Oberliga

„Ich hatte das Schiff schon im sicheren Hafen gesehen“

Marlo Steinecke spricht über das Ende in Wedel und den Wechsel zu „T05“

17. Juni 2019, 12:09 Uhr

Marlo Steinecke verrät im Interview, wie er die Nicht-Meldung des Wedeler TSV erlebte und warum er zu Teutonia 05 geht. Foto: Bode

Mit dem Wedeler TSV gelang Marlo Steinecke in der vergangenen Spielzeit in einem mitreißenden Schluss-Spurt in der zweiten Saisonhälfte der nicht mehr für möglich gehaltene Klassenerhalt. Danach jedoch ereilte das Team aus dem Elbestadion die Mitteilung des Clubs, nicht für die neue Serie in der Oberliga zu melden. Wir haben mit Steinecke über die Aufholjagd und die anschließende Entscheidung in Wedel sowie seinen Wechsel zum FC Teutonia 05 und die Ziele an der „Kreuze“ gesprochen.

Marlo, in der vergangenen Woche wurde dein Transfer zu Teutonia vermeldet. Was hat den Ausschlag dafür gegeben, dass du dorthin wechselst?

Marlo Steinecke: Das hat primär zwei Gründe. Zum einen bin ich in der nächsten Zeit beruflich sehr eingebunden, weil ich im Oktober meine Steuerberater-Prüfung absolvieren werde. Der Fokus liegt also erstmal darauf und nicht voll beim Fußball. Da ist mir Teutonia sehr entgegengekommen. Zum anderen wollte ich unbedingt – so wie in Wedel auch – weiterhin gemeinsam mit Gary Voorbraak in einer Mannschaft spielen. Wir haben quasi zusammen einen neuen Verein gesucht. Auch das ließ sich bei Teutonia realisieren. Und natürlich gibt es da auch noch den sportlichen Anreiz, Titel zu gewinnen.  

Eigentlich war dein Plan ein anderer: Du wolltest in Wedel bleiben, oder?

Steinecke: Genau, das ist richtig. Ich hatte bereits für die neue Saison in Wedel zugesagt, weil die Rahmenbedingungen, die ich aufgrund der beruflichen Situation brauche, auch dort gegeben gewesen wären. Das hätte optimal gepasst. Deswegen wäre ich gerne geblieben und hatte meine Zusage auch innerhalb der Mannschaft schon früh recht offen kommuniziert, um vielleicht den einen oder anderen davon zu überzeugen, dass sie auch in Wedel bleiben, wenn der Kapitän mit gutem Beispiel vorangeht.

Dem kam dann die Nicht-Meldung des Vereins für die Oberliga zuvor. Wie hast du, wie habt ihr als Mannschaft diesen Schritt erlebt?

Mit seinem neuen Verein will Marlo Steinecke um die Meisterschaft mitspielen. Foto: KBS-Picture.de

Steinecke: ich war schon relativ schockiert, auch wenn mich Thorsten Zessin (Wedels Manager, Anm. d. red.) informiert hat, ehe die Sache an die Presse ging. Der Verein hat gegenüber uns als Spielern immer offen kommuniziert, dass es vielleicht zu dieser Entscheidung kommen könnte, wenn es nicht gelingt, einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Vielleicht war ich ein Stück weit zu naiv, weil ich schon geglaubt habe, dass wir eine gute Truppe zusammenkriegen können. Ich hatte das Schiff schon im sicheren Hafen gesehen. Einige andere waren gefasster als ich, weil sie eher damit gerechnet haben. Für mich kam der Anruf aus dem Nichts, ich habe da nicht mit gerechnet. 

In wie weit kannst du diese Entscheidung denn nachvollziehen?

Steinecke: Ich denke, ich kann das gut reflektieren. Ich hatte ja bereits mit den Verantwortlichen gesprochen und vertraue ihnen, dass sie alles versucht haben, um eine Oberliga-Mannschaft auf die Beine zu stellen. Ich bin ein großer Freund davon, solide zu wirtschaften. Es muss alles auf gesicherten Beinen stehen. So gesehen war es eine vernünftige und nachvollziehbare Entscheidung. Es hätte nicht viel Sinn gehabt, dass man das Risiko eingeht, in der Oberliga an den Start zu gehen und dann im Winter auf einmal sagen muss, dass es nicht mehr weitergeht. 

Ihr habt mit einer Wahnsinns-Rückrunde den Klassenerhalt perfekt gemacht. Kommt man sich da nicht veräppelt vor, wenn es auf einmal doch nicht weitergeht?

Steinecke: Nein, das nicht. Vor allem, weil man uns Spielern gegenüber immer klar gesagt hat, dass dieser Fall eintreten kann. Ich denke, es ist auch nicht der Anspruch als Spieler, dass man eine Saison durchmacht, wie sie der VfL Pinneberg oder andere hinter sich bringen mussten. Ich war zwar noch nicht in dieser Situation, aber ich glaube, da verliert man den Spaß und die Lust am Fußball. Dann muss man einfach den Cut machen, Wedel lieber verlassen und sich einen neuen Verein suchen, so wie es jetzt passiert ist. Natürlich war das nach dem Nichtabstieg alles emotional, aber das, was wir mit dem Klassenerhalt sportlich erreicht haben, kann uns keiner mehr nehmen. Es ist letztlich schade, dass der Verein keine Garantie für keine weitere Oberliga-Saison geben konnte. 

Rückblickend: Was war das Geheimrezept des Wedeler TSV, um drinzubleiben?

Steinecke: Ich denke, dass man das unter anderem schon auf Andelko Ivanko als Trainer zurückführen kann. Er hat eine ganz besondere Art. Aber auch die Kombination mit Tim Vollmer, der quasi sowas wie unser spielender Co-Trainer war, war wichtig. Er hat auf dem Platz und außerhalb viel gemacht und Verantwortung übernommen. Charakterlich ist das, was er und Andelko geleistet haben, sensationell. Diese beiden sind die Personen, denen aus meiner Sicht der Erfolg am meisten zuzusprechen ist. 

Wie beurteilst du deine eigene Saison? Andelko Ivanko lobte dich wiederholt und war der Meinung, dass „viele in Hamburg gar nicht wissen, wie gut Marlo ist…“

Voller Einsatz: Marlo Steinecke (am Ball) spielte trotz der schwierigen Saison für Wedel eine starke Serie. Foto: KBS-Picture.de

Steinecke: Natürlich freut man sich, wenn man das liest oder hört. Der Trainer kann das ja gut einschätzen (lacht). Ich selbst bin zufrieden mit meiner Saison. Gerade, wenn man bedenkt, dass ich aufgrund meines Masterstudiums in Lüneburg lange Zeit nur ein Mal pro Woche trainieren konnte. Gerade dann so eine Rückrunde zu spielen, gepaart mit dem Klassenerhalt – das freut mich sehr. In der Hinrunde lief für mich aber auch nicht alles perfekt. Auch neben dem Platz hätte ich mir von mir als Kapitän mehr erhofft, aber es ging zeitlich einfach nicht besser. 

Lass uns abschließend auf die neue Saison blicken: Was hast du dir bei Teutonia vorgenommen?

Steinecke: Ich möchte mit der Mannschaft auf jeden Fall um die Meisterschaft mitspielen. In der vergangenen Saison ist Teutonia Zweiter hinter Altona geworden. Die sind jetzt raus aus der Liga, da muss es der Anspruch sein, Meister zu werden. Zudem hätte keiner was dagegen, wenn wir im Pokal ziemlich weit kommen. Es ist der Traum eines jeden Hamburger Amateurfußballers, den ODDSET-Pokal zu gewinnen und dann im DFB-Pokal einen tollen Gegner zu bekommen. Und dann wäre da ja noch der Aufstieg in die Regionalliga, der auf den Meistertitel folgen könnte. Das sind drei große Ziele. 

Der Kader bei „T05“ ist gut besetzt, es gibt Regionalliga-Ambitionen. Was ist, wenn es für dich nicht klappt, sich im Kampf um einen Stammplatz? Gerade, wie du ja bis Oktober zurückstecken musst…

Steinecke: Angst habe ich keine. Angst zu haben, ist niemals gut. Ich weiß, dass es bei mir etwas länger dauern könnte, Stammspieler zu werden – auch, weil ich im Juli in der Vorbereitung drei Wochen lang fehlen werde. Ich denke aber, dass ich das mittelfristig hinbekommen werde. Ich freue mich auf die neue Aufgabe.
 
Interview: Jan Knötzsch