Landesliga Hammonia

„Ich bin entsetzt darüber, dass man den Amateursport so behandelt!“

03. November 2020, 12:19 Uhr

Sternschanze-Trainer Ulrich Brüning ist "entsetzt" darüber, wie der "Amateursport behandelt wird". Foto: Bode

Man wollte „einfach einen Abschluss schaffen und jede Möglichkeit nutzen, nochmal Fußball zu spielen und zusammen zu kicken“, erklärte Ulrich Brüning die Beweggründe, weshalb der SC Sternschanze am Tag vor dem „Corona-Lockdown“ bis mindestens Ende November noch ein Testspiel gegen den SC Condor (6:2) absolviert hatte. Denn: „Die Jungs lieben Fußball“, so Brüning, der nach wie vor die Hoffnung hegt, „dass es noch in diesem Jahr weitergeht“.

„Wir haben bisher nicht den Eindruck, dass wir beim Sport selbst Infektionsprobleme haben“, sagte Sport-Staatsrat Christoph Holstein noch vor gut zwei Wochen. Nur wenige Tage später folgte zunächst die Saison-Unterbrechung des Hamburger Fußball-Verbandes, ehe die Ministerpräsidenten der Länder dem Amateurfußball bis mindestens Ende November ein Stoppschild verpassten. Eine Entscheidung, die vielerorts für Empörung gesorgt hatte. Auch Brüning äußert sein Unverständnis und erklärt, dass er „schon ein bisschen entsetzt“ darüber sei, „dass man den Amateursport so behandelt“. Die unzähligen ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen „haben sich mit den Hygienekonzepten so dermaßen reingehängt und so viel Mühe gegeben“. Deshalb würde es ihn „schon ein Stück weit sauer machen, dass man jetzt nicht mehr Fußball spielen kann und darf“, meint Brüning. Zumal „keineswegs bewiesen“ sei, „dass beim Sport viel passieren kann. Im Gegenteil. Wenn man sich weiter an die Vorgaben hält, könnte man, meiner Meinung nach, unbedingt weiterspielen.“

"Das kotzt mich regelrecht an!"

Vor allem die Tatsache, dass "der Profisport so privilegiert behandelt wird", stößt Brüning mächtig auf. Foto: Bode

Vor allem, dass der „Profisport so privilegiert behandelt wird“ und die Basis nun zum Zuschauen verdammt ist, stößt dem Schanze-Trainer sauer auf: „Es hat mich zutiefst empört, als ich gesehen habe, dass sich nach dem Derby auf dem Platz 60 Mann in den Armen liegen, drücken und abfeiern. Das kotzt mich regelrecht an!“ Denn: „Wir spielen Fußball – das macht Spaß, hilft uns allen und hält uns bei Laune. Dass es jetzt so einen Cut gibt und so rigoros gehandelt wird, finde ich nicht gut.“ Nichtsdestotrotz meint Brüning, dass man „die Situation differenziert betrachten“ müsse. „Kinder sollen weiter zur Schule gehen, können aber nicht mehr ihrem Hobby im Freien nachgehen“, äußert er sein Unverständnis über die Unverhältnismäßigkeit der Beschlüsse. Es sei „einfach schade und traurig, dass das jetzt erstmal vorbei ist“, so Brüning, der seit knapp einem Jahr die Geschicke beim Hammonia-Landesligisten leitet – nachdem sich der Verein von Mattes Sandhop im November des Vorjahres getrennt hatte.

"Das war schon ein harter Schnitt - aber wir haben es als Team gemeistert"

„Man hat mich ja aus meiner Position als Co-Trainer heraus gefragt“, erklärt der 55-Jährige, der sich aber keinesfalls als Alleinunterhalter ansieht. „Wir bilden zu dritt ein Trainerteam“, nimmt er seine Mitstreiter Hasan Aydogan und Waranyoo Ketbanjong gleichberechtigt mit ins Boot. Das Trio folgte auf Sandhop, der „hier acht Jahre lang sehr erfolgreich“ gearbeitet hat. „Das war schon ein harter Schnitt. Aber wir haben es zusammen als Trainerteam gemeistert“, so Brüning, der seine Aufgabe unter anderem darin sieht: „Wir wollen uns fußballerisch verbessern und haben uns vorgenommen, ein Stück weit offensiver und einen etwas anderen Fußball zu spielen. Wir wollen gemeinsam als Team eine Spielphilosophie entwickeln und vorantreiben.“ Angesichts des neuen und noch ungewohnten Spielmodus‘ wolle man „so weit oben wie möglich landen und da irgendwie reinrutschen“. Das „Da“ dürfte sich auf das Erreichen der Meisterrunde beziehen. „Auch wenn es vielleicht ein bisschen vermessen klingt, versuchen wir es einfach“, will Brüning mit seinen Schanze-Schützlingen das Bestmögliche rausholen – wenn der Ball denn endlich wieder rollt…

Autor: Dennis Kormanjos