Oberliga

„Erfolgsmacher“ Yavas: „Das wird es in meiner Zeit in Osdorf nicht geben!“

24. April 2020, 13:37 Uhr

"Ich kann mich damit nicht identifizieren, wenn da ein Abramowitsch kommt"

Sascha (li.) und Benjamin Blume (2. v. re.) sowie Bennet (2. v. li.) und Torben Krause sind die langjährigen Gesichter des TuS Osdorf. Archivfoto: noveski.com

Yavas meint aber auch: „Jedem das Seine“, ehe er erklärend ausführt: „Wenn jemand Lust darauf hat, Gelder in eine Mannschaft zu stecken, großen Namen zu holen und dann aufsteigen will, dann soll er das tun. Das ist aber nicht meine Philosophie, damit kann ich mich nicht identifizieren, wenn da ein Abramowitsch (Groß-Sponsor des FC Chelsea; Anm. d. Red.) kommt. Es ist für mich okay, aber es ist auf jeden Fall nicht das, was ich teile. Selbst wenn ich das Geld hätte, würde ich es anders ausgegeben.“ Eine klare Haltung, zu der Yavas steht. „Das sind Dimensionen, die sehr, sehr weit von uns weg sind. Aber natürlich möchte ich das nicht schlechtreden“, sagt der 35-Jährige, der mit dem TuS „seit Oktober eine Kooperation mit einem Unternehmen“ hat, „das sich darauf spezialisiert, Sponsoren für Vereine zu suchen – keinen großen, sondern kleine. Davon erhoffe ich mir viel. Das ist ein gesunder Weg, den wir gehen.“ Eine Meinung, mit der er ganz offensichtlich nicht allein dasteht. Denn der TuS gehört nicht umsonst zu den Zuschauermagneten der Oberliga. „Da bin ich auch sehr stolz drauf!“

Legendärer Blomkamp-Abend mit "Happyend" dank Ude

Das Spiel gegen den Wedeler TSV (5:4) wird für Yavas immer "ein unvergesslicher Moment" bleiben. Archivfoto: noveski.com

Mit dazu beigetragen haben sicherlich auch die vielen legendären „Blomkamp-Abende“. Einer davon ereignete sich am 27. März 2015 – und ist für Yavas noch heute unvergessen (HIER mehr dazu). Zur Halbzeit lag sein TuS im Derby gegen den großen Rivalen Wedeler TSV mit 0:3 im Hintertreffen. „Wir sind aus der Kabine rausgekommen und haben gleich den Anschluss gemacht“, keimte kurzzeitig wieder Hoffnung auf. „Doch Wedel hat direkt nachgelegt und den alten Abstand wieder hergestellt.“ Der Drops schien gelutscht – bis Piet Wiehle ein Ass aus dem Ärmel zauberte: Antonio Ude. „Er hatte Achillessehnenprobleme und sollte eigentlich gar nicht im Kader stehen. Aber Piet hat ihn dann irgendwann herangerufen und gefragt, ob es gehen würde. ‚Toni‘ hat sein Go gegeben, ist reingekommen – und hat in der 94. Minute das 5:4 gemacht. Das war ein Spiel, was ich nie vergessen werde!“ Ein Spiel, das für Ausnahmezustand am Blomkamp sorgte und einen dieser unzähligen Abende perfekt charakterisiert.

Ist Yavas bei Altona 93 ein Thema?

Inzwischen hat sich Yavas in ganz Hamburg einen Namen gemacht - und wird auch bei Altona 93 als Klobedanz-Nachfolger gehandelt. Foto: KBS-Picture.de

Einen persönlichen Traum habe er noch, gibt Yavas offen zu: Das Pokalfinale mit seinem TuS Osdorf zu erreichen. Zweimal ist man erst im Halbfinale gescheitert und nur ganz knapp am großen Coup vorbeigeschrammt. In der Liga wolle man unterdessen auf längere Sicht mal „die Top Fünf anpeilen“, erzählt er. Und wie sieht es mit dem Traumdenken von einem möglichen Regionalliga-Aufstieg aus? „Allein schon wegen der Infrastruktur wäre das utopisch“, kanzelt Yavas jegliche Ambitionen ab, sagt aber auch: „Ich würde mir niemals ein Ziel komplett weg reden. Heute ist daran nicht zu denken, wenn man die jetzigen Verhältnisse nimmt. Aber ich sage niemals nie.“ Diese Einstellung macht ihn zu der Person, die er ist – und so könne er auch „für die nächsten 20 Jahre nichts ausschließen“, was seine Zukunft betreffen würde.

"Ich habe nicht einen Tag an mir gezweifelt"

Langjähriger Freund und treuer Wegbegleiter: TuS-Captain Bennet Krause holte Yavas einst nach Osdorf. Foto: KBS-Picture.de

Kein Wunder, dass sein Name bei all den Erfolgen inzwischen auch beim großen Nachbarn Altona 93 heiß diskutiert wird. Beim AFC könnte Yavas den Posten, der nach dem dortigen „Beben“ von Andreas Klobedanz zur Verfügung gestellt wird, übernehmen. „Momentan“, so Yavas, sei an den Gerüchten aber „nichts dran“. Vielmehr legt er den Fokus voll auf seinen TuS Osdorf, wo er mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist – auch wenn er inzwischen damit rechnet, „dass die Saison gelaufen ist und die Ligen aufgestockt werden“. Cemil Yavas ist eben jemand, der auch über den Tellerrand hinausguckt. Eine Person, die zu dem steht, was sie tut – trotz aller Widerstände: „Ich hatte nicht einen Tag das Gefühl, dass ich hinschmeißen müsste oder an dem ich an mir gezweifelt habe.“ Eine Einstellung, die ihm zu dem macht, was er ist: Ein Visionär. Einer, der Entscheidungen trifft – so unbequem sie manchmal auch sind. Eben: Ein „Erfolgsmacher“.

Autor: Dennis Kormanjos