BZ Nord

Hitscher: „Wollen uns zu einer Spitzenmannschaft entwickeln“

28. November 2019, 12:03 Uhr

Gunnar Hitscher hat mit dem FC Alsterbrüder eine rasante Entwicklung durchgemacht. Foto: Olaf Both

Dem FC Alsterbrüder drohte der Super-GAU. Lange Zeit fand sich die Mannschaft von der Gustav-Falke-Straße tief im Abstiegskampf der Bezirksliga Nord wieder. Die sportliche Situation war so prekär, dass sich Verein und Trainer Marcel Plewka kurz vor Saisonende auf eine „einvernehmliche Trennung“ einigten, da es zu „Meinungsverschiedenheiten im Bereich der Mannschaftsführung“ kam. Als Nachfolger stand der langjährige Liga-Spieler und Kapitän des FCA, Gunnar Hitscher, parat. Zwei Siege aus den letzten vier Spielen reichten schlussendlich zum Klassenverbleib – und einem weiteren Jahr in der Bezirksliga. Mittlerweile befindet sich der FCA jedoch in ganz anderen Sphären – ganz weit weg vom Abstiegskampf.

Felix Niebuhr (li.) und Co haben in dieser Saison allen Grund zum Jubeln. Foto: Olaf Both

„Obwohl wir anfangs nicht so konstant gepunktet haben, sind wir dabei geblieben, wie und was wir spielen wollen“, ließ sich Gunnar Hitscher vom – zumindest punktetechnisch – durchwachsenen Saisonstart nicht beirren. Nur zwei der ersten acht Partien konnten siegreich gestaltet werden. Es schien fast so, als würde den Alsterbrüdern erneut eine schwierige Spielzeit bevorstehen. Doch auf einmal kamen die Gelb-Blauen ins Rollen, blieben in den darauffolgenden zehn Begegnungen unbesiegt, feierten satte acht Siege und rangieren mittlerweile auf einem hervorragenden dritten Tabellenplatz. Eine Zwischenbilanz, die nicht von ungefähr kommt. „Das ist eine richtig gute Mannschaft, vor der ich mehr gewarnt habe, als vor Paloma II oder sonst wem, weil ich ganz viel von Alsterbrüder halte in dieser Saison. Das ist eine starke, eingespielte Truppe, aus der der Trainer viel gemacht hat“, lobhudelte beispielsweise Knut Assmann, Trainer des SC Sperber, den Kontrahenten nach dem direkten Aufeinandertreffen, in dem die Alsterdorfer dem FCA ein 2:2 abtrotzten.

Hitschers klarer Plan

Assmanns Worte gehen auch bei Hitscher runter wie ÖL: „Wenn die Mannschaft so gelobt wird, freut einen das natürlich“, so der Alsterbrüder Dompteur, der einen klaren Plan verfolgt – und diesen konsequent durchzieht: „Wir haben einfach so viele gute Fußballer, dass wir auch in der Lage sind, Gegner zu bespielen. Und wenn man gute Fußballer in enge Räume bringt, ihnen Lösungsmöglichkeiten aufzeigt und abverlangt, entwickelt sich das Zusammenspiel weiter.“ Mit Kombinationsfußball möchte man „ins letzte Drittel kommen, mutig aber auch klar abschließen – und bei Ballverlust gleich wieder auf Ballgewinn gehen“. Nachdem die neue Ausrichtung zu Beginn noch etwas hakte, war man etwas mehr auf die Torsicherung bedacht und stand ein bisschen tiefer – aber mit dem klaren Ziel, „immer auch hohe Pressing-Momente wahrzunehmen“, so Hitscher.

„Gegner sollen sagen, dass es eklig ist, gegen uns zu spielen“

Hitscher möchte den FCA „zu einer Spitzenmannschaft entwickeln“. Foto: Lennart Förster/FC Alsterbrüder

Hätte man in dem einen oder anderen Spiel nicht „zu kompliziert“ vor des Gegners Tor agiert, wären nicht nur „das eine oder andere Tor“, sondern auch mehr Punkte möglich gewesen. Wenn man allerdings, wo die Alsterbrüder herkommen, dann ist der augenblickliche dritte Platz – hinter den Oberliga-Reserven von Paloma und Victoria, aber vor solch ambitionierten Teams wie Falke oder auch Poppenbüttel – sicherlich aller Ehren wert. „Wir haben vor der Saison für uns selbst gesagt, dass wir uns zu einer Spitzenmannschaft entwickeln wollen und eben auch mal Phasen überstehen wollen und müssen, die kritisch sind. Trotzdem selbst dominant zu sein in den meisten Spielphasen, so dass die Gegner über uns sagen, dass es eklig ist, gegen uns zu spielen – sowohl wenn wir den Ball haben als auch wenn sie selbst agieren müssen. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg“, gibt sich Hitscher recht bescheiden. Dabei hilft auch das passende Umfeld: Der junge Co-Trainer Mark Pohle gibt inhaltlichen Input, Fabian Pajonk und Jascha Huß sorgen sich medizinisch um die Spieler und die Mannschaft bekommt Support von Fans und Verein.

„In der Tabelle ein bisschen weiter oben stehen“

Da auch die „Zweite“ der Alsterbrüder als Aufsteiger auf einem starken sechsten Platz in der West-Staffel für Furore sorgt, könnte die sportliche Situation am Walter-Wächter-Platz derzeit kaum besser sein. Ein kurzfristiges Ziel verfolgt Hitscher dann aber doch noch: „Wir haben gesagt, wir wollen in der Tabelle ein bisschen weiter oben stehen – aber auch in der Fairplay-Tabelle. Da haben wir noch Potenzial, uns weiterzuentwickeln und zu lernen.“ Wenn der Lernprozess in jenem Bereich auch so schnell voranschreitet wie die rasante sportliche Entwicklung, scheint der FC Alsterbrüder auf dem besten Weg zu sein – vielleicht sogar in andere Sphären vorzudringen…

Autor: Dennis Kormanjos