LOTTO-Pokal

Gegen das „hohe Tier“ von der „AJK“: „Wir sind immer für eine Überraschung gut“

04. August 2020, 16:32 Uhr

Dürfen Abdul-Nafe Farahi und der ASV Hamburg am Sonntag nach dem Pokalspiel gegen Altona jubeln? Foto: Bode

Es ist die Partie mit dem größten Klassenunterschied. Und dadurch eben auch die, die im Viertelfinale des LOTTO-Pokals am Ende vielleicht die größte Sensation bereithalten könnte. Die Rede ist vom Spiel des ASV Hamburg gegen Altona 93. Am Sonntag um 15 Uhr empfängt der ASV als einer von noch zwei im Wettbewerb verbliebenen Landesligisten auf dem Kunstrasen an der Snitgerreihe den Nord-Regionalligisten. Ein Aufeinandertreffen, vor dem die Rollen klar verteilt sind – eigentlich. Doch wie heißt es so schön: Der Pokal hat seine eigenen Gesetzte. Die wollen sich auch die Kicker aus der Hansa-Staffel zu Nutze machen, wie uns ASV-Manager Mansoor Ahmadi verrät, während AFC-Trainer Andreas Bergmann weiß, dass man im Pokal Geschichte schreiben kann – aber eben immer auch eine Spur auf der Hut sein muss, wenn man die Klingen mit einem Underdog kreuzt. 

Eigentlich jedoch müsste Bergmann nur vor einem Verein Angst haben, der noch im Wettbewerb vertreten ist. Vor welchem? Nun, dazu muss man die Pokal-Gesichte des 61-Jährigen kennen. Mit dem FC St. Pauli, damals Regionalligist, gelang dem Coach die „große B-Serie“. Die Kiezkicker schalteten nacheinander Wacker Burghausen, den VfL Bochum, Hertha BSC Berlin und Werder Bremen aus und standen auf einmal tatsächlich im Halbfinale des DFB-Pokals. Da war dann gegen den FC Bayern aus München Endstation für die Braun-Weißen. Der Blick auf die noch im Wettbewerb vertretenen Mannschaften im LOTTO-Pokal verrät: es gibt nur einen Teilnehmer mit dem „B“: Barmbek-Uhlenhorst. Wenn der Oberligist also im Viertelfinale am TSV Sasel scheitern würde, wäre der Weg frei für den Altonaer Pokalsieg – oder aber der AFC bezwingt BU einfach am 22. August im Endspiel an der Hoheluft...

Bergmann: „Wir wollen soweit kommen, wie es möglich ist“

Der neuen AFC-Trainer Andreas Bergmann. Foto: KBS-Picture.de

All das sind freilich nur theoretische, vielleicht gar absurde Gedankenspiele. Denn bekanntlich haben die Götter zum einen vor den Erfolg den Schweiß gesetzt und der AFC müsste selbst erst einmal im Viertelfinale beim ASV bestehen. Und zum anderen sind die Begegnungen um den Einzug in die Runde der letzten Vier diesmal aufgrund der langen Corona-Pause so etwas wie Glücksspiele. Kaum einer weiß, wo er derzeit spielerisch und konditionell steht, kaum einer kann ergo auch Leistungsfähigkeit und -willen beim Kontrahenten einschätzen. „Die Mannschaft wird noch lange Zeit brauchen“, sagte Andreas Bergmann schon nach dem ersten Testspielauftritt des AFC beim SV Scharnebeck (6:0). Am vergangenen Wochenend testete der Nord-Regionalligist abermals, trennte sich von Oberligist Meiendorfer SV 1:1. „Immerhin darf ich jetzt richtig trainieren lassen. Bislang durften wir ja nur Vier gegen Vier oder Fünf gegen Fünf spielen lassen. Dadurch, dass es die Sonderregelung für die Pokalteilnehmer gibt, können wir im gesamten Rahmen und im taktischen Bereich mehr machen“, frohlockte Bergmann schon nach dem Kick in Scharnebeck.

Das ist freilich auch nicht gerade unwichtig – schließlich muss Bergmann als Neu-Coach nicht nur der Mannschaft seine Ideen vermitteln. Nein, weil der AFC einen an vielen Stellen modifizierten Kader hat, der dem der Vorsaison nur noch auf wenigen Positionen gleicht, müssen sich auch die Spieler erst einmal untereinander aneinander gewöhnen. Jüngst kamen mit Marco Heskamp und Dennis Rosin noch einmal zwei Neue dazu, die die Kicker von der Griegstraße verstärken sollen – in erster Linie bei dem Unterfangen, in der Regionalliga Nord eine ordentliche Rolle zu spielen und im Idealfall die Klasse zu halten. „Das Endziel ist es, dass wir vernünftig in die Meisterschaft starten“, gibt Bergmann zu Protokoll. Das aber hält ihn keineswegs davon ab, nicht auch dem Pokalwettbewerb eine gewisse Bedeutung beizumessen: „Du musst den Pokal vernünftig einbauen“, so der 61-Jährige, „wir fokussieren uns darauf und wollen das Beste erreichen.“ Heißt: „Wir wollen soweit kommen, wie es möglich ist. Der Pokal ist der Pokal. Er hat einen tollen Reiz. Dort kannst du Dinge erleben, die dir selten passieren. Er kann dir viele Chancen geben. Wenn wir weiterkommen, dann erhöht das ja auch unsere Möglichkeiten“, denkt Bergmann an ein Erreichen der Ersten DFB-Pokalrunde, das mit der Einnahme von Fernsehgeldern verbunden ist.   

Ahmadi: „Die Stimmung ist positiv – die Jungs sind heiß auf das Pokalspiel“

ASV-Manager Mansoor Ahmadi (vo.) ist ebenso wie die Truppe heiß auf das Duell mit dem Regionalligisten. Foto: Bode

Entsprechend sagt der neue AFC-Übungsleiter: „Ich hoffe, dass es nicht nur bei einem LOTTO-Pokalspiel bleibt, sondern es mehrere werden...“ Genau das will der ASV Hamburg am Sonntag verhindern. Auf der Anlage an der Snitgerrehe, wo es eh schon eng und durch die dortige Baustelle noch enger wird. „Es dürfen inklusive der Spieler 200 Leute auf die Anlage. Unsere Liste ist voll“, teilt uns Mansoor Ahmadi mit. An die Adolf-Jäger-Kampfbahn ausweichen aber – Widerpart Altona hatte genau dies vorgeschlagen – wollte der Hansa-Landesligist nicht: „Warum sollten wir?“, fragt der ASV-Manager und gibt sich selbst die Antwort: „Es ist unser gutes Recht, an der Snitgerreihe zu bleiben. Jeder weiß, dass wir heimstark sind. Diese Heimstärke wollen wir versuchen, als unseren Vorteil auszunutzen. Die geben wir nicht so einfach ab.“ Der AFC sei, so Ahmadi weiter, aufgrund seiner Ligazugehörigkeit Favorit: „Das ist ein hohes Tier“, konstatiert der ASV-Manager und ergänzt: „Da brauchen wir gar nicht lange drumherum reden.“ Auf Seiten der Gastgeber übrigens muss anders als beim AFC keine Masse an neuen Kickern integriert werden, sondern bislang nur zwei Zugänge: Youcef Madadi vom USC Paloma und Benino Russo vom Hammonia-Landesligisten Harburger TB.

„Vielleicht“, sagt Mansoor Ahmadi, „kommt in dieser Woche noch ein weiterer Zugang dazu. Da müssen wir mit dem abgebenden Verein aber erstmal alles klären.“ Hier gilt also: abwarten. Allerdings: Auch auf Seiten des ASV gibt’s noch eine weitere Neuerung – und zwar bekanntlich auf der Trainerbank. Da sitzen als Nachfolger von Ghazi Mustapha nun Mekan und Devran Barlak. „Die beiden und die Mannschaft verstehen sich gut. Devran und Mekan haben sich gut reingefunden. Die Stimmung ist sehr positiv. Die Jungs sind heiß auf das Pokalspiel, das wird eine wichtige Trainingswoche vorher“, berichtet und Mansoor Ahmadi, dessen Equipe in der bisherigen Vorbereitung ein Mal auf dem Feld stand und in Niedersachsen gegen den TSV Sasel den Kürzeren zog. Dass der Oberligist dem Hansa-Landesligisten keine Chance ließ – für Ahmadi ist es allerdings kein Grund, den Kopf schon vorzeitig in den Sand zu stecken, weil der Pokal-Kontrahent aus Altona noch eine Liga höher spielt: „Wir sind immer für eine Überraschung gut. Wenn wir einen guten Tag erwischen und nicht allzu viel schlecht läuft, dann traue ich uns auch zu, dass wir gewinnen.“