Regionalliga Nord

Hollerieth nach Auftaktsieg: „Wenn es drauf ankommt, können sich die Jungs zu 100 Prozent fokussieren“

09. September 2020, 12:12 Uhr

Erstes Spiel, erster Sieg: Nach dem erfolgreichen Regionalliga-Auftakt in Drochtersen stellte sich Teutonia-Coach Achim Hollerieth den Fragen. Foto: KBS-Picture.de

Seit Mitte März ist er offiziell im Amt – doch dann machte Corona dem normalen und geregelten Einstieg einen Strich durch die Rechnung. Lange Zeit hielt er sich bedeckt und öffentlich zurück. Doch nach dem 2:1-Auftaktsieg bei der SV Drochtersen/Assel stand uns Achim Hollerieth, Neu-Coach des Regionalliga-Aufsteigers FC Teutonia 05, ausführlich Rede und Antwort. Wie beurteilt der Ex-Profi den Triumph bei den „Asseln? Wie sehen die Ziele aus? Wie sieht er das Image des Vereins? Fragen über Fragen, die uns der 46-Jährige beantwortet hat…

FussiFreunde: Erstes Spiel gewonnen – und das bei der als sehr heimstark geltenden SV Drochtersen/Assel: Wie positiv überrascht warst du selbst vom ersten Regionalliga-Auftritt deiner Mannschaft?

Davidson Eden erzielte im Kehdinger Stadion das vorentscheidende 2:0 für die "Kreuzkirchler". Foto: KBS-Picture.de

Achim Hollerieth: „Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen blöd an. Aber positiv überrascht war ich nicht. Denn ich weiß, was die einzelnen Spieler können. Allerdings waren die Ergebnisse in der Vorbereitung nicht immer gut. Wir haben gegen andere Regionalligisten und auch in Eichede verloren, dort aber auch viel probiert. Wir haben sehr viele neue Spieler – das muss sich natürlich erstmal finden und eingrooven. Hinzu kommt die Corona-Zeit, wo wir anfangs nur in Fünfer-Gruppen trainieren durften und dies auch nach dem Pokal-Aus zunächst wieder machen mussten. Alles in allem war das nicht ganz so leicht. Aber man sieht, wir haben eine gute Truppe. Auch wenn das noch seine Zeit dauern wird, war es wichtig, dass die Mannschaft am Sonntag ein hervorragendes Gesicht gezeigt und sehr konzentriert gearbeitet hat.“

Wie schwer war das denn als neuer Trainer in dieser doch ungewöhnlichen Zeit – auch im Hinblick auf die Vorbereitung?

Mitte März trat Hollerieth seinen neuen Posten beim Hamburger Regionalliga-Aufsteiger an. Foto: KBS-Picture.de

Hollerieth: „Du arbeitest ja auf ein Datum, auf ein Ziel hin. Wenn du das aber nicht hast und über Wochen trainierst, kommt in gewissen Situationen auch mal der Schlendrian rein und die Konzentration ist nicht ganz so hoch. Das ist ein bisschen menschlich und verständlich, darf aber natürlich nicht sein. Darum wusste ich, wenn die Mannschaft hochkonzentriert und hellwach ist, werden wir etwas Zählbares mitnehmen können. Obwohl wir wussten, dass das eine fantastische Mannschaft ist, die in den letzten Jahren immer unter den Top Fünf gewesen ist. Wir haben den Gegner beobachtet – und die Jungs haben das super gemacht. Am Ende war es absolut verdient. Hintenraus wurde es zwar nochmal eng, weil der Schiedsrichter das Gefühl hatte, er muss sieben oder acht Minuten nachspielen lassen. Dann kassierst du noch das 1:2 – und es kommt nochmal kurzzeitig Hektik auf. Aber schlussendlich haben sich die Jungs das verdient.“

Ein paar Aspekte hast du schon genannt. Aber warum genau habt ihr das Spiel im Endeffekt gewonnen?

Hollerieth: „Weil die Mannschaft hochkonzentriert war. Wir haben in der Vorbereitung viele Gegentore durch einfache Eigen- und Konzentrationsfehler bekommen. Fehler passieren, aber die Summe war doch recht doch. Wir haben sehr gute Spieler, auch gestandene Regionalliga-Spieler, dabei – und ich hatte schon im Vorfeld das Gefühl: Wenn sie als Mannschaft hochkonzentriert zur Sache gehen, dann können wir etwas Zählbares mitnehmen. Dass es im Endeffekt sogar ein Sieg geworden ist, ist natürlich umso schöner.“

Mit Davidson Eden hat ein Spieler das vorentscheidende 2:0 gemacht, der auch schon letzte Saison dabei war. Ansonsten ist fast alles neu. Warum war ein Umbruch in diesem Ausmaß von Nöten?

In der Vorbereitung lief für Hollerieth und seine Teutonen noch nicht alles glatt - in die Saison ist man aber mit einem Sieg gestartet. Foto: KBS-Picture.de

Hollerieth: „Eigentlich möchte ein Trainer das ja gar nicht. Das Ziel muss immer sein, eine Mannschaft zu haben, die man entwickelt. Stand jetzt, muss es das Ziel sein, mit dieser Mannschaft in die nächste Saison zu gehen – und dann nur auf zwei, drei Positionen zu ändern, damit sich das Einspielen kann. Ohne das abwertend oder arrogant zu meinen: Aber Regional- und Oberliga sind zwei total unterschiedliche Paar Schuhe. Ich vergleiche das immer mit einem U19-Spieler, der in den Herrenbereich kommt. Du hast da Mannschaften, die auf Profi-Basis trainieren. Das ist einfach etwas ganz anderes. Und die Jahre zuvor haben ja auch gezeigt, dass es die Mannschaften, die aus der Oberliga Hamburg aufgestiegen sind, schwer haben. Deshalb haben wir uns Gedanken darüber gemacht, was wir machen können und wie wir uns aufstellen. Es ist ganz wichtig, dass man junge Spieler dabei hat, die sich entwickeln können. Aber du brauchst auch gestandene Spieler, um dem höheren Niveau gerecht zu werden.“

Finanziell scheint der Verein sehr gut aufgestellt zu sein. In welchen Bereichen muss der Club aus deiner Sicht aber noch wachsen, um den Gegebenheiten in der Regionalliga zu entsprechen?

An der Seite von Hollerieth (re.): Der langjährige Norderstedter Jan-Philipp Rose (li.), der dem Ex-Elmshorn-Coach assistiert. Foto: KBS-Picture.de

Hollerieth: „Das ist leicht gesagt: Der Verein muss über die Jahre infrastrukturell wachsen – das geht aber nicht von heute auf morgen. Das sieht man ja allein schon daran, dass wir unsere Heimspiele nicht an der Kreuzkirche austragen können, sondern an die Hoheluft ausweichen müssen. Hinzu kommt, dass wir ja auch nicht immer an der ‚Kreuze‘ trainieren können, da die Auswärtsspiele alle auf Rasen stattfinden. Wir wandern momentan sehr viel und haben keine richtige Trainingsheimat.“

Stimmt es denn, dass es bei euch sogar so weit geht, dass ihr auf vier verschiedenen Plätzen in der Woche trainiert?

Teutonias Führungstorschütze Fabian Istefo (li.) sammelte schon beim Berliner AK, FC Schönberg 95, SSV Jeddeloh II und Lüneburger SK Hansa reichlich Regionalliga-Erfahrung. Foto: KBS-Picture.de

Hollerieth: „Ja, so war es aktuell. Das Abschlusstraining vor Heimspielen findet immer bei Vicky an der Hoheluft statt. Wenn wir auswärts spielen, sind wir vorher in Vahrendorf in Niedersachsen, trainieren aber auch in Eidelstedt. Dazu kommt natürlich die Kreuzkirche. Aus dem Grund muss ich die Spieler auch mal loben. Wir trainieren auf vier verschiedenen Plätzen – das muss ein Spieler auch erstmal verarbeiten. Woanders hat man ein geiles Stadion, geile Trainingsbedingungen – das ist schon eine andere Welt. Deshalb bin ich froh und stolz, dass die Spieler das so mittragen, mit Eifer und Freude dabei sind. Wir wollen einfach zusammen durch gute sportliche Ergebnisse den Verein weiterentwickeln.“

Du hast es schon angesprochen: In der Truppe steckt viel Qualität – aber wie genau willst du es schaffen, daraus eine Einheit zu formen?

Hollerieth: „Das ist immer das Schwierigste. Du hast nicht nur an die 25 Spieler, sondern eben auch 25 verschiedene Charaktere. Jeder hat natürlich den Anspruch, zu spielen – und das soll auch so sein. Es ist auch alles okay, wenn Spieler, die anfangs mal etwas hintendran sind, ein bisschen unzufrieden sind. Es muss aber immer trotzdem alles im Mannschaftsgefüge bleiben. Das heißt: Die Jungs müssen weiter Gas geben. Das sieht aktuell ordentlich aus, ist aber logischerweise immer noch verbesserungswürdig.“

Autor: Dennis Kormanjos

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