Oberliga

Harnik netzt nicht fünf- oder sechsfach, aber per Fallrückzieher - Cordi-Coach Gehrke schäumt vor Wut!

04. Dezember 2022, 23:22 Uhr

Die TuS Dassendorf bejubelt den 3:1-Auswärtssieg bei Cordi und die Tabellenführung. Foto: Kormanjos

Seine Bilanz der letzten sechs Spiele: Null, Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf. In schöner und stetiger Reihenfolge steigerte Martin Harnik die Anzahl seiner Tore pro Partie. Die vorläufige Krönung: Der Fünferpack am vergangenen Wochenende im Spitzenspiel gegen den ETV (6:1). Sollte „Hanno“ diese schier unglaubliche Ausbeute - insgesamt stehen bereits 30 Saisontore zu Buche - im Gastspiel seiner TuS Dassendorf bei Concordia Hamburg (alle Highlights im LIVE-Ticker) etwa noch einmal toppen? Die vorweg genommene Antwort: Nein. Man mag schon fast sagen: Natürlich nicht. Aber: Dennoch hatte Harnik entscheidenden Anteil am nächsten Sieg seiner „Wendelwegler“ - und wie!

Eyke Kleine (li.) im Kampf um den Ball mit dem einstigen Dassendorfer Ian-Prescott Claus. Foto: Kormanjos

„Das stimmt, den macht nicht jeder. Aber das hätte er gar nicht nötig gehabt, sondern hätte einfach den ersten Ball reinmachen können“, hatte Peter Martens gut lachen - und konstatierte: „Dann hätte er sich das gespart. Aber das sieht natürlich nochmal ein bisschen schöner aus", sprach er auf das zu diesem Zeitpunkt längst überfällige Führungstor seiner TuS an - das natürlich von Martin Harnik erzielt wurde. Und das nicht irgendwie, sondern per Fallrückzieher! Als wollte er es sich besonders schwer machen oder zugleich auch noch den Assisi für sich verbuchen wollen (Martens: „Der weiß schon, was er tut“), scheiterte der Ex-Profi nach einer Stafette über Eyke Kleine und den bärenstarken Len Aike Strömer zunächst noch freistehend an Johannes Höcker. Den Abpraller aber platzierte Harnik, der zuvor schon am Pfosten hängenblieb (5.), in technisch äußerst anspruchsvoller und überaus sehenswerter Manier aus sieben Metern im rechten Eck (21.)!

"Wenn es zur Halbzeit 4:0 steht, wäre keiner böse gewesen"

Cordis Vincent Janelt (Mi.) wird von Rinik Carolus (li.) und Eyke Kleine bedrängt. Foto: Kormanjos

„Wir sind total heiß, wir brennen und sind topfit. Wir wussten, dass die Mannschaft von Anfang an voll da sein wird, sofort Druck ausüben wird und das Spiel so schnell wie möglich entscheiden möchte“, zeigte sich Martens vom dominanten Auftreten seiner Elf ganz und gar nicht überrascht. Dassendorf ließ die zuletzt dreimal siegreichen Concorden, die Dassendorf im Pokal eliminierten, weshalb noch eine Rechnung offen war, kaum aus der eigenen Hälfte rauskommen. Die mögliche Vorentscheidung habe man aber „leider nicht“ herbeigeführt“, so Martens. „Ich glaube wirklich, wenn es zur Halbzeit 4:0 steht, wäre keiner böse gewesen und es hätte auch keiner meckern dürfen.“

Zumindest aber konnte der Hamburger Serienmeister die Führung mit dem Pausenpfiff verdoppeln, als Strömer in einer Kontersituation kaum zu bremsen war und im richtigen Moment den mitgelaufenen Oliver Doege bediente. Dessen ansatzloser und trockener 22-Meter-Strahl aus zentraler Position schlug millimetergenau im rechten unteren Eck ein (45. +3)! Obwohl ein 2:0 ein durchaus gefährliches Ergebnis sein kann, war zu jenem Zeitpunkt kaum daran zu denken oder zu erahnen, dass diese Partie noch einmal spannend werden würde. Wurde sie aber, weil „Dasse“ bei einem Einwurf etwas konfus wirkte, Benjamin Safo-Mensah die Kugel verlängerte und Okan Subay für Steven Lindener ablegte. Dessen zweiter Abschluss schlug im linken Toreck ein und brachte Cordi zurück ins Geschehen (55.)!

"22 Mann, die Spaß gemacht haben - und drei Vollidioten, die ihr Handwerk nicht verstehen"

Noch vor seinem Treffer zum 2:0 mit dem Pausenpfiff bekam Oliver Doege (li.) von Peter Martens einige Worte mit auf den Weg. Foto: Kormanjos

„Wir hatten eine schwierige Phase, wie es fast immer beim Stand von 2:0 der Fall ist. Der Gegner sammelt sich in der Halbzeit nochmal, probiert alles und riskiert viel. Dann fällt so ein dusseliges Tor! Und als wir dann wieder drin waren, hatten wir auch wieder dicke Dinger, die wir nicht gemacht haben. Da hätten wir das Spiel auch schon vorzeitig entscheiden können“, monierte Martens - und musste mitansehen, wie die Hausherren in der 72. Spielminute auf einmal die große Gelegenheit zum Ausgleich hatten, als Vedat Düzgüner im allerletzten Moment von Eyke Kleine und Maximilian Ahlschwede für den bereits geschlagenen Sebastian Kalk abgeräumt wurde. Regelwidrig? 


Cordi-Coach Stefan Gehrke reklamierte einen glasklaren Strafstoß und machte seinem Unmut über Referee Alexander Teuscher (SC Eilbek) im Nachgang mehr als nur deutlich Luft: „Ich glaube, wir haben heute 22 Mann auf dem Platz gesehen, die Spaß gemacht haben - und drei Vollidioten, die nicht verstanden haben, was ihr Handwerk ist! Entschuldige die Wortwahl, aber das muss man ganz klar so sagen. Denn das geht einfach nicht! Am Ende sicherlich nicht unverdient für Dassendorf. Ich glaube aber, wir hätten es auch verdient gehabt, zwischendurch den Ausgleich zu machen - allein aufgrund der Dynamik, die wir entwickelt haben.“

"Mehr Elfmeter geht nicht"

Okan Subay (li.) versucht, den Ball vor Verteidiger Kerim Carolus abzuschirmen. Foto: Kormanjos

Was Gehrke so sehr echauffierte: Bereits in der ersten Halbzeit habe er einen „klaren Kontakt“ von Henrik Dettmann gegen Ian-Prescott Claus gesehen (44.). „Da muss es schon Elfmeter geben. Wir haben es auch schon auf den Bildern und im Video gesehen. Auch beim zweiten Ding an ‚Vedo‘ (Vedat Düzgüner, Anm. d. Red.) glaube ich: Mehr Elfmeter geht nicht! Das sind ärgerliche Situationen“, haderte er damit, „nach dem 1:2 nicht belohnt worden“ zu sein. „Die Gelbe Karte gegen ‚Benja‘ (Kapitän Benjamin Safo-Mensah, Anm. d. Red.) war dann die Krönung. Warum muss ein Spieler irgendwelche Namen von der Bank preisgeben? In meinen Augen ist das die Aufgabe des Schiedsrichters, dorthin zu kommen und das selbst zu erfragen“, ärgerte er sich über eine Szene in der Nachspielzeit, die gefühlt mehrere Minuten in Anspruch nahm, weil Teuscher das lautstarke Auftreten der Cordi-Bank störte. Letztendlich zeigte er einem Offiziellen auch noch den roten Karton. Aber: Souverän wirkte das in der Tat nicht!

Harnik macht Sack zu - Martens verteilt Sonderlob

Der bärenstarke Len Aike Strömer (li.) behauptet sich im Duell um die Kugel gegen Steven Kröner. Foto: Kormanjos

Wie dem auch sei. Wenige Augenblicke zuvor machte Harnik - wer auch sonst?! - das, was Ahlschwede bereits unmittelbar nach der vermeintlichen Elfmeterszene in der 72. Minute lautstark bemängelte: „Weil wir schon fünfmal den Sack nicht zugemacht haben!“, wurde es noch einmal brenzlig. Aber Ahlschwede selbst leitete mit einem langen Ball die Entscheidung ein. Der eingewechselte Kristof Kurczynski setzte sich rustikal gegen Lawrence Schön durch und spitzelte das Spielgerät im Liegen noch zu Mattia Maggio, der Harnik das 3:1 auf dem Silbertablett servierte (90. +4)!

Auch sein Trainer pustete im Mannschaftskreis erst einmal durch: „Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Wenn deren Anschlusstreffer der zum 6:1 gewesen wäre, hätte sich keiner beschwert“, so Martens zu seinen Mannen. Das anschließende Fazit: „Man muss der Mannschaft wirklich mal ein Kompliment machen, wie sie die letzten Wochen marschiert und immer bereit ist, bis zum Ende alles rauszuhauen - das verdient schon viel Anerkennung!“ Dass die TuS nach dem holprigen Saisonstart nun wieder von der Tabellenspitze grüßt, weil vor allem der TSV Sasel reihenweise Punkte gegen die vermeintlichen „Kleinen“ lässt, „haben sich die Jungs erarbeitet. Wir haben noch ein super schweres Spiel am kommenden Samstag. Das müssen wir auch noch ziehen - und dann kann man wirklich von einer höchst gelungenen Hinrunde sprechen“, resümierte der TuS-Trainer.

"Die Reaktion der Jungs war top"

Martin Harnik (re.) glänzte diesmal als Fallrückzieher- und Doppeltorschütze. Foto: Kormanjos

Währenddessen bilanzierte ein aufgebrachter Gehrke: „Das war schon der Plan, dass wir ein bisschen tiefer stehen wollten. Im Training hat das super geklappt, im Zentrum immer da zu sein und zu doppeln. Das hat heute aber leider gar nicht gut geklappt. Es sind viele Kleinigkeiten, die zusammenkommen, und uns im Moment immer wieder Steine in den Weg legen. Aber die Reaktion, die die Jungs in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, die war wirklich top!“

Top war auch die Leistung von Martin Harnik - und das nicht nur aufgrund seiner zwei Tore. Vielleicht ist es ja der Beginn einer neuen Serie...

Autor: Dennis Kormanjos