Paloma-Captain Krause im Interview

„Ich habe oft das Gefühl, dass viele meinen, die Attribute eines Kapitäns zu kennen, diese aber nicht entsprechend leben“

03. März 2021, 09:47 Uhr

Max Krause sieht beim USC Paloma "die Identifikation auf allen Ebenen" gegeben. Foto: Bode

Aus der Jugend des FC Oberneuland ging er hervor – und landete nach vier Jahren beim niedersächsischen Club TSV Etelsen in der Hansestadt. Genauer gesagt beim VfL 93. Unter der Regie von Olaf Ohrt feierte Max Krause mit den „Stadtparkkickern“ zwei Meisterschaften in Folge, ehe er nach dem Abgang Ohrts und dem Zusammenbruch der Mannschaft zum USC Paloma weiterzog. An der Brucknerstraße entwickelte sich der Defensivakteur zu einem wichtigen Stabilisator, Leistungsträger und einer absoluten Säule der Mannschaft – auf sowie abseits des Platzes. Inzwischen ist der 31-Jährige zu einer Identifikationsfigur des Vereins geworden und führt die „Tauben“ nicht umsonst als Kapitän aufs Feld. Wir haben mit ihm über die Besonderheit des USC, prägende Erlebnisse, die Verantwortung als „Captain“, das Thema Entwicklung, den Trainerwechsel, die Corona-Thematik sowie die Zukunft gesprochen…

FussiFreunde: Du bist mittlerweile seit 2014 beim USC Paloma – und inzwischen als Kapitän auch gar nicht mehr wegzudenken. Was macht den USC für dich so einzigartig, dass du dem Verein nun schon eine so lange Zeit die Treue hältst?

Seit Sommer 2014 jubelt Krause nun schon für die "Tauben". Foto: KBS-Picture.de

Max Krause: „Für mich ist Gemeinschaft die Basis für langfristigen Erfolg. Das ist hier ein wichtiges Kriterium geworden. Es schafft Identifikation bei den Funktionären, bei Mitgliedern und Fans, Jugendspielern, den Jungs aus der Mannschaft und bei mir. Jeder, der für uns in irgendeiner Art zuständig ist, übt seine Funktion mit vollster Leidenschaft aus. Egal was es ist, es ist für den Erfolg wichtig und hat dazu geführt, dass die Professionalität über die Jahre in jedem Bereich gestiegen ist. Man kann hier mitgestalten und sich sportlich sowie menschlich hervorragend entwickeln. Das macht mir viel Spaß, hier gemeinsam aber auch persönlich voran zu kommen.“ 

Ein Ende scheint ja auch noch nicht in Sicht zu sein. Denn: Du hast gerade erst für die kommende Saison zugesagt – und dem Verein ein in der heutigen Zeit seltenes sowie ganz besonderes Treuebekenntnis gegeben. Und zwar willst du deine aktive Laufbahn auch an der Brucknerstraße beenden. Warum kommt für dich ein Vereinswechsel nicht (mehr) in Frage?


Krause: „Für mich gibt es zwei Sachen, die wichtig sind: Die Perspektive auf den maximalen, gemeinsamen Erfolg als Sportler und die Werte beziehungsweise die oben angesprochene Identifikation auf allen Ebenen. In den vergangenen Jahren passte das sehr gut und ist für mich auch für die Zukunft gegeben. Das Drumherum ist mega. Die Jungs sind überragend und die sportliche Entwicklung noch nicht am Ende. Ich kann gestalten, vorankommen und auch wenn es etwas romantisch klingt, vertrauen zurückgeben. Wir sind wieder was!“

Im Sommer sind es sieben Jahre, die du für Paloma aktiv bist. In dieser Zeit hast du eine ganze Menge miterlebt: Von Auf- über Abstieg. Welche Erfolge oder auch Niederlagen haben dich in diesen Jahren am meisten geprägt – und warum?

76 Oberligaspiele hat Krause (re.) in jener Zeit für den USC absolviert und war ein Garant für die Rückkehr ins Hamburger Oberhaus. Foto: KBS-Picture.de

Krause: „In der Aufstiegssaison habe ich die Verantwortung bekommen, das Team als Kapitän anführen zu dürfen. Auch wenn bei Paloma mit Geduld und viel Vertrauen gearbeitet wird, war mir klar, dass wir dieses Jahr unbedingt hoch wollen/müssen. Mit meiner neuen Rolle als Kapitän kam ein hoher Anspruch an mich selbst, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Parallel bin ich im Job ebenfalls einer neuen Herausforderung gefolgt. Menschlich hat mich das in Kombination extrem reifen lassen. Umso schöner, wenn das am Ende auch noch Erfolg hat!“

Was bedeutet es dir, Kapitän des USC Paloma zu sein?

Die Kapitänsbinde trage er mit großer Verantwortung, so Krause (li.). Foto: KBS-Picture.de

Krause: „Ich habe oft das Gefühl, dass viele meinen, die Attribute eines Kapitäns zu kennen, diese aber nicht entsprechend leben. Mit der Binde reicht es nicht nur aus, seinen Job auf dem Feld auf seiner Position zu erledigen. Es gibt klare und in der heutigen Zeit auch immer neue Anforderungen an einen Kapitän – auf und neben dem Platz. Das musste ich auch erst lernen und habe mich sukzessiv dahin entwickelt. Früher war es einfach nur die Binde, die mich als kleinen Jungen stolz machte. Heute ist es das Vertrauen der Jungs. Wir haben so viele tolle Charaktere in der Truppe. Ihre Ideen und Werte zu vertreten, macht mich sehr stolz und treibt mich unfassbar an. Meine Kapitäne haben mich geprägt, vielleicht präge ich so auch einen zukünftigen Kapitän.“

Bis zur Saison-Unterbrechung lief es für euch sportlich richtig rund. Was hat euch in diesem Jahr so stark gemacht? Und was wäre in deinen Augen drin gewesen?

Immer am Mann dran und kompromisslos in den Zweikämpfen: USC-Kapitän Max Krause (li.). Foto: KBS-Picture.de

Krause: „Bei all dem Potential, was unser Kader schon hatte, haben wir verstanden, dass es nur mit dem Einsatz, dem Mut und Willen jedes Einzelnen geht, unser Spiel durchzusetzen. Wir haben diesen bekannten ‚nächsten Schritt‘ gemacht und sind reifer geworden. Wenn du die Welle dann erst einmal hast, macht es ja auch erst richtig Spaß. Wir hätten in jedem Fall eine sehr gute Saison gespielt.“

Die letzten Jahre unter der Regie von Steffen Harms waren sportlich ein stetiges Auf und Ab. Nun hat der Trainer seinen Rückzug zum Saisonende bekanntgegeben – mit ihm wird auch Co-Trainer „Harry“ Jurkschat aufhören. Wie hat die Mannschaft die Entscheidung aufgenommen – und wie stehst du als Kapitän dazu?

Krause:
„Ich finde, dass die beiden und auch der Rest des Trainerteams dafür gesorgt haben, dass die langfristige Kurve definitiv bergauf ging. Keine Frage, das ist erstmal natürlich überraschend und auch schade, wenn man nach einer langen, erfolgreichen Zeit eine Veränderung hinnehmen muss. Jeder hat eine persönliche Meinung, aber ich finde, dass die Transparenz in diesem Prozess und der gegenseitige Respekt für das, was wir gemeinsam als ‚Team Paloma‘ geschafft haben, uns allen geholfen hat, das Ganze total positiv zu gestalten. Unsere zahlreichen Verlängerungen zeigen, dass wir als Team den neuen Impuls definitiv positiv angehen wollen und werden. Ich bin dankbar für das, was ich lernen und erleben durfte und wünsche den Jungs das, was sie sich von dem Schritt erhoffen. Wir werden definitiv verbunden bleiben.“

Mit Marius Nitsch steht ein Nachfolger bereits in den Startlöchern. Dieser ist gerade mal 27 Jahre jung – und scheint den Trend, dass Vereine immer mehr auf junge, hungrige und aufstrebende Trainer setzen, widerzuspiegeln. Inwieweit kann er euch „besser“ machen oder sportlich weiterentwickeln?

An der Brucknerstraße finde er ein "absolut gesundes Fundament" vor, so Krause (li.). Foto: KBS-Picture.de

Krause: „Unser aktuelles Trainerteam hat uns kontinuierlich auf neue fußballerische Level gebracht, was mehr und mehr sichtbar wurde. Zudem haben wir ein Team, das sich mittlerweile extrem gut kennt, eine gute Struktur hat und zusammen gereift ist. Marius weiß das und aufgrund seiner akribischen Arbeit wahrscheinlich schon viel mehr als ich vermute (lacht). Das Ziel wird es sein, konstanter zu spielen und mit noch mehr Mut die eigene Philosophie vom Fußball durchzubringen. Diesen Mut hat er definitiv und das fachliche Wissen, die richtigen fußballerischen Impulse zu setzen, auch. Ich freue mich auf ihn!“

Wie siehst du den Verein generell für die Zukunft aufgestellt?

Krause: „Die aktuellen Themen sind nicht solche, mit denen man sich beschäftigen möchte. Die Verantwortlichen haben einen überragenden Blick auf das Thema und probieren in all dem, was sie machen, immer im Sinne der Sportler zu agieren. Dafür möchte ich mich hier im Namen der Mannschaft bedanken. Bei Paloma herrschen kein Aktionismus und auch kein Größenwahn. Der Verein hat ein absolut gesundes Fundament. Eine gute Grundlage für die Zukunft, sodass sich der Verein kontinuierlich weiterentwickeln kann.“

Wie stehst du denn ganz persönlich zu der ganzen Corona-Thematik in Bezug auf den Amateurfußball?

Auch nach seinem Karriereende will Krause dem USC Paloma erhalten bleiben - in welcher Funktion, ist noch offen. Foto: KBS-Picture.de

Krause: „Im gesamten Kontext von Corona fehlt mir zu Entscheidungen oft die Grundlage. Mein Gefühl ist, dass für die ‚Härte‘ der Maßnahmen oft zu wenig Erkenntnisse existieren und dadurch natürlich schnell Unklarheit herrscht. Das nervt mich schon öfter mal. Ich finde aber auch, dass der Amateursport eine soziale Verantwortung hat und seinen Teil zur Verbesserung beitragen muss. Ich denke, dass die vermehrte Integration von Vereinen und der Austausch mit den Verantwortlichen der Vereine Verbesserungspotential bieten. Hier liegt viel Wissen, es gibt viele tolle Konzepte und selbst wenn der Austausch am Ende ‚nur‘ für mehr Transparenz sorgen würde, hätte man damit schon was gewonnen. Ich erwarte eine gute Aufarbeitung und einen lückenlosen Plan, um in eine gut vorbereitete und normale Saison 21/22 zu starten. Ausdauer ist im Sport schon immer wichtig gewesen und am Ende steigert das Warten nur die Vorfreude auf die Normalität.“

Abschießend noch einmal zu deiner Person: In der Pressemitteilung des Vereins war davon die Rede, dass du im Anschluss an deine aktive Laufbahn „in offizieller Funktion im Team Paloma tätig werden willst". Wie genau stellst du dir deine Rolle vor?

Krause: „Das lasse ich noch völlig offen. Es gibt viele Ideen, die ich aber dann bewerte, wenn es so weit ist. Ich will spielen, bin so fit wie lange nicht mehr, mein Wille ist ungebrochen und ich hab‘ noch richtig viel Spaß auf dem Feld.“

Autor: Dennis Kormanjos