HSV-Nachwuchs-Stammtisch: Unterbau mit positivem Zwischenfazit

Dominik Masek Tschechiens Talent des Jahres, Mats Köhlert auf der Überholspur

21. Februar 2014, 09:25 Uhr

Knapp ein halbes Jahr ist vergangen seit dem letzten Stammtisch im Vereinshaus des HSV „Anno 1887“ in Norderstedt. Am vergangenen Montag fand erneut eine nette Runde statt mit einigen Medienvertretern sowie dem Nachwuchsleiter Michael Schröder, Pit Reimers (Trainer der U12, Leiter Öffentlichkeitsarbeit), Thorsten Judt (Trainer des B-Bundesligateams) und Mats Köhlert (Spieler U16).

Von der Jugendabteilung wird beim Bundesliga-Dino angesichts des kriselnden Daseins der Profibelegschaft derzeit kaum geredet. Der ganze Verein befindet sich in akuter Abstiegsnot. Zum dritten Mal in dieser Saison wurde diese Woche der Trainer gewechselt. Mirko Slomka beerbte den erfolgslosen Vize-Weltmeister Bert van Marwijk – wahrscheinlich keine schönen Nachrichten. Doch im Jugendbereich passierte im letzten halben Jahr einiges Positives.

Beispiel Stadtderby: Die U23 des Hamburger SV verlor vor einer Woche das Derby gegen den Stadtrivalen FC St. Pauli II mit 0:2 (0:0). Das Ergebnis spiegelt zwar nicht die Erwartungen des Vereins wider, doch mit dem Organisatorischen ist man sehr zufrieden: „Es war natürlich gut, dass zeitgleich die Profis von St. Pauli ein Spiel hatten und unsere Profis ihr Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig. Somit konnten wir das Spiel an der Wolfgang-Meyer-Sportanlage austragen und es kam zu keinerlei Ausschreitungen“, gab Reimers ein positives Feedback.

Tolle Auszeichnung für Masek

Beispiel Dominik Masek: Der 18-jährige HSV-Nachwuchsspieler, der derzeit mit einem Innenbandriss nicht auflaufen kann, wurde von über 30 tschechischen Nachwuchstrainern zum „Tschechiens Talent des Jahres“ im U19-Bereich gewählt. Für Masek ist es die bisher vierte Auszeichnung (1x U19 und 2x U17). Kein Spieler zuvor konnte ähnliches vorweisen. Eintracht Frankfurt-Stürmerstar Vaclav Kadlec gewann die Auszeichnung insgesamt drei Mal. Das nächste Ziel des talentierten Tschechen dürfte wohl der Sprung in den Profikader des Hamburger SV sein.

Beispiel Heung-Min Son: Auch der Ex-Hamburger Heung-Min Son wurde in seiner Heimat Südkorea zum „Fußballer des Jahres“ gewählt. Insgesamt nahmen 200 Journalisten und Offizielle des südkoreanischen Verbandes an der Abstimmung teil und wählten den 21-Jährigen zum besten Akteur seines Landes. Der Neu-Leverkusener ist somit der erste HSV-Nachwuchsspieler, der Fußballer des Jahres in seinem Heimatland wurde.

HSV Arriba-Try Outs terminiert

„Jeden Tag bekommen wir von Eltern Anrufe, die uns fragen, ob ihr Kind zum Probetraining kommen darf. Wenn wir es jeden Spieler gestatten würden, würde kein vernünftiges Training stattfinden“, erklärt Reimers die Vielzahl an Interessenten. Nun finden am 16. und 17. April für die Jahrgänge 2003 bis 2006 sogenannte Try Outs statt. Jedes Kind hat die Möglichkeit, an einer der beiden Tagen seine Fähigkeiten vor Trainern und Scouts des HSV-Nachwuchsleistungszentrum unter Beweis zu stellen. Die talentiertesten Akteure werden zum Young Talents Cup am 04. Juni eingeladen. „Es ist ein langer Weg, in ein Team zu kommen, aber jeder Spieler hat die Möglichkeit dazu“, macht Reimers dem Nachwuchs Mut.

Ferner gaben die Hamburger bekannt, dass die Heidberg-Schulen in Langenhorn weiterhin zu einer der 32 Eliteschulen in Deutschland gehören werden. Für weitere drei Jahren wurde dies nun bestätigt. Als Begründung dafür heißt es vom DFB: „Regelmäßig schaffen Talente des Hamburger SV den Sprung in die Kader des DFB.“ Die Heidberg-Schulen sind der Kooperationspartner der Rothosen.

Mats Köhlert: Auf dem Weg zum Profi

Highlight des Stammtisch-Gesprächs war der Austausch mit Nachwuchsspieler Mats Köhlert. Mit gerade einmal 15 Jahren gilt der Außenspieler als einer der größten Talente des Clubs. Beim 15. FreewayCup in Lübbecke führte er die U16 zum Titel. Das Turnier ist die inoffizielle Deutsche Meisterschaft der U16-Junioren. Im Finale schlug man sogar den FC Bayern München mit 3:2. Köhlert wurde mit zehn Treffern bester Torschütze, zudem wurde er auch zum besten Spieler des Turniers gewählt. Köhlert bestritt bereits mehrere U-Länderspiele und wurde vom U16-Nationaltrainer Stefan Böger zu einem Länderturnier in Portugal (22.02 bis 02.03.2014) eingeladen. „Ich habe natürlich einen durchgeplanten Tagesablauf mit teilweise viel Stress, aber ich verfolge ein Ziel und dem ordne ich alles unter“, erklärt der reife 15-Jährige. Auch B-Bundesliga-Coach Thorsten Judt hat Verständnis für den ganzen Schulstress seiner Spieler: „Natürlich kann der eine oder andere Spieler mal nicht zum Training, weil er etwas für die Schule machen muss. Das ist gar kein Problem. Die Schule geht vor!“ Auch die Eltern spielen für Köhlert eine entscheidende Rolle: „Ich komme zum Glück aus einer Sportfamilie. Meine Eltern unterstützen mich immer.“ Judt ergänzt: „Ich denke, dass es ohne Hilfe der Eltern gar nicht gehen würde. Die Kinder sind darauf angewiesen.“

Der Weg zum Profi ist lang und hart. Nur mit unglaublichem Willen und Leidenschaft schafft man diesen großen Schritt. Köhlert will es unbedingt packen – am liebsten beim Hamburger SV: „Es gehört natürlich ein Quäntchen Glück dazu, doch ich will Profi werden.“

Text: Navid Ketabi