Landesliga Hansa

„Die Situation ist schwierig, aber Angst ist im Fußball der falsche Begleiter“

Türkiye-Trainer Jörn Großkopf im Interview

19. November 2019, 11:03 Uhr

Du sprichst deine eigene Rolle an. In wie fern hinterfragt man sich in so einer Situation wie der jetzigen auch als Trainer, ob man alles richtig macht?

Großkopf: Das macht jeder Trainer. Wenn es nicht läuft, dann müssen wir gemeinsam andere Lösungen finden. Da bin in erster Linie ich als Trainer gefordert, wenn es um zum Beispiel um Systemumstellungen oder ähnliche Ansätze geht. Gegen Kosova zum Beispiel war ich richtig beeidnruckt, was unser Spiel in der ersten Halbzeit angeht. Wir haben extrem tief gestanden und sehr gut nach vorne umgeschaltet. Ich hätte nicht gedacht, dass die zweite Halbzeit ganz anders wird. Da muss ich – da müssen wir – ansetzen.

Was ist, wenn auf absehbare Zeit der Turnaround nicht gelingt: Ist die Mission Großkopf beim FC Türkiye dann gescheitert?

„Natürlich sind wir im Abstiegskampf – das sagt die Tabelle“, verschließt sich der Türkiye-Coach der Realität nicht. Foto: Bode

Großkopf: Das ist noch lange nicht der Fall. Ich habe – wie schon erwähnt –, bevor ich bei Türkiye angefangen habe, von vielen Seiten viele Dinge gehört, dass es hier nicht einfach wäre und so weiter und die Frage, warum ich mir das als Fußball-Lehrer überhaupt antue. Bis zum heutigen Tage habe ich diese Dinge, die mir prognostiziert wurden, nicht annähernd erlebt. Ich habe mich für Türkiye entschieden, weil hier Potenzial vorhanden ist. Für mich ist es keine Option, zu sagen, die Mission ist beendet. Wir sind mit dem Ziel angetreten, möglichst etwas zu entwickeln. Den einen oder anderen Spieler weiterzuentwickeln. Im Moment müssen wir erstmal in eine andere Richtung denken und da unten raus kommen. Das ist eine Situation, die auch für die Spieler nicht einfach ist. Ich kann nur sagen, das auch die Zusammenarbeit mit den handelnden Personen wie Dogan Inam, Seweryn Malyk, Ismail Uysal oder Klaus Klock ein stetiges gutes Miteinander ist. Ob der Trainer zur Disposition steht? Das müsste man Seweryn Malyk als Manager fragen (lacht). Der Umgang untereinander im Verein ist auf jeden Fall aller Ehren wert.

Welche Platzierung in der Abschlusstabelle ist mit der bisherigen Hinrunde im Rücken realistisch?

Großkopf: Wir wollen in die Richtung kommen, dass wir schnell nichts mehr mit den unteren Plätzen und dem Abstiegskampf zu tun haben. Wir müssen da unten raus – das ist die Zielsetzung. Am Anfang der Saison war das Ziel, unter den ersten Sechs zu landen. Die obersten Plätze sind – was den Aufstieg angeht – sowieso an den VfL Lohbrügge vergeben. Beim VfL zum Beispiel haben wir auch ein gutes Spiel gemacht, hatten aber aufgrund von Ausfällen keinen Torhüter, so dass ein Feldspieler im Tor stehen musste. Letztlich haben wir dort verloren, weil wir uns Tore bei drei Standards eingefangen haben. Jetzt müssen wir uns auf das Spiel gegen V/W Billstedt am Wochenende konzentrieren. Die sind sicherlich auch nicht unschlagbar...

Interview: Jan Knötzsch