Oberliga
Dassendorfer Selbstverständnis ist zurück: „Größte Problematik“ nach dem Abschlusstraining, „mit breiten Schultern“ in die Top-Spiel-Wochen!
Martin Harnik (li.) und Oliver Doege im Jubelrausch nach dem 7:1-Kantersieg ihrer TuS Dassendorf gegen den FC Türkiye. Foto: Bode
Rinik Carolus (Mi.) lässt Oguz Koras (li.) und Philip Pettersson mit einem Antritt spielend stehen. Foto: Bode
Die Hoffnung auf etwas Zählbares und eine faustdicke Überraschung währte eigentlich nur kurz. Genauer gesagt: 240 Sekunden nach dem toll herausgespielten Führungstreffer durch Michel Netzbandt, der nach einem zauberhaften Hacken-Zuspiel von Hasan Karaca mal wieder seine Eiseskälte vor dem gegnerischen Kasten unter Beweis stellte (8.), zog Martin Harnik mit dem Türkiye-Torjäger gleich. Der Dassendorfer Goalgetter stand nach einem Zusammenstoß zwischen Oliver Doege und Metekaan Yilmaz, woraufhin die Dassendorfer Bank einen Strafstoß forderte, goldrichtig und erzielte ebenfalls seinen zwölften Saisontreffer.
"Wenn man Angst hat, gibt es hier nichts zu holen"
Martin Harnik (li.) dankt Henrik Dettmann nach dessen perfekt getimter Flanke, die zum 5:1 führte. Foto: Bode
Obwohl zu diesem Zeitpunkt vom Ergebnis her noch alles drin war, forderte Türkiye-Trainer Daniel Sager an der Seitenlinie bereits: „Männer, kommt mal aus dem Trott raus!“ Ahnte er bereits Böses? „Wenn man keine Bereitschaft hat, Fußball zu spielen, wenn man Angst hat, sich versteckt, keiner dem Ball entgegengeht geschweige denn den Ball haben will, und man dann auch noch nach hinten keine Zweikämpfe führt, dann ist das natürlich zu wenig – und dann gibt es hier auch nichts zu holen“, erkannte Sager das Manko.
Die Wilhelmsburger bekamen gar kein Bein mehr auf den Platz und wurden von wiedererstarkten „Wendelweglern“ überrollt. Noch vor der Pause erhöhten Mattia Maggio, der Tobias Braun nach einem tollen Pass von Maximilian Ahlschwede im zweiten Anlauf bezwang (30.), und Kristof Kurczynski, der nach einem Harnik-Zuspiel freistehend ganz cool blieb (40.), auf 3:1! Kurz nach Wiederanpfiff war es Harnik dann wieder selbst: Binnen 180 Sekunden schnürte er einen Kopfball-Doppelpack. Erst nach einer Hereingabe von Len Aike Strömer (49.), dann nach einer präzisen und perfekt getimten Flanke von Henrik Dettmann wuchtig in den rechten Giebel (52.)!
"Nicht unsere Messlatte, haben uns aber schon etwas erhofft"
Die Partie war längst entschieden. Aber die TuS machte weiter. Der eingewechselte Valentin Zalli konnte das Runde freistehend noch nicht im Eckigen unterbringen, dafür aber Gäste-Verteidiger Oguz Koras beim Klärungsversuch (69.)! Wenig später markierte Maggio – abermals nach feiner Vorarbeit von Harnik – im Fallen den 7:1-Endstand (72.)! Und damit waren die Sager-Schützlinge noch gut bedient. „Grundsätzlich ist Dassendorf natürlich nicht die Messlatte, an der wir uns orientieren können. Aber wir haben uns schon erhofft, Dassendorf etwas zu ärgern und vielleicht etwas mitnehmen zu können“, gab Sager zu.
Insbesondere nach dem frühen Führungstreffer „denkt und hofft man vielleicht, dass die Mannschaft merkt, dass hier doch etwas geht, auf der anderen Seite auch nur Menschen stehen und der Respekt ein bisschen abgelegt wird. Aber dafür ist das 1:1 zu früh gefallen“, konstatierte der FCT-Coach – und stellte sich auch die Frage, warum seine Schützlinge einen derart großen Respekt an den Tag legten. „Ich weiß es auch nicht. Denn es war von vornherein klar: Hier können wir nur bestehen, wenn wir Zweikämpfe führen. Und das haben wir nicht gemacht, weil wir immer Respekts-Abstand gehalten haben. Und das ist zu wenig. So geht das Ergebnis auch in der Höhe in Ordnung.“ Und es hat sich das bewahrheitet, was die Türkiye-Offiziellen bereits im Vorfeld über „Instagram“ leise befürchteten: „Dassendorf ist wie ein Zahnarztbesuch. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich wehtun. Kann aber auch glimpflich ausgehen.“ Ersteres war der Fall.
"Die größte Problematik ist, dass wir sogar zwei, drei Leute streichen müssen"
Im Fallen und unter Bedrängnis von Metekaan Yilmaz (re.) erzielt Mattia Maggio den 7:1-Endstand. Foto: Bode
Schlussendlich hätte es sogar noch höher und deutlicher ausfallen können, gab auch Sager unumwunden zu. „Es hat ein bisschen gedauert, bis wir reingekommen sind. Aber im Moment ist es komischerweise so, dass ich da überhaupt keine Bedenken habe. Die Mannschaft macht sich auch mit einem frühen Rückstand überhaupt keinen Stress, sondern spielt einfach ihr Ding runter“, fand Hoffmann ausschließlich positive und lobende Worte für seine Equipe – und fügte an: „Die Mannschaft marschiert im Moment sowohl im Training als auch in den Spielen, die Jungs stehen alle auf der Matte und haben richtig Bock. Die größte Problematik, die Peter und ich momentan haben: Dass wir sogar zwei oder drei Leute aus dem Kader streichen müssen. Das ist wirklich schwer und hat am Donnerstag auch ein paar Stunden gedauert, bis wir uns entschieden haben, weil man eigentlich keinen rausnehmen kann. Die Jungs geben alle Gas.“
"Mit voller Kapelle und breiten Schultern" nach Sasel
Nach etlichen Wochen mit unzähligen Ausfällen – negativer Höhepunkt waren zwölf fehlende Akteure im Gastspiel beim FC Süderelbe (0:0) – finde man nun wieder „eine totale Luxussituation“ vor, „im Training mal wieder Neun gegen Neun oder Zehn gegen Zehn spielen lassen zu können“, so Hoffmann. Das erhöht auch den Konkurrenzkampf innerhalb der Truppe. „Eine Zeit lang war es so, dass man bei einer Führung nach 60 Minuten auch mal ein paar Körner gespart hat, weil man wusste, dass von draußen nichts mehr kommt. Das ist jetzt anders. Da ist nichts mehr mit Körner sparen.“
Vor den Wochen der Wahrheit und den Top-Spielen gegen Sasel, Paloma und Niendorf ist die TuS wieder zurück in der absoluten Erfolgsspur. Am Mittwochabend geht es an den Parkweg – „mit voller Kapelle und breiten Schultern“, ist die Selbstverständlichkeit am Wendelweg zurückgekehrt.