Oberliga

„Ich hatte das Gefühl, dass ich bei Cordi stagniere und ein Tapetenwechsel ganz gut für mich ist“

24. Juli 2020, 11:00 Uhr

Kickt künftig wieder in Barmbek statt am Bekkamp: Pascal El-Nemr (re.). Foto: Bode

Am gestrigen Donnerstag absolvierte er sein erstes Training an neuer, zugleich aber auch alter Wirkungsstätte: Pascal El-Nemr ist wieder zurück beim HSV Barmbek-Uhlenhorst. Bereits im April machte er seinen Wechsel von Concordia an die Dieselstraße publik. Rund drei Monate später haben wir uns den 27-Jährigen geschnappt und zum Interview gebeten. Mit uns hat El-Nemr über die Corona-Zeit ohne „echten“ Fußball, die Gründe für seinen Wechsel, die vergangene Saison bei Cordi und seine Rolle am Bekkamp sowie BU-Neu-Coach Jan Haimerl und die Ziele mit dem Club aus Barmbek gesprochen.

Pascal, wie ist es, endlich wieder vor den Ball treten und mit der Mannschaft trainieren zu können?

Pascal El-Nemr: Ich muss sagen: Ich habe auch in den letzten Wochen schon wieder öfter Fußball gespielt. Das war allerdings kein richtiger Mannschafts-Sport. Ich habe mit meinen Freunden, die nicht in Hamburg wohnen, sondern anderswo in Deutschland Fußball spielen, auf dem Kunstrasen in der Hafencity gekickt. Das hat richtig Spaß gemacht. Wer allerdings sagt, dass er den „richtigen“ Fußball nicht vermisst hat, der lügt (lacht). Ich habe richtig Bock, endlich wieder mit den Jungs zu trainieren.

Die Jungs – das sind ab jetzt die Spieler des HSV Barmbek-Uhlenhorst. Dorthin bist du von Concordia gewechselt. Was hat BU, was Cordi nicht hat?

Am Ende war Pascal El-Nemr (li.) bei Concordia nicht mehr zufrieden. Foto: Bode

El-Nemr: Ich würde gar nicht so weit gehen, zu sagen, dass der eine Verein etwas hat, über das der andere nicht verfügt. Beides sind gute Vereine. Ich habe mich für BU entschieden, weil der Kontakt dahin nie abgerissen ist. Auch nicht, als ich zuletzt bei Cordi war. Bei BU habe ich mich in meiner bisherigen Karriere am wohlsten gefühlt habe. Ich hatte zuletzt das Gefühl, dass ich bei Cordi stagniere und ein Tapetenwechsel ganz gut für mich ist. Außerdem gibt’s bei BU viele, mit denen ich gut befreundet bin. Samuel Hosseini, mit dem ich dann jetzt wieder zusammen spiele, ist einer davon. Ich denke, dass der Wechsel zu BU der richtige Schritt war.

Du sprichst deine Zeit bei Cordi ja selbst an. Trainer Frank Pieper-von Valtier forderte von dir vor der vergangenen Saison eine Führungsrolle ein. Bist du in dieser Rolle gescheitert, wenn du sagst, dass du stagniert hast?

El-Nemr: Ich glaube, dass ich diese Rolle angenommen habe. Es wurde auch Zeit dafür. Ich habe mich schon vorher viel in der Mannschaft und für die Truppe engagiert. Gescheitert würde ich es nicht nennen. Man kann sagen, dass ich in meiner Unerfahrenheit in so einer Position in der Rolle zu viel gegeben habe, was mich wiederum persönlich gehemmt hat. Ich habe nicht auf mich selbst, sondern eher darauf geschaut, dass andere glücklich sind und sich wohlfühlen, weil ich es jedem recht machen will. Bei Cordi zum Beispiel habe ich die Verantwortlichen auch mal gefühlte 800 Stunden genervt, dass wir in der Kabine neue Haken brauchen, um unsere Klamotten aufhängen zu können (lacht). Ich bin eben ein Kumpeltyp. Das ist in meinem privaten Leben nicht anders. Ich habe Freunde, die zwischen 18 und 40 Jahre alt sind, versuche wirklich mit jedem ein gutes Verhältnis zu haben und jeden mit rein zu nehmen. 

Nicht nur bei dir lief es nicht rund, sondern auch fürs Team allgemein. Was lief bei Cordi in der vergangenen Saison verkehrt?

Das Kapitel Cordi ist für El-Nemr abgehakt, die Konzentration liegt jetzt auf BU. Foto: Bode

El-Nemr: Wir hatten ein junges Team, das am Anfang von der Euphorie getragen wurde. An den ersten Spieltagen sahen wir ja nicht schlecht aus und haben auch gegen den einen oder anderen guten Gegner was geholt. Danach war es leider dann so, dass aufgrund mangelnder Erfahrung auf andere wichtige Sachen zu wenig geachtet wurde. Für mich ist das Thema jetzt allerdings abgehakt. Meine Konzentration gilt BU.

Dort gab es zuletzt jede Menge Krach zwischen Ex-Trainer Marco Stier und dem Verein. Hat dich dieses Theater noch einmal ins Überlegen gebracht?

El-Nemr: Bei mir ist es so, dass ich viele Kontakte bei BU habe und weiß, was im Verein so vor sich geht. Für die Außenstehenden mag es vielleicht so gewesen sein, dass sie in der Presse gelesen haben, was passiert ist und sich gedacht haben: „Oh, was ist da denn auf einmal los?“ Ich mag Marco Stier, wir vestehen uns gut. Ich mag auch Volker Brumm (Beisitzer im Vorstand, Anm. d. Red.) und Frank Meyer (BU-Präsident, Anm. d. Red.). Was diese mediale Schlammschlacht angeht, die es gegeben hat: Ich habe das Ganze verfolgt, aber nicht bewertet. Ich habe von allen beteiligten Personen mein eigenes Bild. Ich stehe zu allen in einem positiven Verhältnis.


Auf der zweiten Seite spricht Pascal El-Nemr über den neuen BU-Trainer Jan Haimerl, seine eigene Rolle im künftigen Auftreten der Barmbeker und seine Ziele mit dem Club von der Dieselstraße.

Mit Jan Haimerl folgt nun ein neuer Trainer auf Marco Stier. Wie ist dein Eindruck von ihm?

El-Nemr: Er ist ein sehr cooler, netter und positiver Typ. Ich kenne ihn durch Jan Piechowiak (BU-Vorstandsmitglied, Anm. d. Red.), mit dem ich mir einige Spiele von BU angeguckt habe. Da war auch Jan Haimerl dabei. Ich bin gespannt, wie es sein wird, unter ihm zu trainieren, weil ich die Erfahrung, mit ihm zu arbeiten, bislang noch nicht gemacht habe. Ich denke aber, dass er ein Typ ist, mit dem man Spaß haben kann, der andererseits aber auch weiß, wann er die Zügel anziehen muss.

Welche Aufgabe hat er dir in seinem System zugedacht?

Das Saisonziel des 27-jährigen Rückkehrers: „Mit Toren, Vorlagen und einem guten Charakter meine Teil zu einer erfolgreichen Saison beitragen“ Foto: Heiden

El-Nemr: Wir haben zusammen über verschiedenste Positionen gesprochen. Über die Rolle als „Zehner“ zum Beispiel. Oder aber, dass ich auf der Außenbahn spielen kann. Das sind die Positionen, auf denen ich mich wohlfühle. Das weiß Jan Haimerl und sieht mich auch dort. Er hat mir jedenfalls gesagt, dass er mich auf einer anderen Position und in einer anderen Rolle sieht, als mich Frank Pieper-von Valtier bei Cordi zum Teil eingesetzt hat.

Eine neue Station ist auch gleichbedeutend mit neuen Ziele: Was hast du dir für die kommende Saison zum einen persönlich und zum anderen mit der Mannschaft vorgenommen?

El-Nemr: (überlegt) In der letzten Saison habe ich eine Gelbe Karte in der Liga und eine Gelb-Rote Karte gegen den ASV Hamburg im Pokal gesehen, weil ich gemeckert habe. Ich möchte in der neuen Saison mal ohne „Gelbe“ wegen Meckerns bleiben (lacht). Mit der Mannschaft ist es das Ziel, einen erfolgreichen Ball zu spielen und dabei Spaß zu haben. Der Spaß steht dabei für mich eigentlich sogar im Vordergrund. Denn durch den Spaß kommt der Erfolg. Die Qualität für eine erfolgreiche Saison ist im Kader gegeben. Wir müssen zu einer homogenen Truppe werden, die gut funktioniert. Der Pokal-Wettbewerb, in dem wir jetzt gegen Sasel spielen müssen, ist natürlich noch reizvoll mit den drei Regionalligisten die noch im Rennen sind und die Favoritenrolle haben. Auch in der neun Saison ist es natürlich ein Ziel, im Pokal so weit zu kommen, wie möglich. Ich möchte mit Toren, Vorlagen und einem guten Charakter meinen Teil zu einer erfolgreichen Saison beitragen.