Torhüter sind schon eine ganz besondere Spezies. Nein, nicht, weil man ihnen in einer alten Weisheit nachsagt – genauso wie Linksaußen – ein bisschen verrückt zu sein. Sondern vielmehr, weil Torhüter – auch wenn sie Bestandteil einer Mannschaft sind – doch irgendwie Einzelkämpfer sind. Sie sind die letzten in der Reihe, die ein Tor verhindern können. Ihre Fehler sieht man, wenn sie welche produzieren. Sie münden schließlich final meist darin, dass der Ball im Netz einschlägt. In Folge dessen ist der Druck vielleicht manchmal noch ein bisschen höher, als bei den kickenden Kollegen davor. Und diese „Sonderstellung“ vereint. Und zwar die, die diese Rolle kennen.

Der Ursprung der Idee? „Das war tatsächlich damals bei Vicky, als Fabian mein Torwart-Trainer war“

Dennis Lohmann mit dem Handschuh. Foto: Just us Gloves

So auch bei Dennis Lohmann und Fabian Lucassen. Letztgenannter war über lange Jahre selbst in Hamburgs Ligen aktiv, zuletzt trug er das Trikot des SV Curslack-Neuengamme. Inzwischen aber ist Lucassen längst auf einer anderen Schiene unterwegs. Als Torwart-Trainer. Und als solcher war er beim SC Victoria auch für Dennis Lohmann zuständig, als der Keeper – aktuell für den SV Borussia Bergisch Gladbach 09 in der Regionalliga West aktiv –noch an der Hoheluft spielte. Eine Verbindung, die bis heute nicht abgerissen ist, auch wenn „Lohmi“ längst in Nordrhein-Westfalen spielt und Lucassen durch sein Torwart-Trainer-Projekt „Just us Goalkeepers“ ziemlich eingespannt und oft unterwegs. Aber: Man kennt sich eben gut. Und man redet viel miteinander. Und mitunter entsteht dabei eine Idee, die Hand und Fuß hat. Oder nein, in diesem Fall besser gesagt: Eine Idee, die ziemlich viel Hand hat. Denn: Lucassen und Lohmann haben einen eigenen Torwarthandschuh entwickelt, der jetzt, kurz vor Weihnachten, auf den Markt kommt.

„Es war schon ein tolles Gefühl, als wir den Handschuh zum ersten Mal in der Hand hatten“

Fabian Lucassen coachte Lohmann als Torwart-Trainer beim SC Victoria. Foto: Bode

Der Name? In Anlehnung an Lucassens „Just us Goalkeepers“ (deutsch: Nur wir Torhüter) lautet er „Just us Gloves“ (Deutsch: Nur unsere Handschuhe). Die Instagram-Seite des Projekts geht an diesem Sonntag, vier Tage vor Heiligabend, online. Für „Lohmi“ und Lucassen ist so gesehen also schon vorm Fest Bescherung. „Es war schon ein tolles Gefühl, als wir den Handschuh zum ersten Mal in der Hand hatten“, erinnert sich Lohmann an einen der wesentlichen Schritte auf dem Weg von der Idee bis zur Umsetzung zurück und erklärt erst einmal, wann das Thema zum ersten Mal überhaupt auf der Agenda der beiden Schlussmänner auftauchte. „Das war tatsächlich damals bei Vicky, als Fabian mein Torwart-Trainer war. Weil ich so viele Handschuhe verschlissen habe, hat er mich irgendwann im Spaß als ‚Handschuh-Hure‘ bezeichnet, weil ich in fast jedem Training ein anderes Modell hatte“, lacht Lohmann, „wir haben dann gesagt: Eigentlich müsste man selbst Handschuhe auf den Markt bringen, statt immer neue kaufen zu müssen.“

„Wir haben vorerst so 250 bis 300 Paar, ein Model – und das gibt es in zwei verschiedenen Farben“

Dennis Lohmann im Vicky-Trikot, inzwischen spielt der 30-Jährige in der Regionalliga West für Bergisch Gladbach. Foto: Bode

Was als Spaß begann, wurde dann irgendwann Ernst. „Ich habe die Idee im Feburar oder März nochmal aufgegriffen und ich habe mal zu Papier gebracht, wie wir uns so einen Torwart-Handschuh, der von uns kommt, eigentlich vorstellen. Da gibt es so viele verschiedene Eigenschaften. Ich habe dann halt mal ein bisschen designed“, berichtet Denis Lohmann, der – wie es der Zufall so will – vor seinem Abgang aus der Hansestadt ins Rheinland beruflich durch die Arbeit für ein Textilunternehmen „viel und guten Kontakt zu Lieferanten aus Asien“ hatte. Und spätestens, „als Fabian dann zu mir in gesagt hat: ‚Lohmi‘, wir müssen das mit dem Handschuh echt machen“, so der 30-Jährige, wurde die Idee wieder noch ein Stück konkreter. Mit dem Ergebnis, dass Lucassen und Lohmann tatsächlich Handschuhe produzieren ließen, sie im November bei einem gemeinsamen Treffen in Essen erstmals in Händen hielten und „Anfang Dezember die große Bestellung auf den Weg gebracht haben“, wie „Lohmi“ verrät. Soll heißen: „Wir haben vorerst so 250 bis 300 Paar, ein Model – und das gibt es in zwei verschiedenen Farben“, sagt der Ex-Vicky-Keeper und erzählt davon, dass „wir dann auch erstmal ein Unternehmen dafür gegründet haben. Das ist alles schon sehr viel Neuland, aber auch sehr interessant.“ Und das Ziel? Der große Durchbruch am Markt?

„‚Just us Gloves‘ soll uns in erster Linie Spaß machen – aber wir denken das Ganze schon langfristiger“

Dennis Lohmann präsentiert die Handschuhe zuhause. Foto: Just us Gloves

„Ich arbeite Vollzeit 40 Stunden die Woche, spiele in Bergisch-Gladbach, mache nebenbei noch mein Master-Studium. Fabian hat seine Aufgaben als Torwart-Trainer, die Sachen mit ‚Just us Goalkeepers‘ und plant gerade eine ‚Just Us-Academy‘, wo andere Torwart-Trainer nach seinen Ideen Torhüter trainieren. ‚Just us Gloves‘ soll uns in erster Linie Spaß machen. Aber wir denken das Ganze schon langfristiger, sind im Hintergrund schon damit beschäftigt, neue Designs und Modelle voranzutreiben“, erzählt uns Lohmann im Gespräch und ergänzt: „Wir wollen Fabians Netzwerk, dass er sich durch ‚Just us Goalkeepers‘ erarbeitet hat, nutzen, planen zum Beispiel, die ‚Just us Academy‘-Keeper mit unseren Handschuhen auszustatten. Zudem machen wir einen Testlauf mit den Handschuhen beim SSC Hagen Ahrensburg, wo Fabian als Torwart-Trainer arbeitet.“ Der Markt für die Handschuhe jedenfalls ist da, sagt „Lohmi“ und berichtet von seinen eigenen Erfahrungen: „Du brauchst nach vier, fünf, sechs oder sieben Spielen mit deinen Handschuhen einfach ein neues Paar. Und die kosten dich dann jedes Mal so um die 80 bis 100 Euro.“ In diesen Sphären will sich ‚Just us Gloves‘ nicht bewegen. „Wir werden vom Preis her so bei 50 bis 60 Euro liegen“, erläutert Lohmann, dessen Zeten als ‚Handschuh-Hure‘ mit wechselneden Marken und Modellen vorbei sind. Denn natürlich trägt „Lohmi“ jetzt „Just us Gloves“...

Jan Knötzsch