Oberliga
„Du spielst jetzt nach einem Modus, den ich für sinnlos halte und der die Liga kein Stück interessanter macht“
Mit dem Modus, wie er derzeit ist, kann sich Niendorfs Trainer Ali Farhadi nicht wirklich anfreunden. Foto: noveski.com
Aus seiner Sicht, so Farhadi nach dem Schlusspfiff am Blomkamp, „ist es für'n Arsch, wenn du die Punkte, die du einsammelst, nicht mitnehmen kannst. Früher wusstest du: Du spielst immer nochmal gegen deinen Gegner, das hast du jetzt nicht. Es ist nur ein Spiel und du musst zusehen, dass du es gewinnst und kannst es nur eine Woche später gegen einen anderen Gegner wieder besser machen. Dieser Charakter mit Hin- und Rückspiel – der fehlt einfach. Jetzt spielst du nach irgendeinem Modus, den ich für sinnlos halte und der die Liga kein Stück interessanter macht.“ Ein bisschen, so Farhadi weiter, „fühlt es sich nach umsonst spielen an.“
„Es ist für'n Arsch, wenn du die Punkte, die du einsammelst, nicht mitnehmen kannst“
Vielleicht, so formuliert der Niendorf-Coach seine Hoffnung, „kriegen wir da noch was bewegt und man darf den einen oder anderen Punkt doch noch mitnehmen. Ich glaube, beim HFV haben die nicht ganz zu Ende gedacht. Das merkst du auch. Aber das ist vermutlich auch dem geschuldet, dass du da ein halbes Jahr rumsitzt und nicht weißt, was du tun sollst und alle üben Druck auf den Verband aus nach dem Motto: Die müssen was machen. Da ist es dann klar, dass sie irgendwann meinen, sie haben eine mega Lösung aus dem Hut gezaubert. Man müsste sich einfach nochmal mit einer größeren Runde hinsetzen und sich richtig überlegen, ob es Sinn macht oder nicht.“
Dass es noch eine Veränderung des Modus gibt, glaubt Farhadi indes nicht. „Du kannst den Modus nicht während einer Serie ändern – das wäre ja noch schöner. Das ist schade. Vielleicht macht das Meckern deswegen jetzt umso mehr Spaß. Das merke ich auch bei anderen Kollegen. Jeder haut gerne mal einen raus. Ich hoffe, die Jungs beim Verband nehmen das nicht zu persönlich“, erklärt der NTSV-Coach und sagt mit Blick auf den weiteren Verlauf der Saison: Wir werden das durchziehen. Ich hoffe, dass alle gesund bleiben – das ist das Allerwichtigste.“ Aber auch dies ist vermutlich nur eine Wunschvorstellung, sprechen doch bereits jetzt die ersten Muskelverletzungen und Wehwehchen aufgrund der völlig durcheinander geratenen Vorbereitungszeit und -länge eine deutliche Sprache und waren von den Experten so prognostiziert worden.
„Ich weiß nicht, was ich mit 19 oder 20 Jahren gemacht hätte, wenn's nicht mehr so arg gefährlich wäre“
Auf der einen Seite kann Farhadi das Verhalten junger Spieler in Corona-Zeiten verstehen, auf der anderen mahnt aber auch er zur Vorsicht. Foto: noveski.com
„Das ist grausam. Wir machen zum Beispiel den Eindruck, dass wir überhaupt nicht trainiert haben. Was uns ausgezeichnet hat, war immer, dass wir 90 Minuten plus Nachspielzeit spielen können. Jetzt hab' ich ab der 60. Minute das Gefühl: Wow, okay – du kannst wechseln“, befindet Farhadi und erläutert: Wir haben bewusst einen großen Kader in dieser Saison und werden rotieren.“ An den einzelnen Spieltagen „gehört Glück dazu. Und, dass du nicht kurz vorm Anpfiff einen Corona-Fall hast. Das haben wir ja nun miterlebt“, konstatiert der 45-Jährige. „Beim Osdorfer Fall war ich erschrocken und habe gedacht: Wow, wie krass, wie kann das passieren? Vor allem so kurz vorm Anpfiff. Aber davor bist du nicht gefeit, dass kann dich auch zwei Stunden vorm Spiel erreichen. Weil viele damit nicht gut umgehen. Wir haben da mal auf den Tisch gehauen. Das ist zwar kein Todesurteil, weil es junge Leute sind, und auch unser Spieler hat das ganz gut verkraftet und ist wieder im Training – aber es sind Schockmomente, die du nicht haben willst“, so Farhadi.