Landesliga Hansa
Der Zug hat keine Bremse: Ein Elfmeter für die Ewigkeit, ein „Zwei-Jahres-Plan“ für den nächsten Schritt!
"Der ETSV-Zug hat keine Bremse! Oberliga, wir kommen!", hieß es auf einem Banner, vor dem "Erfolgsmacher" Jassi Huremovic gefeiert wurde. Foto: Bode
Vom Elfmeterpunkt erzielte Veli Sulejmani (Mi.) das goldene Tor des Tages, zur Meisterschaft - und zum Oberliga-Aufstieg. Foto: Bode
Trotz der Ereignisse in der Vorwoche und dem feststehenden Abgang von „Erfolgsmacher“ Dennis Tornieporth zum Lüneburger SK Hansa feierte der Düneberger SV den krönenden Abschluss einer unglaublichen Saison, fertigte den Tabellenfünften vom SC V/W Billstedt mit 7:3 ab – und hoffte bis zum letzten Augenblick auf den schier unmöglich scheinenden ganz großen Wurf. Erst, als Mark Brudler einen tiefen Pass von Medeni Kaya per Grätsche abfing (90. +3), war die Meisterschaft und der Durchmarsch der Eisenbahner aus der Bezirks- in die Oberliga perfekt!
„Tornie (Düneberg-Trainer Dennis Tornieporth, Anm. d. Red.) hat mal gesagt, dass das die Tage sind, wofür wir alle Fußball spielen. Das war heute einfach nur ein Herzschlagfinale“, machte Huremovic keinen Hehl daraus, dass er direkt nach Abpfiff einfach nur „Erleichterung auf ganzer Linie“ verspürte. Denn: Der Klub Kosova, der im Fernduell mit dem Oststeinbeker SV (2:0-Sieger beim TSV Sasel II und damit endgültig gerettet) noch um den Klassenerhalt kämpfte und angesichts der Ausgangslage nahezu chancenlos schien, erwies sich als harte Nuss. „Hut ab vor Kosova! Die wussten, dass die abgestiegen sind – und haben uns das Leben schwer gemacht. Der Torwart hat natürlich super gehalten. Aber das ist auch ein Stück weit uns selbst geschuldet“, haderte Huremovic einerseits mit der Chancenverwertung und lobte andererseits „KK“-Keeper Amevi Olivier Sossou, der ein herausragendes Spiel machte.
Sulejmani trifft zum Aufstieg - ETSV macht "Statement" wahr
Der Moment den Schlusspfiffs: Jassi Huremovic schreit seine Freude heraus. Am Vormittag feierte er mit den Senioren die Meisterschaft gegen Düneberg, am Nachmittag mit der Liga bei Kosova. Foto: Bode
Nur einmal war Sossou chancenlos, als der haushohe Favorit nach einer torlosen ersten Stunde einen Elfmeter zugesprochen bekam. Eudel Monteiro wurde auf der rechten Seite von Veli Sulejmani per Hacke in Szene gesetzt und flankte den Ball scharf in den Rückraum. Beim Klärungsversuch bekam Jonathan Dogbe die eigentlich harmlos anmutende Hereingabe an den Arm. Elfmeter! Sulejmani, der zuvor ein ums andere Mal an Sossou und der fehlenden Präzision scheiterte, übernahm die Verantwortung und behielt ganz sicher die Nerven – 0:1 (61.)! Die Erleichterung beim Primus war nicht nur greifbar, sondern regelrecht spürbar.
Allerdings musste man bis zum Schlusspfiff zittern, bibbern und bangen, da man es nicht schaffte, die Überlegenheit in ein vorentscheidendes zweites Tor umzumünzen. Kosova hielt mit ganz großer Leidenschaft und Disziplin dagegen, brachte das Tor von Elian Clasen aber nicht ein einziges Mal in Bedrängnis! „Ich habe mal mit ‚Matze‘ (Trainerpartner Matthias Märtens, Anm. d. Red.) analysiert und gefachsimpelt: Wenn wir Spieler für die neue Saison gesucht hätten, dann hätten wir einfach nur die Jungs nehmen und verpflichten müssen, die gegen uns spielen, weil die alle top waren“, scherzte Huremovic – und fügte darauf bezogen an: „Wir haben vor der Saison ein klares Statement abgegeben, dass wir in die Oberliga wollen. Das war im Nachhinein vielleicht auch ein bisschen von oben herab. Aber es kommt immer darauf an, wie man das sieht.“
"Jeder Spieler hat Vereingeschichte geschrieben!"
Sponsor Thomas Kropmanns sank unmittelbar nach dem Schlusspfiff völlig erschöpft auf den Boden. Foto: Bode
Immer wieder hat er während der Saison gewarnt und gemahnt, seinen Respekt vor jedem einzelnen Gegner zum Ausdruck gebracht – und dennoch waren die „Zusammengekauften“, wie die Spieler bei der anschließenden Meisterfeier in Anlehnung an die TuS Dassendorf musikalisch selbst zum Besten gaben, unbezwingbar. „Ich habe die Jungs auch hart rangenommen“, legte Huremovic den Finger immer wieder in die Wunde – und freute sich nun vor allem für die Akteure, „die noch kein Meister geworden sind bei uns im Team. Aber am meisten freue ich mich für den Verein. Denn der wird im nächsten Jahr 100 Jahre alt und war noch nie in der Oberliga. Jeder Spieler, der dem Kader angehört, hat einfach mal mit Vereinsgeschichte geschrieben. Die Jungs werden alle verewigt“, dankte der 54-Jährige sämtlichen Protagonisten.
Darunter auch Hauptsponsor Thomas Kropmanns, der während der 90 Minuten am Spielfeldrand mitfieberte, mit Schlusspfiff auf den Boden sank, auf allen Vieren lag und den heraneilenden Matthias Cholevas nur fragte: „Was macht ihr mit meinen Nerven?!“ Wenige Augenblicke später, nachdem sich Kropmanns gesammelt hatte, blieb auch er von einer Sektdusche nicht verschont.
"Danach dachten einige Spieler, sie haben die Champions League gewonnen"
Der ETSV Hamburg hat es geschafft: Die Eisenbahner setzen sich beim Klub Kosova die Krone in der Landesliga Hansa auf und steigen ungeschlagen in die Oberliga auf. Foto: Bode
Die Ergebnisse der letzten Wochen waren ein bisschen zäh. Aber letztendlich haben Huremovic und sein ETSV Hamburg Wort gehalten. „Ich glaube, im Nachhinein war das Düneberg-Spiel ein kleiner Knackpunkt. Wir haben das Spiel zu klar gewonnen – und danach haben einige Spieler gedacht, sie haben die Champions League gewonnen. Das muss man so klar sagen. Danach war es schwer, die Jungs wieder einzufangen. Hinzu kam der blöde Rhythmus mit einem Spiel und dann wieder eine Woche Pause. Ich habe immer wieder gewarnt, wie schwer das ist – zumal jeder Bock auf uns hat. Aber wir haben uns das jetzt verdient!“
"Man darf kein Fantast sein"
Jassi Huremovic (li.), Trainer und Manager in Personalunion, bekommt vom verletzten Matthias Cholevas nach der errungenen Meisterschaft eine Sektdusche verpasst. Foto: Bode
Die Eisenbahner sind in der Hamburger Fußball-Beletage angekommen. Aber dort soll noch lange nicht Schluss sein! „Wir haben einen ganz klaren Zwei-Jahres-Plan“, verriet Huremovic, betonte aber zugleich, dass man „nicht so euphorisch oder gar ein Fantast sein darf“ – denn: „Wir sind mit einem Punkt Vorsprung auf Düneberg Meister geworden. Deshalb wissen wir ganz genau, dass wir erstmal die Oberliga kennenlernen müssen. Das heißt: Die ersten sechs Monate werden so aussehen, dass wir uns das mal angucken, wie Oberliga so läuft. Dafür haben wir auch schon ein bisschen was auf dem Transfermarkt getan, was wir in den nächsten Tagen bekanntgeben werden. Auf jeden Fall wollen wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, gab sich Huremovic etwas kleinlauter, als nach dem letzten Aufstieg.
"Im zweiten Jahr möchte ich in Dassendorf nicht froh über ein Unentschieden sein"
An der Slomanstraße begoss der ETSV Hamburg den Oberliga-Aufstieg. Mit einem "klaren Zwei-Jahres-Plan" wird aber schon das nächste Ziel am Mittleren Landweg ins Auge gefasst. Foto: Bode