Landesliga Hammonia

Ein Quäntchen Glück und Moritz Kühn: Alsterbrüder schlagen Niendorfs U23

18. Oktober 2022, 13:05 Uhr

Konrad Janta (re.) bejubelt seinen Führungstreffer mit Lorenz Hertwig. Foto: Klaas Dierks

Nachdem die Alsterbrüder in der Vorwache in Barmstedt gegen den SSV Rantzau für manche etwas überraschend mit 4:2 die Oberhand behielten, empfing die Mannschaft von Jörn Großkopf den Tabellenzweiten und Vorjahres-Meister, die U23 von Niendorf, mit breiter Brust. Mit einem Sieg würde man mindestens einen weiteren Platz in der Tabelle steigen. Die Niendorfer wiederum hätten mit einem Sieg - nach der Niederlage gegen Tesla in der Vorwoche - wieder Fahrt im Kampf um die Tabellenspitze aufnehmen können. Beim Gast fehlte unter anderem der langzeitverletzte Simon Flandrin, der Gastgeber musste auf Gian Luca Verago, Mert Erdal und Luca Drude verzichten.

Das Handspiel von NTSV II-Kapitän Tom Karshüning (li.) nach einer Algner-Hereingabe blieb ungeahndet. Foto: Klaas Dierks

Die Gäste beginnen stark und setzen die Alsterbrüder in den ersten fünfzehn Minuten der Partie gehörig unter Druck. Mehr als Ballbesitz und die eine oder andere Halbchance resultiert daraus jedoch nicht. So kommen die Gelb-Blauen zunehmend besser ins Spiel und haben vor allem durch ihren Knipser Konrad Janta in kurzer Folge vier gute Möglichkeiten, die aber ebenfalls nichts Zählbares ergeben, weil entweder Keeper Endrit Halili zur Stelle ist, oder der Pfosten einem Torerfolg im Wege steht. 


Danach versucht es der Niendorfer Goalgetter Evailton Fernandes aus guter Position aus sechs Metern. Der wird aber vom gut aufgelegten Jannik Kretschmar geblockt. Der zweite Versuch geht über das Tor. Und der feine Freistoß von Lennard Speck, kurz vor dem Halbzeitpfiff, knapp außerhalb des Strafraums der Alsterbrüder in zentraler Position streicht über die Querlatte. So geht es in die Pause.

Spektakulärer Versuch von Konrad Janta (li.) per Seitfallzieher. Foto: Klaas Dierks

Nach Wiederanpfiff sind erstmal wieder die Alsterbrüder am Drücker. Lennart Duves Schuss wird von Halili pariert, dann schlägt Tim Algner eine Flanke aus dem gegnerischen Strafraum in die Mitte, doch Niendorfs Kapitän Tom Karshüning grätscht dazwischen und bekommt den Ball bei seinem Rettungsversuch deutlich an die Hand. Das sieht fast jeder, bis auf den Schiedsrichter. Der pfeift zur Ecke. Die wird zu kurz abgewehrt und Konrad Janta zieht vom rechten Strafraumeck einfach mal ab. Sein satter Schuss saust zum 1:0 in die Maschen (51.).

Ein paar Minuten später die Chance zum Ausgleich, aber nach einer guten Parade von Moritz Kühn geht der Nachschuss aus kurzer Distanz drüber. Keine Zeit, um Luft zu holen. Schon brennt es wieder auf der anderen Seite. Im Strafraum prallen Janta und Halili im Sechzehner zusammen. Alle erwarten einen Elfmeterpfiff. Der Linienrichter nimmt bereits in Höhe des Elfmeterpunktes seine Stellung an der Seitenlinie ein, doch zur Verwunderung selbst vieler Niendorfer zückt der Schiedsrichter Gelb für Janta. Schwalbe!?

Unfassbar! Evailton Fernandes (li.) bekommt das Runde aus allerkürzester Distanz nicht an FCA-Keeper Moritz Kühn vorbei. Foto: Klaas Dierks

Ob sich Niendorfs Torwart bei diesem Zusammenprall verletzt, oder vorher schon angeschlagen gewesen ist? Jedenfalls muss er raus und wird durch Leon Henk ersetzt. Der darf gleich zeigen, was er kann. Denn erst eine Minute im Spiel, muss er all sein Können aufbieten, um einen spektakulären Seitfallzieher von Janta aus 13 Metern zu parieren. Das machen beide klasse. Die folgende Ecke, auf den langen Pfosten gezogen, findet den Kopf von Philipp Dechow, der Henk zur zweiten Glanzparade innerhalb kürzester Zeit veranlasst.

Diese Paraden von Henk wirken wie ein „Hallo, wach!“-Signal für die Niendorfer. Sie kommen erneut zu guten Gelegenheiten. Aber Kühn macht es genauso gut wie sein Niendorfer Pendant. Nach zwei starken Paraden gegen Henry Steinbeck und Fernandes im Eins-gegen-Eins, dann doch der ersehnte Glücksmoment für die Gäste. Der zusammen mit Henk eingewechselte Nissan Traore bekommt den Ball und zieht wuchtig von der Ecke des linken Fünfmeterraumes ab ins lange Eck. Dabei lässt er Kühn keine Chance. Halbhoch schlägt der Ball zum Ausgleich ein. Minuten später hat Traore den Führungstreffer auf dem Fuß. Sein starker Antritt bringt ihn bis an den „Fünfer“. Seinen Schuss aber pariert Teufelskerl Kühn erneut. Es bleibt beim 1:1.

Nissan Traore (li.) konnte Kühn einmal bezwingen. Zu etwas Zählbarem reichte es für die Gäste aber nicht. Foto: Klaas Dierks

Mitten in dieser Druckphase ein Entlastungsangriff der Hausherren, der in der Niendorfer Hälfte unsanft gestoppt wird. Den fälligen Freistoß aus dem Halbfeld schlägt Carl Janta vors Tor, wo der Ball von Duve mit der Brust auf Tim Algner weitergeleitet wird. Der steht da, wo ein Stürmer stehen muss, und schiebt das Leder „algnertypisch“ über die Torlinie zum 2:1 (69.).

In der Folge entwickelte sich ein Spiel mit offenem Visier. Beide Mannschaften wollen den Sieg. Aber weder durch Ecken noch durch Freistöße oder sonstige Aktionen ist das Alsterbrüder-Abwehrbollwerk durch die nimmermüden Steinbeck, Fernandes, Traore oder Kokou Amorin zu knacken. Auf der anderen Seite beschränken sich die Alsterbrüder auf das Setzen von Nadelstichen, finden aber, wenn der Ball aufs gegnerische Tor kommt, in Henk ihren Meister.

Alsterbrüder-Coach Jörn Großkopf (re.) wusste nach Schlusspfiff genau, wem sein Dank galt: Torsteher Moritz Kühn. Foto: Klaas Dierks

So bleibt es in einer guten, spannenden und fairen Landesliga Partie beim 2:1 für die Alsterbrüder. Jörn Großkopfs erster Weg nach dem Schlusspfiff führt geradewegs in die Arme von Moritz Kühn. So überrascht die Antwort auf die Frage an den Trainer, wie der Sieg seiner Meinung nach zustande kam, nicht sonderlich: „Mit einem Quäntchen Glück und Moritz Kühn!“ Dabei lobt er aber auch den Gegner, dessen ältester Spieler auf dem Platz gerade einmal 23 Jahre alt ist, als „gute, junge Mannschaft mit Plan“. Den hat sie von ihrem Trainer Jan Ramelow, der an diesem Nachmittag aber von Dustin Benndorf vertreten wurde. Dieser blieb während des gesamten Spiels auch in hektischen Momenten auf dem Platz wohltuend ruhig und sachlich.

Niendorf kann in der nächsten Woche gegen Mitkonkurrent HR im Kampf um die Spitze wieder Boden gutmachen, die Alsterbrüder sind bereits am Freitag zu Gast bei der abstiegsbedrohten Hansa von 1911.

Klaas Dierks

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