„Es war in allen Belangen eine Meisterleistung von den Jungs!“

Nach hitzigen und turbulenten 90 Minuten: Oststeinbek kegelt ASV raus

28. August 2018, 23:52 Uhr

Youssef Sbou (li.) brachte Oststeinbek in Führung und zelebrierte seinen Torjubel auf besondere Weise. Foto: Kormanjos

Gerade hatte Youssef Sbou nach einem totalen Blackout von Viktor Streib, der den Ball nach einer völlig harmlos anmutenden Flanke von Maximilian Grünberg mit der Brust zu seinem Torhüter Shahin Ahmadi zurückspielen wollte, was gründlich misslang, den Führungstreffer für seinen Oststeinbeker SV erzielt, als er diesen mit zehn Liegestütze zelebrierte. Der Grund dafür, wie Sbou hinterher verriet: „Shahin Ahmadi ist ein sehr guter Freund von mir. Einen Tag vor dem Spiel hat er zu mir gesagt, dass ich zurzeit ja überhaupt nicht fit wäre und kein Tor gegen ihn machen würde. Das war die Antwort darauf“, so Sbou, der in einem unglaublich hitzigen Spiel – worüber noch zu reden sein wird – den Aussagen seines Trainers erste Nahrung gab…

„Mir war vor dem Spiel klar, dass wir heute, wenn alles passt und wenn wir komplett das abrufen, was wir uns vorgenommen haben, einen klaren Sieg landen würden“, erklärte Simon Gottschling, Trainer des Oststeinbeker SV, ehe er auf Nachfrage, ob er sich derart sicher war, weil sein Team so viel besser sei, entgegnete: „Ja!“ Dabei sollte das letzte noch offene Drittrunden-Duell im ODDSET-Pokal im Vorfeld viel Spannung versprechen. Denn: Mit fünf Siegen in fünf Spielen führt der ASV Hamburg das Feld in der Bezirksliga Ost unangefochten an. Doch auch Staffel-Konkurrent Oststeinbek steht nach ebenso vielen Partien noch ohne Niederlage da (Vier Siege, ein Remis) – und das als Aufsteiger. „Ganz so dominant“ habe er seine Jungs allerdings nicht erwartet, gestand Gottschling, der befand: „In der ersten Halbzeit hatten wir ja 90 Prozent Ballbesitz, in der zweiten auch immer noch 70 oder 75.“ Und weiter: „Es war in allen Belangen eine Meisterleistung von den Jungs! Mit allem, was dazu gehört. Das war schon herausragend und brutal stark. Uns muss in Hamburg erst einmal jemand schlagen!“ Das ist mal eine Ansage...

Herber holt den Hammer raus - Gyasi sieht vor Einwechslung Gelb und fliegt

Dank des 4:0-Erfolgs beim Staffel-Kontrahenten steht der OSV in der vierten Pokalrunde. Foto: Kormanjos

Der heimische ASV Hamburg kam mit dem Spiel des Kontrahenten überhaupt nicht zurecht und im gesamten Verlauf nur zu zwei nennenswerten Torabschlüssen, als die Begegnung längst entschieden war. Ganz anders die Mannen vom Meessen. Mit einer feinen Einzelaktion und einem trockenen 18-Meter-Linksschuss aus der Drehung verdoppelte Ex-Profi Deniz Herber die Oststeinbeker Führung (57.)! Für den Endstand sorgten Adrian Voigt, der von einem langen Pass von Patryk Antoni Marg – verletzte sich kurz vor Ultimo bei einem eigenen Foulspiel und musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden (Gute Besserung!) – in Szene gesetzt wurde und aus halbrechter Position eiskalt ins lange Eck einschweißte (70.), sowie „Joker“ Maximilian Kochsiek, der nach einem Angriff über Marcel Meyer und Nicklas Frers, dessen Schuss Ahmadi noch entschärfte, zur Stelle war (87.)! Zu diesem Zeitpunkt waren die Hausherren nur noch mit zehn Mann auf dem Platz, da Emmanuel Gyasi nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung mit Gelb-Rot – die erste Gelbe Karte sah er noch vor (!) seiner Hereinnahme, weil er an der Seitenlinie stehend einen vermeintlich ins Aus segelnden Ball noch im Spielfeld aufhielt – des Feldes verwiesen wurde (79.).

Wadhwa: „Ich bin mit zu viel Emotionen an die Sache rangegangen“

„Ich habe zu den Jungs gesagt, dass es wichtig ist, ganz Hamburg zu zeigen, dass Meiendorf keine Eintagsfliege war – auch wenn wir sie zweimal geschlagen haben“, erklärte Gottschling anschließend. Sein Gegenüber bilanzierte: „Einseitig war es deshalb, weil Oststeinbek einfach cleverer war. Sie haben genau das gemacht, wovor ich die Mannschaft gewarnt habe“, so ASV-Coach Mo Wadhwa, der dann präzisierte: „Sie haben provoziert, waren theatralisch und haben unseren Spielfluss kaputt gemacht. Vor allem in der ersten Halbzeit haben sie uns nicht spielen lassen und früh angelaufen. Das hat uns gar nicht geschmeckt. Wir haben uns einfach den Schneid abkaufen lassen – und das unnötigerweise. Daraus müssen die Jungs lernen. Ich bin froh, dass es ‚nur’ Pokal war. Denn in der Liga müssen wir uns ganz anders präsentieren und das werden wir auch“, ehe Wadhwa, der seine Trainer-Laufbahn einst beim OSV begann, ein Stück weit Selbstkritik übte: „Ich selbst bin mit zu viel Emotionen an die Sache rangegangen und habe zu viel Wind um das Spiel gemacht im Trainingsbetrieb, weil ich eigentlich genau das wollte, was Oststeinbek gemacht hat. Das haben wir einfach nicht umgemünzt bekommen. Da hätte ich einen Plan B haben müssen, der ist aber nicht aufgegangen“, sagte Wadhwa, bevor er zum großen Rundumschlag ausholte. Denn um es vorweg zu nehmen: Das Sportliche stand an diesem Abend nur ganz selten im Vordergrund - doch mehr dazu am Mittwochvormittag!

Autor: Dennis Kormanjos