LOTTO-Pokal
„Gewolltes Glück“: Ecken-„Masche“ von „Asche“ weht Cordi aus dem Cup
Der Jubel bei Abdul-Nafe Farahi (li.) und seinen Teamkollegen vom ASV Hamburg kannte keine Grenzen mehr. Foto: Knötzsch
Denn der Treffer, der den Concorden kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit letztlich den Garaus machte, war ein Zufallsprodukt. Oder doch nicht? „Da meine erste Ecke vom Wind stark beeinträchtigt wurde, haben einige Jungs schon zu mir gesagt: ‚Asche‘, bring' den mal lieber auf den Fünfer oder Elfmeterpunkt.‘ Dass das dann natürlich so klappt, ist ein bisschen gewolltes oder erzwungenes Glück. Da gehörte schon ein wenig Mut dazu“, gestand der Kunstschütze, der die Cordi-Krise mit einer direkt verwandelten Ecke 240 Sekunden vor Ultimo weiter verschlimmerte. „Wir waren zu dem Zeitpunkt sowieso dran, Cordi hat gezittert - und dann haben wir zugeschlagen“, so der umjubelte Matchwinner, der zuvor schon per Freistoß das zwischenzeitliche 1:1 markierte (35.), weiter. „Beide Tore waren gleich schwer. Aber wichtiger war natürlich das 3:2 kurz vor Schluss.“
"Ich will noch einmal gegen Bayern spielen - deshalb wollen wir das Ding jetzt holen!"
Mit Tempo über die rechte Außenbahn: Cordis Damian Ilic (vo.) startet mit dem Ball am Fuß in die gegnerische Hälfte. Foto: Knötzsch
Dass die Chancen des Hansa-Landesligisten – in der Liga zuletzt mit Niederlagen gegen die „Kellerkinder“ TuS Berne (3:5) und Düneberg (1:3) ausgestattet – aussichtsreich sein würden, war dem „Underdog“ schon vor Anpfiff klar: „Bei Cordi geht’s ja nur um die goldene Ananas. Wir haben gehört, dass sie sich nur auf uns konzentriert haben – das hat nicht geklappt, weil wir eine überragende Mannschaftsleistung gebracht haben. Wir hatten letzte Woche eine Mannschaftsfeier, die uns nochmal den letzten Kick gegeben hat“, verriet Aschenbrenner – und gab abschließend ein überaus ambitioniertes Ziel aus: „Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und will noch einmal gegen Bayern spielen. Deshalb wollen wir das Ding jetzt holen!“
Auch zweimalige Führung bringt Cordi keinerlei Sicherheit
Jene Chance ist für Cordi nun dahin. Dabei begann eigentlich alles so, wie man sich das vorgestellt und ausgemalt hatte. „Wir haben gut ins Spiel gefunden, uns gut auf die Bedingungen eingestellt, sind verdient 1:0 in Führung gegangen und müssen dann auf 2:0 erhöhen“, befand Coach Frank Pieper-von Valtier, dessen Elf durch den früh für den verletzten Chris Heuermann eingewechselten Michel Netzbandt, der von Pascal El-Nemr in Szene gesetzt wurde, auf die Siegerstraße abbogen (13.). Auch den zwischenzeitlichen Ausgleich der Hausherren durch Aschenbrenners Freistoß konterten die Gäste durch einen höchst umstrittenen Strafstoß – Ahmad Daoud Raji soll einen Schuss von Damian Ilic an die Hand bekommen haben – von Umut Kocin zur abermaligen Führung (59.). Doch auch das 2:1 gab den „Bekkamplern“ keine Sicherheit. „Ich dachte, Cordi kommt etwas aggressiver raus. Gott sei Dank war das nicht der Fall“, konstatierte ASV-Trainer Ghazi Mustapha, der seine Equipe nur drei Zeigerumdrehungen nach dem zweiten Rückstand jubeln sah. „Der Stürmer rennt in unseren Verteidiger rein. Das war eigentlich ein Freistoß für uns“, sah Pieper-von Valtier das vermeintliche Vergehen von El-Nemr an Serhat Cayir genau andersherum. Dem Gefoulten war dies herzlich egal – er verwandelte zum 2:2 (62.), ehe Aschenbrenner für den krönenden Schlusspunkt sorgte (86.).
"Wir sind alle überglücklich, Vereins-Geschichte geschrieben zu haben"
ASV-Trainer Ghazi Mustapha, Torschütze Serhat Cayir, Manager Mansoor Ahmadi und Fahim Ahmadi (v. li.) feiern draußen an der Linie den zwischenzeitlichen Treffer zum 2:2. Foto: Knötzsch
„Ich habe den Jungs gesagt, dass es drei Tugenden gibt, die ich sehen will: Demut, Kampf und Feiern. Wenn wir diese Tugenden an den Tag legen, dann werden wir das Ding rocken“, verriet Mustapha anschließend – und konnte sich auf seine Jungs verlassen. „In den ersten 20 Minuten waren wir etwas zu demütig, da haben wir ein bisschen zu viel Respekt gezeigt“, doch das änderte sich mit fortlaufender Spielzeit. „Wir sind alle überglücklich, Vereins-Geschichte geschrieben und einen etablierten Oberligisten rausgeekelt zu haben. Mehr geht gar nicht!“, strahlte Mustapha, der den Siegtreffer fast schon prophezeite: „Ich habe fünf Minuten vor Schluss noch zu Lamin (Jawla; Anm. d. Red.) gesagt: ‚Wenn wir jetzt den Luckypunch setzen, dann ist das Ding gelutscht.‘ Genau so ist es gekommen. Eine Geschichte, die man nicht schöner schreiben kann.“ Eine Geschichte, in der sich Timo Aschenbrenner mit seinem „Geniestreich“ verewigt hat: „Das ist einstudiert, dass die Ecken scharf auf den ersten Pfosten kommen sollen. Entweder er geht direkt rein, wird per Kopf verlängert oder von einem Spieler reingeköpft“, tat Mustapha kund – und erklärte weiter: „Wir haben am Dienstag und Donnerstag im Training auch Elfmeterschießen ein bisschen mit reingenommen. Zum Glück ist es nicht so weit gekommen.“
"Und dann verliert man durch eine vom Wind hereingedrehte Ecke"
Weil der Außenseiter über sich hinaus wuchs und Concordia zum wiederholten Male hinter den Erwartungen zurückblieb: „Kurz zu den Fakten: Schwierige Bedingungen, viel Wind, rutschiger Platz – und drei Gegentore durch Standards“, ging Pieper-von Valtier zunächst nicht allzu sehr ins Detail. Auch nach dem 2:2 habe sein Team versucht, „das 3:2 zu erzielen, machen das in den zwei, drei Situationen leider nicht. Und dann verliert man durch eine vom Wind hereingedrehte Ecke.“ Das allein wäre als Begründung für das Ausscheiden aber sicherlich zu einfach. Während die Gastgeber ihrem umtriebigen Manager Mansoor Ahmadi, der am Samstag seinen 26. Geburtstag feierte, noch eine zusätzliche Freude bereiteten: „Ein besseres nachträgliches Geschenk gibt es gar nicht“, strahlte Ahmadi.
Die Spieler des ASV Hamburg bejubeln ihren Sieg gegen Concordia