Oberliga

„Es ist kein Nachteil, dass mich viele vielleicht nicht kennen“

07. April 2020, 11:41 Uhr

Der künftige Buchholz-Trainer Nabil Toumi. Archivfoto: noveski.com

Seit dem vergangenen Samstag ist die sprichwörtliche Katze aus dem Sack: Ab der neuen Saison wird der TSV Buchholz 08 von Nabil Toumi trainiert. Der 37-Jährige, derzeit noch an der Seite von Kirill Schneider beim Harburger TB im Trainerteam, folgt auf Rüdiger Meyer, der seinerseits im Laufe der aktuellen Spielzeit zunächst als Interimslösung und dann zeitlich befristet bis zum Saisonende die Nachfolge von Ex-Profi Marinus Bester auf dem Trainerstuhl beim Oberligisten angetreten hatte. Wir haben uns mit Toumi über seine künftige Aufgabe in der Nordheide, die Gespräche mit dem Verein, seine bisherige Vita und den Abschied von Simon Beecken vom Ligamanager-Posten nach dieser Spielzeit unterhalten.

„Simon ist derjenige, der den Kontakt zu mir aufgenommen hat und mit dem ich auch die meisten der Gespräche geführt hat“, verrät uns Toumi zu Beginn des Gesprächs. „Er wusste um meine Situation und hat angefragt, ob es für mich vorstellbar sei, dass ich ab der neuen Saison Interesse an einer neuen Aufgabe habe.“ Zunächst einmal war Toumis Intention auf längere Sicht nämlich tatsächlich eine andere gewesen: Der 37-Jährige ist vor noch gar nicht allzu langer Zeit Vater einer kleinen Tochter geworden. „Für mich war der Gedanke erstmal, nicht mehr groß etwas in Sachen Fußball zu machen“, sagt Toumi, der früher bereits beim Harburger TB zwei Mal zum Aufstiegstrainer wurde und den Verein aus der Bezirks- in die Landesliga führte. Danach ereilte ihn der Ruf des FC St. Pauli, der ihn in der U17 und U19 an der Seite von Ex-Profi Timo Schultz zum Co-Trainer machte. Vom Kiezclub verabschiedete sich Toumi dann aber, als Nachwuchs in Sicht war. Um sich eben erst einmal dem Familienleben und dem Vaterdasein zu widmen.

Voss bleibt Co-Trainer: „Die Chemie zwischen uns stimmt, das passt gut“

Jan Voss (re., hier mit Ex-Coach Thorsten Schneider) bleibt auch unter Toumi Co-Trainer. Foto: KBS-Picture.de

Doch wie so oft kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Und so suchte der HTB nach dem Rücktritt von Steffen Prielipp unlängst einen neuen Trainer. Diesen fand man in Kirll Schneider, dem verletzten Mittelfeldspieler des Clubs von der Jahnhöhe. Schneider brauchte nun einen Assistenten – und aus alter Verbundenheit zum Neu-Coach und dem Verein sprang Nabil Toumi als solcher mit ein. „Ehe man sich versieht, ist man wieder absolut drin im Fußbal, ist Teil einer Einheit und leckt wieder Blut“, berichtet der 37-Jährige, der im Winter „schon ein, zwei Anfragen hatte“, wie er sagt. Die aus Buchholz war dabei die offenbar reizvollste und interessanteste. „Ich habe mir das eine oder andere Testspiel der Mannschaft angeschaut und auch, wenn ich dabei keinen Sieg gesehen habe, habe ich Dinge gesehen, die mich angesprochen haben: Wie sich die Jungs unabhängig von der Tabellensituation auf dem Platz verhalten, wie die Struktur des Kaders ist, wie sie gewisse Dinge umsetzen. Daraus entwickeln sich dann im Kopf Ideen, was man selbst machen würde, wo man ansetzen würde, was gut ist und was man selbst vielleicht anders machen würde.“ Vollgepackt mit diesem Input habe sich dann, so Toumi, „ein Prozess über zwei, drei Monate entwickelt, an dessen Ende ich zur Entscheidung gekommen bin, dass ich die Aufgabe gerne übernehmen möchte.“

Die Zusage, die der künftige Coach bei „08“ schließlich gab, „gilt für beide Ligen“, verrät Toumi. Noch schließlich steht nicht fest, ob die Saison 2019/2020 zu Ende gespielt und der TSV Buchholz nicht noch einmal in größere Abstiegsnöte geraten wird, als dies derzeit der Fall ist. „Ich habe ich mich natürlich auch damit auseinandergesetzt, was in diesem Fall der Fälle wäre“, gibt Toumi zu, ist sich aber sicher, unabhängig davon die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Als wir im Hintergrund die ersten Gespräche für die neue Saison geführt haben, war schnell klar, dass die Mannschaft im Kern so zusammenbleiben wird. Das ist wichtig, schließlich ist das keine schlechte Truppe“, befindet der 37-Jährige, der fraglos auch „eigenen Ideen einbringen wird, wie wir den Kader zur neuen Saison verändern.“ In der kommenden Serie wird Toumi, wie seine Vorgänger auch, dann mit Jan Voss zusammenarbeiten, der Co-Trainer bleiben wird. „Die Chemie zwischen uns stimmt, das passt gut. Er wird mir zudem definitiv den Einstieg erleichtern, weil er schon so lange da ist und den Verein, das Umfeld, die Strukturen und die Mannschaft kennt. Er ist sehr wichtig – auch für das Team“, erklärt der Bald-Buchholz-Coach.

„Simon ist ja nicht weg, sondern wird dem Verein auch in Zukunft erhalten bleiben“

Manager Simon Beecken (Zweiter v. li.) übernimmt in der neuen Saison andere Aufgaben im Verein. Foto: Bode

Dass „08“ für ihn die erste Station oberhalb der Landesliga ist und er für Einige ohne Zweifel ein nahezu unbschriebenes Blatt darstellt, stört Toumi derweil ganz und gar nicht. „ Es ist kein Nachteil, dass mich viele vielleicht nicht kennen“, sagt er überzeugt, „wir haben mit der U19 von St. Pauli auch gegen Oberligisten gespielt. Das ist nichts, was ich mir nicht auch zutrauen würde. Für die Mannschaft ist es auch nicht schlecht, dass da einer kommt, der neue Ideen und einen neuen Wind mit ins Team bringen kann.“ Dass im „Team ums Team“ ab der neuen Saison der Name Simon Beecken als Ligamanager nicht mehr auftauchen wird – der 52-Jährige legt diese Aufgabe ebenso wie die des Fußball-Obmanns aus beruflichen Gründen nieder –, versetzt Toumi nicht in Schrecken, wie er uns berichtet: „Klar: Simon hat auf der einen Seite die Gespräche mit mir begonnen, als es darum ging, ob ich mir ein Engagement in Buchholz vorstellen kann, aber auf der anderen Seite waren auch die Gespräche mit dem gesamten Abteilungsvorstand gut. Simon gibt seine Aufgaben als Obmann und Manager auf – aber es gibt im Verein schon Ideen, wie man das intern auffangen kann. Und: Er ist ja nicht ganz weg, sondern wird dem Verein ja auch in Zukunft erhalten bleiben – nur eben in einer anderen Rolle, wenn er sich um die Bereiche Marketing und Sponsoring kümmert.“