Bezirksliga Süd

„Für den Verband ist es auch schwer – aber wir brauchen einen Plan, wie wir planen können“

25. März 2020, 16:43 Uhr

Seit Monaten schon konnte Süd-Bezirksligist Rot-Weiß Wilhelmsburg weder trainieren noch spielen. Foto: Both

Das Bild ist überall identisch: Leere Fußballplätze, kein Spieler und kein Ball, der durch die eigenen Reihen oder die des Gegners läuft. Der Corona-Virus setzt alles schachmatt. In den oberen Ligen wie auch in den unteren. Oft wird dieser Tage gerade thematisiert, wie sehr dies alles die Vereine in der Regional, der Ober- oder aber den beiden Landesligen trifft. Doch wie sieht es noch eine Etage weiter unten aus? In der Bezirksliga? Deniz Yalcin, gemeinsam mit David Berwecke derzeit Trainer bei Rot-Weiß Wilhelmsburg in der Süd-Staffel, hat es uns erzählt. 

„Für uns ist es genauso schwer, irgendwas zu planen. Wir haben seit Monaten weder richtig gespielt noch trainiert. Wir haben einen Grandplatz, der bei kleinen Widerständen gesperrt wird. Andere Vereine haben bereits einen Kunstrasen. Was passiert? Sie kriegen noch einen neuen oder weiteren. Hier entsteht ein klarer Nachteil für uns und alle anderen Mannschaften, die einen Grandplatz haben“, erklärt der Coach des Tabellen-Dritten. „Aber das ist eigentlich ein ganz anderes Thema“, sagt Yalcin. Eines jedoch, das irgendwie auch in die jetzige Situation und die Frage, wie denn alles weitergehen soll, hineinspielt. „Wir haben zu den jetzigen ausgefallenen Spielen noch so viele Nachholspiele“, erklärt der Rot-Weiß-Trainer und fragt sich: „Wann soll all das nachgeholt werden?“

Yalcins Angst ist klar: „Vereine wie Rot-Weiß bleiben auf der Strecke“

RW-Coach David Berwecke, der ab dem Sommer als alleiniger Trainer an der Linie stehen wird, da sich Deniz Yalcin anderen Aufgaben im Verein widmen wird. Foto: Both

Denn: „Wir sind alle im Arbeitsleben. Zudem beginnt für viele in unserer Mannschaft die Fastenzeit. Ja, das ist eigentlich unser Problem, ich weiß – aber es erschwert die komplizierte Situation unheimlich“, so Yalcin, der sagt: „Für den Verband ist es auch schwer, aber wir brauchen einen Plan, damit wir planen können. Wir sollten uns nicht an die Profis halten. Die verdienen ihr tägliches Brot damit und könnten jederzeit spielen. Bei uns Amateuren, die das ehrenamtlich machen, ist es fast nicht realisierbar. Wir brauchen zeitnah konkrete Lösungen oder den Dialog mit den Entscheidungsträgern. Man wird nicht alle Vereine jetzt zufriedenstellen können, aber wir müssen einen Plan mit Kompromissen haben, mit denen alle leben können. Wir und Vereine, die aufgrund ihrer Platzverhältnisse seit Monaten nicht viel machen können, dürfen nicht die Leidtragenden der ganzen Geschichte sein.“ In seinem Appell „geht es mir wirklich nicht nur um uns. Das wäre egoistisch. Ich finde einfach, dass der Wettbewerb so verhindert wird“, verdeutlicht Yalcin

Die Angst, die ihn umtreibt, ist klar: „Vereine wie Rot-Weiß bleiben auf der Strecke“, sagt Deniz Yalcin und erklärt: „Ich möchte andere Vereine, die einen Vorteil genießen oder unterstützt werden, nicht an den Pranger stellen.“ Trotz aller Sorgen aber versucht man bei Rot-Weiß das Beste zu machen. „Wir waren mal ein Club, der sehr oft negativ aufgefallen ist. Dann haben wir einiges umstrukturiert, Spieler rausgeschmissen, fokussiert auf junge Talente gesetzt“, sagt Yalcin, der mittlerweile auch Geschäftsführer des Vereins ist und zum Sommer als Trainer aufhört, wie er uns mitteilt: „Ich möchte mich generell nur noch um den Verein kümmern. Ich habe ein Konzept geschrieben und Spenden von der Saga und der Haspa erhalten. Damit haben wir zwei Fitnessräume finanzieren können für die Jugendlichen, die diese auch schon nutzen. Ziel ist es, dass sie ihre Aggressionen in den Griff bekommen und sportlich bleiben – gerade in Wilhelmsburg mit einem hohen Ausländeranteil. Das Thema Integration spielt eine große Rolle – das klappt aber auch nur mit Unterstützung und einem klaren Plan vom Verband...“