Holsten-Pokalfinale: HEBC II dreht Rückstand und triumphiert!

Rahmenbedingungen eines Finales unwürdig

16. Mai 2015, 19:33 Uhr

Die Reserve des HEBC setzt sich im Holsten-Pokal die Krone auf.

Die Zweitvertretung des HEBC hat den Holsten-Pokal gewonnen! Im Finale zwangen die „Veilchen“ den TuS Germania Schnelsen II nach einem 0:1-Rückstand mit 3:1 in die Knie. Während sich beide Teams über 90 Minuten alles abverlangten und um den Pott kämpften, bekleckerte sich der Hamburger Fußball-Verband bei der Austragung, Organisation und dem ganzen Ambiente drum und ran alles andere als mit Ruhm! „Ich finde es nicht tragisch, dass beide Teams den Weg nach Jenfeld auf sich nehmen müssen, viel schlimmer finde ich es, dass hier absolut gar nichts organisiert ist – nicht mal Internet-Zugang gibt es hier, um seinen Online-Bericht auszufüllen. Das ist schon sehr bitter“, zeigte sich nicht nur Germanen-Coach Michael Stegemann anschließend verärgert.

Tatsächlich hätte ein Finale einen ganz anderen Rahmen und vor allem eine andere Aufmerksamkeit des Verbandes verdient gehabt. So verirrten sich lediglich 100 bis 120 Schaulustige an die Jenfelder Allee. Von einer Planung – keine Spur. Den ganzen Haufen an Medaillen bekamen die Spielführer beider Teams nach der Partie in die Hand gedrückt, um sie an ihre Mannschaftskameraden zu verteilen. Das Chaos nahm jedoch schon vor dem Spiel seinen Lauf: da der Verband nicht einmal Bälle zur Verfügung stellte, übernahm dies der HEBC. Sogar die Schiedsrichter mussten von beiden Teams bezahlt werden – als Dankeschön für den Finaleinzug. Traurig!

Coach Papadopoulos beweist goldenes Händchen

Trotz der bitteren Final-Niederlage - auch der TuS Germania Schnelsen II kann stolz über das Gezeigte sein.

Kommen wir zum Spiel: nach torlosen ersten 45 Minuten nahm das Finale der besten Reserve-Mannschaften, in dem sich überraschend zwei Kreisligisten gegenüber standen, nach dem Wechsel so richtig an Fahrt auf. Zunächst ließ HEBC-Schlussmann Björn Nilsson einen 40-Meter-Freistoß von Tim Lunckshausen prallen – den Nachschuss beförderte Steven Pein ins Glück und brachte seine Schnelsener in Front! HEBC-Coach Petros Papadopoulos reagierte mit einem Doppel-Wechsel, brachte Thomas Mamberger und Rogerio Ferreira ins Spiel. Beide sollten ihren großen Auftritt noch bekommen. Mamberger war keine 20 Sekunden auf dem Platz, als ein Freistoß von Matthias Ebert in den Sechzehner flog und eben jener Joker gleich stach – 1:1!

Auch der zweite Joker sticht

20 Minuten vor Ultimo verfehlte Germanias Torschütze Pein das rechte Toreck nur um Haaresbreite. Im Gegenzug zwang Edu Avarello mit seinem Freistoß-Hammer aus der zweiten Reihe Jean-Pierre Stegemann zu einer famosen Tat. Den Abpraller konnte Ferreira nicht im TuS-Gehäuse unterbringen. Die Eimsbütteler gewannen langsam die Oberhand, nachdem der Beginn des Spiels den „Stegemännern“ gehörte. Nach einem langen Einwurf von rechts, den Christos Papadopoulos weit in den Germanen-Strafraum schleuderte, rutschte das Leder bis auf den zweiten Pfosten durch, wo Ferreira lauerte und ins lange Eck einschoss (81.)! Die „Lila-Weißen“ hatten das Match auf den Kopf gedreht, weil beide Einwechselspieler eiskalt zuschlugen!

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff kannte der Jubel bei den "Veilchen" keine Grenzen mehr.

Doch praktisch im direkten Gegenzug ging Keeper Nilsson äußerst rustikal ins Duell mit Nico Bader. Der Unparteiische ließ allerdings weiterspielen, zeigte nicht auf den Punkt. Schließlich machte die Papadopoulos-Elf den Deckel drauf: einen langen Freistoß aus der eigenen Hälfte von Kapitän Knud Meyer schädelte Erdem Iscan aus gut und gerne 14 Metern halbrechter Position als Bogenlampe ins linke Eck ein – 3:1 (87.)! Die Entscheidung in einem spannenden Endspiel, in dem beide Mannschaften äußerst fair und respektvoll miteinander umgingen, das im HEBC II einen glücklichen, aber auch verdienten Sieger fand.

„Die Truppe hat einen unbändigen Ehrgeiz!“

HEBC-Kapitän Knud Meyer (l.) reckt den Pokal in die Höhe. Glückwunsch!

„Wann holt man im Amateurbereich schon mal einen Pokal? Eine super Sache, ein toller Erfolg, ich freue mich total“, so Eduardo Avarello, der anfügte: „Es ist natürlich etwas Besonderes, wenn man mit einigen Mitbewohnern und dem eigenen Bruder einen Titel holt. Aber man muss auch Schnelsen ein Kompliment aussprechen. Sie haben eine junge Truppe und der Trainer hat sie wirklich gut eingestellt. Nach einer Viertelstunde müssen sie eigentlich 1:0 führen, sind dann auch verdient in Führung gegangen. Aber ich glaube, dass wir danach das Spiel gemacht und bestimmt haben, bis zum Schluss gerackert und auch noch dran geglaubt haben. Deshalb haben wir am Ende auch verdient gewonnen. Es ist nie leicht, wenn man in einem Finale einem Rückstand hinterher läuft. Aber die Truppe hat einen unbändigen Ehrgeiz und wollte unbedingt gewinnen. Uns war bereits vor dem Spiel klar, dass die Mannschaft den Pokal holen wird wird, die hintenraus mehr Luft hat – zum Glück waren wir das.“ Da sein Team mal wieder in Rückstand geriet, will Papadopoulos nun den Antrag stellen, gleich mit einem 0:1 ins Spiel zu gehen, wie er scherzhaft meinte. „Scheinbar brauchen wir das. Die Jungs wollen, dass ich noch mehr graue Haare bekomme.“

Während die Freude auf der einen Seite groß war, herrschte bei den „Riekbornweglern“ dementsprechend die Enttäuschung vor. „Es ist nicht leicht, wenn man zugucken muss, wie der Gegner feiert. Ich denke nicht, dass wir schlechter waren als der Gegner – zumindest keine zwei Tore schlechter. Am Ende hat die individuelle Klasse den Unterschied ausgemacht. Aber so ist Fußball – da kann es eben nur einen Gewinner geben. Glückwunsch an den HEBC“, zeigte Stegemann unmittelbar nach dem Abpfiff gleich Größe und erklärte abschließend: „Wir haben vor der Saison vom Pokalfinale geträumt. Dass wir es erreicht haben, ist schon bärenstark. Leider hat es schlussendlich nicht gereicht.“