Oberliga-Abstiegsrunde

Ein „teures“ Oberliga-Debüt und ein „Wechsel-Hattrick“ mit Wirkung!

26. Februar 2022, 18:12 Uhr

Mit 36 Jahren feierte Enrico Carl (Mi.) sein Oberliga-Debüt für den SV Rugenbergen - und hielt seinen Kasten gleich mal sauber. Foto: KBS-Picture.de

„Enrico Carl, willkommen in der Oberliga!“, begrüßte Michael Fischer seinen Schlussmann mit etwas Verspätung im Mannschaftskreis – nachdem sein „Manuer Neuer noch Interviews geben musste“, witzelten seine Teamkameraden. Als der 36-Jährige, eigentlich Teil der SVR-Zweitvertretung, endlich eintraf, konnte der Auswärtssieg beim Meiendorfer SV gebührend bejubelt werden. Und Carl? Der feierte ein „teures“ Oberliga-Debüt. „Erstes Spiel, dann auch noch zu Null, eine Gelbe Karte bekommen und einen Elfmeter daneben geguckt“, ließ Fischer nichts unversucht, seinem Torsteher gleich mehrere „Kisten“ für die Truppe abspenstig zu machen.

Schon vor dem Spiel zu Späßen aufgelegt und in Jubelpose: Rugenbergen-Trainer Michael Fischer. Foto: KBS-Picture.de

Während der Ersatz des an Corona erkrankten Patrick Hartmann im ersten Durchgang einen Schuss von Atef Zakerwal stark um den Pfosten lenkte (15.), hatte er in der 55. Spielminute seinen ganz großen Auftritt: Nach einem kapitalen und viel zu kurz geratenen Rückpass von Denis Urdin verursachte Carl gegen Moustapha Toure beim Stand von 0:0 zwar einen Foulelfmeter. Doch der ansonsten ganz stark aufspielende und von Fischer zum „besten Mann auf dem Platz“ gekrönte Josiah Basoah drosch das Leder weit über den Kasten (55.)!


„Ich glaube, man kann schon behaupten: Machst du den Elfmeter rein, steht‘s am Ende vielleicht 3:0 für uns“, mutmaßte Meiendorf-Trainer Hakan Yavuz in Anlehnung an das Endergebnis, wollte seinem Fehlschützen aber keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil. „Er hat die Verantwortung übernommen und hätte seine Leistung krönen können“, obwohl Zakerwal eigentlich der etatmäßige Schütze des MSV ist. Und so konnte Rugenbergen-Fänger Carl beim Abpfiff als erster Akteur auf dem Platz seine Arme vor Freude in die Höhe recken.

Fischer reagiert auf "grottenschlechte" erste Halbzeit

Ahmed Ak (Mi.) verletzte sich im ersten Durchgang nach einem Foulspiel schwer und musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Gute Besserung! Foto: KBS-Picture.de

Denn: Sein Coach reagierte auf die „grottenschlechte“ erste Halbzeit mit einem Dreifach-Wechsel. Fischer tauschte die komplette Offensive aus, brachte Kilian Utcke, Marcel Schöttke und Marlon Stannis für Sascha Richert, Jan Düllberg und Patrick Hoppe. „Es hat nichts mit den Dreien zu tun, die raus sind, sondern es hat dann einfach gepasst – auch vom System“, hatte man vor der Pause durchaus mit dem Gegner zu kämpfen und bekam kaum einen Fuß auf den Kunstrasenplatz am Deepenhorn. „Wir kennen Meiendorf nicht aus dem Effeff. Und es ist auch immer nicht ganz so einfach, eine Mannschaft zu analysieren, die im Winter nochmal komplett umstrukturiert worden ist“, so Fischer.

"Haben an den richtigen Stellschrauben gedreht und die Jungs haben das angenommen"

Kilian Utcke bejubelt seinen Führungstreffer. Foto: KBS-Picture.de

Man wollte „erstmal gucken, wie es läuft, das Spiel aber ganz anders angehen. Wir sind überhaupt nicht reingekommen und der Gegner hat es anders gespielt, als wir es erwartet haben. Dementsprechend ist der Trainer dann dafür verantwortlich, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und ich finde, das hat er gut gemacht, aber die Mannschaft hat es auch gut umgesetzt. Wir haben an den richtigen Stellschrauben gedreht und die Jungs haben das angenommen“, lobte „Fischi“ seine Mannen die mit ganz anderer Körpersprache aus der Kabine kamen.

Keine 240 Sekunden nach dem vergebenen Meiendorfer Strafstoß war es Leon Neumann, der mit seinem Steckpass den startenden Marlon Stannis in Szene setzte. Der Joker brach auf rechts durch und fand mit seinem punktgenauen Querpass den anderen Einwechselspieler Kilian Utcke – 0:1 (59.)! Wenig später ließ Hendrik Rühmann nach einem Einwurf und anschließendem Kampf um den Ball, erneut hatte Utcke seine Füße im Spiel, ein mächtiges Pfund aus 20 Metern ab. Die Kugel schlug im linken Giebel ein – Traumtor (63.)! Den Schlusspunkt setzte Marcel Schöttke, der eine Ecke von Jannick Wilckens zum 3:0-Endstand für die Bönningstedter einschädelte (72.)!

"Das Spielglück ist zu uns zurückgekehrt – wurde aber auch mal Zeit"

Marcel Schöttke (li.) schädelt eine Wilckens-Ecke zum 3:0-Endstand für die Bönningstedter ein. Foto: KBS-Picture.de

„Ich erinnere mich an Spiele, wo wir alleine aufs Tor zugelaufen sind, wo wir Elfmeter hatten, die wir nicht gemacht haben – und am Ende haben wir das Spiel verloren. Heute war es umgekehrt. Das Spielglück ist zu uns zurückgekehrt – wurde aber auch mal Zeit“, bilanzierte Fischer, der auch keinen Hehl daraus machte, dass es „für Meiendorf sehr bitter“ war. „In der ersten Halbzeit waren sie deutlich besser im Spiel und griffiger.“ Dem pflichtete sein Gegenüber bei: „Es ist immer schwierig, ein Spiel an einer oder zwei Situationen festzumachen – oder zu sagen: Wenn wir in Führung gehen, dann gewinnen wir. Aber ich denke schon, dass wir in der ersten Halbzeit in Führung gehen müssen. Wir haben sehr gut, sehr entschlossen und sehr klar gespielt. Und im Grunde genommen hast du es auch in der zweiten Halbzeit auf dem Silbertablett serviert bekommen“, sprach Yavuz auf den Elfmeter an.

"Er hat seine Oberliga-Karriere heute angefangen und teuer beendet"

Doch letzten Endes sorgten der Systemwechsel und die Joker der Bönningstedter für die Wende nach der Pause. Aber eben auch Torwart Enrico Carl, der „seine Oberliga-Karriere heute angefangen und teuer beendet“ habe, scherzte Fischer, der am kommenden Montagabend, nach einem (!) Tag Pause, im Nachholspiel gegen den HEBC „definitiv rotieren“ wird. 

Autor: Dennis Kormanjos

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