Oberliga-Aufstieg

Die „Sensation vom Silberberg“: Aus der „kleinmöglichsten Position“ mit dem größten Understatement in den Oberliga-Himmel!

20. Mai 2023, 19:10 Uhr

Die "Sensation vom Silberberg": Die SV Halstenbek-Rellingen feiert nach dem 3:2-Sieg im Hinspiel und dem 2:2 im Rückspiel beim Düneberger SV den Oberliga-Aufstieg. Foto: Klaas Dierks

„Eigentlich kam eines zum anderen, dass es nicht passieren sollte und konnte. Aber irgendjemand hat gewollt, dass wir dieses Jahr den Lohn bekommen!“ Die „Sensation vom Silberberg“ verschlug Heiko Barthel beinahe die Sprache (alle Highlights im LIVE-Ticker). Während Präsident Hans-Jürgen Stammer in Tränen aufgelöst war und seinen „Aufstiegstrainer“ herzlich und innig bejubelte, wusste der Chefcoach der SV Halstenbek-Rellingen noch gar nicht so recht, wohin mit seinen ganzen Emotionen. „Ich habe heute wirklich nicht daran geglaubt“, gestand Barthel – und fügte begründend an: „Als ich wusste, dass heute sechs Mann fehlen werden, wir dann auch noch nach gefühlt 60 Sekunden in Rückstand geraten und später sogar einen Elfmeter verschießen – da sprach jetzt nicht wirklich viel für uns.“

Der Ausgleich: Im hohen Bogen setzt Pascal Haase den Ball aus gut und gerne 45 Metern über Nic Fischer hinweg in die Maschen. Foto: Klaas Dierks

Doch das war im Endeffekt sogar nur ein kleiner Auszug aus dem vermeintlichen Halstenbeker Dilemma. Zu den Leistungsträgern, die dem Hammonia-Vize-Meister nicht zur Verfügung standen, gehörte auch der an allen drei Toren aus dem Hinspiel (3:2) direkt beteiligte Marvin Schramm (zwei Treffer/eine Vorlage). Auf der Bank: Bis auf Ersatz-Keeper Niklas Marten ausschließlich Akteure aus den eigenen Alten Herren – darunter Yannick Sottorf und Sebastian Munzel. Beide sollten noch eine prägende Rolle einnehmen. Doch dazu später mehr.

Auch Barthel selbst und sein Co-Trainer Helge Köpcke standen auf dem offiziellen Spielberichtsbogen. Schon beim Warmmachen deutete sich die nächste Hiobsbotschaft an: Ümit Karakaya zog sich eine leichte Zerrung zu, biss aber auf die Zähne – und hielt zumindest eine Halbzeit lang durch. Der nächste Nackenschlag: In der 18. Spielminute musste mit Jannik Arnold der drittbeste Halstenbeker Torschütze verletzt die Segel streichen. Für ihn kam Sottorf nach fast fünfjähriger (!) Abstinenz zu seinem Liga-Comeback. Als Karakaya schließlich Mitte der ersten Halbzeit über das Grün am Silberberg humpelte, flachste Barthel: „Das Comeback naht.“

"Trainer, Co-Trainer oder Torwart-Trainer?"

Pascal Haase (li.) läuft zum Elfmeter an, hat seinen Doppelpack und die Führung für HR im Blick - scheitert aber mit dem schwach getretenen Versuch an Düneberg-Keeper Nic Fischer. Foto: Klaas Dierks

Der Übungsleiter nahm sämtliche Widerstände mit Humor – und witzelte in Minute 66 in Richtung Bank: „So, wen wechsle ich jetzt ein – Trainer, Co-Trainer oder Torwart-Trainer?“ Hinzu kam ja auch noch der blitzschnelle Rückstand, als Torsteher Knut-Ole Mohr bei einer lang gezogenen Flanke von Corvin Behrens vorbeisegelte und Joscha Behrens per Kopf den Traumstart für den ärgsten ETSV Hamburg-Widersacher in der Hansa-Staffel ermöglichte (3.)! Und HR? Ein Geschenk von Routinier Joe Warmbier nahm Pascal Haase aus gut und gerne 45 Metern mit einem traumhaften Chip über Nic Fischer hinweg zum Ausgleich an (30.)! Aber aus elf Metern versagten dem Goalgetter nach einem überaus dämlichen Rempler von Julien Wolter gegen Sergio Batista Monteiro die Nerven. Fischer verhinderte glänzend den zu diesem Zeitpunkt überraschenden Rückstand (37.)!

Warmbier macht Fauxpas wett, Düneberg aber den Sack nicht zu

HR-Coach Heiko Barthel kann es kaum glauben und rauft sich die Haare. Weiter 1:1... Foto: Klaas Dierks

In den zweiten 45 Minuten ging der Gast von Minute zu Minute mehr und mehr auf dem absoluten Zahnfleisch. Diverse Spieler schleppten sich nur noch über den Court. Doch Düneberg konnte daraus keinerlei Kapital schlagen! Eine Ausnahme nach gut einer Stunde, als Joe Warmbier nach einer von Pascal Gerber ganz schlecht geklärten Ecke aus dem Gewühl heraus wuchtig einschoss, seinen Fauxpas vor dem Ausgleich wieder wettmachte und den bis dato unheimlich stillen und zaghaften Silberberg in ein Tollhaus verwandelte – 2:1 (59.)! Angesichts der scheinbar kräftemäßigen Überlegenheit schien es folglich nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Tornieporth-Truppe den Vorsprung ausbauen und damit auch einer Verlängerung entgehen würde. Doch es kam anders. Ganz anders!

Nabizada sorgt für Halstenbeker Ekstase

Doch dann nagelt Joe Warmbier (li., am Bildrand) das Runde ins Eckige, bringt seinen Düneberger SV wieder auf die Siegerstraße und macht seinen Fehler vor dem 1:1 vergessen. Foto: Klaas Dierks

Der nimmermüde Omar Nabizada bekam das Spielgerät vom stark nachsetzenden Tim von Aspern serviert, scheiterte im ersten Anlauf noch aus 16 Metern an Fischer, brachte aber den Nachschuss unter kollektiver Ekstase flach links unten im Eckigen unter – 2:2 (84.)! Düneberg warf nun alles, aber auch wirklich alles nach vorne. „Männer, jetzt zeigt mal Mentalität!“, forderte Schlussmann Fischer. Und HR verteidigte mit den wahrhaftig letzten Energieresten. Mit Erfolg! Nach gut sechsminütiger Nachspielzeit – und inzwischen auch mit Co-Trainer Köpcke als Abräumer auf dem Platz – beendete Referee Thomas Bauer (Rahlstedter SC) das schier unfassbare Treiben. Und zumindest auf einer Seite kannte der Jubel keine Grenzen mehr!

Autor: Dennis Kormanjos

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