Oberliga

Der neue Ellerbrock(en) vom Parkweg: "Das Pokalfinale wäre ein riesen Ziel - und ich halte das für realistisch"

17. April 2020, 12:15 Uhr

Aktuell noch Gegenspieler, in der kommenden Saison Teamkollegen beim TSV Sasel: Kjell Ellerbrock (li.) und Jean-Lucas Gerken. Foto: KBS-Picture.de

Er ist gerade mal 25 Jahre jung, hat aber schon jetzt einige Oberliga-Spielzeiten auf dem Buckel. Sowohl beim VfL Pinneberg als auch beim Wedeler TSV war er eine ganz wichtige Stütze im Kampf um den Klassenerhalt. Gleiches gilt für seine Rolle als absolute Säule und Leistungsträger beim FC Union Tornesch. „Es ist deutlich leidenschaftlicher und interessanter, wenn du mit einer Mannschaft eine Saison lang bis zuletzt darum kämpfst, in der Liga zu bleiben, als irgendwo im Mittelfeld oder Niemandsland anzukommen“, sträubt sich Kjell Ellerbrock keineswegs vor steinigen und schwierigen Herausforderungen, wird in der kommenden Saison jedoch eine neue in Angriff nehmen – und zwar beim TSV Sasel. Heißt: Abstiegskampf adé – oder?

Mit dem Wedeler TSV gelang Kjell Ellerbrock in der Vorsaison das schier Unmögliche nach desolater Hinrunde: Die Rettung unter Coach Andelko Ivanko. Foto: KBS-Picture.de

„Natürlich will ich mich dann in anderen Tabellenregionen herumtummeln“, sagt Ellerbrock – und verrät, dass er anfangs „ein bisschen überrascht“ war, als Sasel-Coach Danny Zankl vor einigen Wochen erstmals Kontakt zu ihm aufnahm, „weil ich damit nicht gerechnet habe“. Vielmehr stand für ihn eigentlich fest, auch künftig mit seinen Kumpels bei Union Tornesch die Liga aufzumischen. „Ich kannte bestimmt schon 18 Jungs, bevor ich überhaupt da hingegangen bin. Das ist ein wahnsinnig eingeschworener Haufen. Etwas überspitzt formuliert: Der sportliche Aspekt war fast zweitrangig. Das ganze Drumherum und das Feiern mit den Jungs, das war und ist schon besonders“, so der „Abwehrrecke“, der sogar eine nette Anekdote ausplaudert. September 2019: „Wir waren mit neun Jungs, die am darauffolgenden Sonntag im Liga-Spiel gegen Vicky in der Startelf standen, von Montag bis Donnerstag auf ‚Malle‘.“ Ohne Trainingseinheit und mit ein wenig Rest-Alkohol im Blut ging es also in das Spiel gegen das Top-Team. Die Folge: Nach gerade mal neun Zeigerumdrehungen hieß es bereits 0:2 aus Tornesch-Sicht. Ein Desaster drohte! Am Ende stand jedoch ein 2:2 auf der Anzeigentafel.

"Wedel war außergewöhnlich - aber das sucht seinesgleichen"

Für Tornesch absolvierte Ellerbrock in dieser Spielzeit 20 Partien und erzielte drei Tore. Foto: KBS-Picture.de

All das habe Tornesch aus- und zu etwas Besonderem gemacht. „Wir haben halt ein paar Leute dabei, die die Feierei gerne ausgelebt haben“, erzählt Ellerbrock mit einem Lächeln. Umso schwerer fiel ihm letztendlich die Entscheidung, den Club zu verlassen. „In Pinneberg hatten wir schon einen richtig guten Zusammenhalt. Wedel war natürlich außergewöhnlich. Aber das sucht wirklich seinesgleichen“, beteuert Ellerbrock, der nach dem Wedel-Aus eigentlich ins Torneum gewechselt ist, um „etwas weniger zu machen“, da er in Eimsbüttel sesshaft ist und den Aufwand mit mindestens dreimal Training in der Woche – auch aus beruflichen Gründen – nicht mehr auf sich nehmen wollte.

"Mich hat der sportliche Ehrgeiz gepackt"

Doch dann kam Sasel ins Spiel. „Danny (Zankl, Anm. d. Red.) hat mir erzählt, was er sich vorstellt, was er vorhat – und dass er mich gerne mit einbinden möchte“, erklärt der 25-Jährige. „Das klang alles sehr gut und schlüssig.“ Dadurch, dass Sasel auch später trainieren würde als Tornesch, sei es für ihn „leichter zu stemmen“. Zumal Zankl darauf Rücksicht nehmen würde und auch gesagt habe, so Ellerbrock, „dass der Job nun mal vorgeht. Und da ich auch samstags arbeite, kommt mir das mit den Sonntagsspielen entgegen.“ Nachdem er einige Zeit mit sich gerungen habe, gab er dem Dompteur der „Parkwegler“ letzten Endes seine Zusage. Auch, gesteht Ellerbrock, „weil mich der sportliche Ehrgeiz gepackt hat – das war der ausschlaggebende Grund“.

"Sind schon traurig, dass die 'Malle-Ausfahrt' höchstwahrscheinlich ausfällt"

Nicht nur in der Luft ist Kjell Ellerbrock (Mi.) - hier gegen den Ex-Norderstedter Marcus Coffie (re.) - eine Macht. Foto: KBS-Picture.de

Doch bevor es soweit ist, hofft Ellerbrock darauf, die Saison mit Tornesch auf dem Platz zu Ende bringen zu können. „Das wäre echt schade und extrem traurig, wenn dem nicht so wäre“, macht er keinen Hehl daraus – und glaubt nach wie vor an den „Idealfall, wenn ich mit den Jungs den Klassenerhalt feiern und dann ein neues Kapitel aufschlagen könnte“. Doch der Defensivakteur ist auch zu sehr Realist – und meint: „Wir sind alle schon traurig, dass die ‚Malle-Ausfahrt‘ höchstwahrscheinlich ausfällt.“ Zur neuen Saison – wann auch immer diese vonstattengeht – will er dann mit dem TSV Sasel für Furore sorgen. Und das mit einem ganz offen formulierten Ziel: „Der Anspruch ist ganz klar, Stammspieler zu sein. Das war bisher immer so und wird hoffentlich auch so bleiben. Ich mache mir darüber aber auch wenig Gedanken, da ich inzwischen auch ein bisschen Erfahrung mitbringe und selbstbewusst genug bin, zu sagen, dass ich spielen will. Alles andere wäre eine Enttäuschung für mich.“

"Das Pokalfinale wäre ein riesen Ziel - und ich halte das für realistisch"

Auch am Boden bringt er die Gegenspieler, wie hier Stjepan Radic (li.), gerne mal außer Tritt. Foto: KBS-Picture.de

Schließlich war Ellerbrock auch nicht umsonst ein Wunschspieler von Zankl für die Defensivabteilung. Und so, wie er seine persönliche Rolle im Team sieht, geht er auch die Ziele mit der Mannschaft an – sehr ambitioniert: „Ob es um die Meisterschaft geht, das weiß ich nicht. Aber man geht eher als Favorit in ein Spiel, als das mit Tornesch der Fall ist.“ Ein Platz unter den „Top Fünf“ sei „das absolute Ziel“, erklärt Ellerbrock. „Da wollen wir uns auch etablieren. Wichtig ist natürlich, dass man dann einen guten Start hinlegt.“ Außerdem würde er sich persönlich „wünschen, das Pokalfinale zu erreichen – das wäre ein riesen Ziel von mir und der absolute Hammer“, träumt er vom Endspiel an der Hoheluft – und betont abschließend: „Ich halte das auch für realistisch.“

Autor: Dennis Kormanjos