Oberliga

„Dass Curslack gegen den Abstieg spielt, ist eigentlich undenkbar!“

18. Februar 2020, 16:19 Uhr

Seit 2014 ist der Gramkowweg sein sportliches Zuhause: Abstiegskampf mit dem SVCN ist aber auch für Sebastian Spiewak relativ neu. Foto: Bode

Er habe in den anderthalb Jahren, die er raus war, „eine Ausbildung zum Heilpraktiker gemacht“, scherzte Christian Woike – nachdem er Yanneck Schlufter, der nach einem Schlag aufs Jochbein über „Schwindel und Übelkeit“ klagte und zur Pause eigentlich raus wollte, mit „gut zureden und einem nassen Lappen“ wieder derart auf die Beine half, dass dieser beim Last-Minute-Punktgewinn in Dassendorf (1:1) die vollen 90 Minuten durchhielt. Mit seiner ihm ganz eigenen Art meldete sich „Crille“ am vergangenen Samstag zurück auf der Hamburger Fußballbühne, mit einem Achtungserfolg seines SV Curslack-Neuengamme beim Spitzenreiter – und mit einem trockenen: „Grüß Gott, alle zusammen.“

Nach einem Schlag von Maxi Dittrich musste Yanneck Schlufter länger behandelt werden, konnte aber auch dank "Neu-Heilpraktiker" Woike weiterspielen. Foto: Bode

„Im Kollektiv“, so Woike, habe sein SVCN „ein ganz großes Spiel gemacht“. Zwar lieferte Curslack am Wendelweg „kein Torschuss-Feuerwerk“ ab, dafür aber bekam man ein ganz großes Manko der Hinserie gut in den Griff: Die Defensivleistung. Unter seinem Vorgänger Matthias Wulff gelangen den „Deichkickern“ zwar 41 Treffer, allerdings musste man auch ganz 51 Gegentore schlucken. „Ich finde, mit 41 geschossenen Toren musst du nicht auf Platz 14 stehen. Aber mit 51 kassierten Treffern stehst du da relativ zurecht. Daran kann man ja sehen, wo der Hebel anzusetzen ist“, erklärte Woike im Nachgang – und tüftelte in der Winter-Vorbereitung offenbar recht erfolgreich an jenem Hebel und dessen Wirkung. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man versucht, hinten den berühmt-berüchtigten Bus zu parken und sich im und um den Sechzehner herum zu verschanzen. Oder man versucht, Lösungen nach vorne zu finden.“ Dass Letzteres gegen Dassendorf noch nicht zum Vorschein kam, lag einerseits an der Stärke des Gegners, andererseits daran, dass „gefühlt 48 Mittelstürmer verletzte sind“. Darunter auch Top-Torjäger Marco Schubring, der in der ersten Saisonhälfte mal eben über die Hälfte aller Curslack-Buden selbst erzielte (21.).

"In den Kopf der 'Künstler' reinbekommen, dass es zwei Tore gibt"

Viel reden und einen klaren Matchplan mit an die Hand geben: Christian Woike (li.) will Curslack in der Oberliga halten. Foto: Bode

„Aber die Defensivleistung haben wir in der Aufteilung ganz gut hinbekommen“, wurde die lange Zeit so große Schwachstelle zu eine der Stärken. „Wir hatten eine gute Raumaufteilung und haben gute Überzahlsituationen geschaffen. Das war ein großer Schwerpunkt in der Vorbereitung – darauf haben wir unser Augenmerk gelegt. Denn offensiv sind wir gut und haben wirklich die Qualität, in jedem Spiel zu treffen – was uns in der Vorbereitung auch gelungen ist. Oftmals sogar mehrfach.“ Aber man müsse „in den Kopf der ganzen ‚Künstler‘ reinbekommen, dass es zwei Tore gibt. Und das eigene Tor zu schützen, macht Sinn. Da ich der Meinung bin, wir treffen vorne fast immer, heißt das im Umkehrschluss: Wenn wir keins kassieren, haben wir häufig die drei Punkte.“

"Wir wollen da unten raus!"

Mit seinem Traumtor bescherte "Abwehrchef" Sebastian Spiewak (re.) den "Deichkickern" einen Punktgewinn beim Primus. Foto: Bode

Gegen Dassendorf war es nur Moritz Kühn, der seinen eigenen Torwart Gianluca Babuschkin unglücklicherweise überwand. Ansonsten hielt die Hintermannschaft des SVCN den lediglich vereinzelten Angriffen der TuS erfolgreich stand – auch der angeschlagene Yanneck Schlufter. Und vorne war es „Abwehrchef“ Sebastian Spiewak, der mit seinem Hammer in der Nachspielzeit für Glückgefühle am Deich sorgte. Wir die Defensive also noch zum großen Prunkstück im Abstiegskampf? Fakt ist, dass seit Woikes Amtsübernahme „ziemlich viel Zug drin ist“, wie auch Spiewak hinterher konstatierte. „In jeder Trainingseinheit geben die Jungs wirklich Vollgas – selbst die ein, zwei oder auch drei Pflegefälle“, witzelte er. „Nach jedem Training ist man erschöpft – und man sieht einfach, dass wir total Bock haben. Wir wollen da unten raus!“ Ein klares Ziel, das am Gramkowweg geschlossen verfolgt wird. Schließlich gehört der SVCN mittlerweile zum festen Oberliga-Inventar. „Dass Curslack gegen den Abstieg spielt, ist eigentlich undenkbar!“, findet auch Spiewak – und betont abschließend: „Wir wollen einfach beweisen, dass in den Jungs definitiv mehr drin steckt!“

Autor: Dennis Kormanjos