätte sich ein wenig rehabilitiert…