Regionalliga-Aufstiegsrunde

„In dem Moment, wo wir in den Bus steigen, bauen wir schon unsere Energie für Sonntag auf!“

27. Mai 2023, 20:38 Uhr

Michael Igwe (li.) und sein Eimsbütteler TV erkämpften sich im ersten Regionalliga-Aufstiegsspiel ein 1:1 beim Bremen-Vertreter OSC Bremerhaven. Foto: Heiden

„Als Aufsteiger die Chance zu haben, um den erneuten Aufstieg zu spielen, ist ein Privileg“, betonte Khalid Atamimi im Vorfeld, dass sich seine Mannschaft „diese Bonusspiele erarbeitet“ habe. „Wir wissen, dass wir jedes Spiel mit voller Konzentration bestreiten müssen. Es wird um jeden Zentimeter gekämpft werden und wir wollen diesen Kampf annehmen. Wir möchten unsere Stadt Hamburg bestmöglich repräsentieren und freuen uns über jede Unterstützung“, so der Chefcoach des Eimsbütteler TV. Im eigens gemieteten (Mannschafts-)Bus reiste der Oberliga-Dritte zum ersten Aufstiegsspiel bei Bremen-Vertreter OSC Bremerhaven. Der Tabellenvierte profitierte vom kurzfristigen Rückzug des FC Oberneuland – und wollte die unverhoffte Chance auf den Regionalliga-Aufstieg nutzen.

Nach langer Verletzungspause durfte Niklas Bär (re.) mal wieder von Anfang an ran - und machte bis zu seiner Auswechslung ein starkes Spiel. Foto: Heiden

„In dem Moment, wo wir in den Bus steigen, bauen wir schon unsere Energie für Sonntag auf!“, forderte Khalid Atamimi im Mannschaftskreis nach dem Schlusspfiff – und nahm seinen Spielern die durchaus nachvollziehbare Enttäuschung über das 1:1 (alle Highlights im LIVE-Ticker) aus den Gesichtern. Denn: Zwar holte der Hamburger Aufstiegsanwärter auf gegnerischem Terrain einen Punkt, der noch von entscheidender Bedeutung sein könnte. Aber insbesondere das verloren gegangene Elfmeterschießen im Anschluss, das bei Punkt- und Torgleichheit zum Tragen kommen könnte, hinterließ eher enttäuschte Mienen bei den Gästen.

ETV-Keeper Viktor Weber konnte keinen „Elfer“ entschärfen und auch der neben sein Gehäuse bugsierte Versuch von OSC-Torjäger Jozo Tunjic brachte nicht den erhofften Teilerfolg. Denn ausgerechnet Kunstschütze – dazu später mehr – Bamo Mohamed und Joker Jephtah Asare vergaben kläglich vom Punkt. Während Mohamed an Bremerhaven-Schlussmann Niklas Griesmeyer hängenblieb, jagte Asare das Runde weit über das Eckige, so dass der Gast mit 2:4 „den Kürzeren“ zog.

Mohamed sorgt mit Geniestreich für Ekstase

Bamo Mohamed (re.) bejubelt seinen Geniestreich zur Führung - und sorgte damit für Ekstase beim ETV. Allerdings folgte die Antwort prompt... Foto: Heiden

Zum Spiel: Lautstark pushte Atamimi seine Mannen in der Kabine zur absoluten Höchstleistung. Doch nach gerade mal zehn Sekunden beinahe der erste Schock: Einen kapitalen Fehlpass von Henok Tewolde bestrafte Marvin-Osaze Wema um ein Haar aus großer Entfernung. Weber bekam im Zurückeilen gerade noch den Arm hochgerissen und lenkte das Leder über die Latte (1.). Der ETV fing sich aber, übernahm die Spielkontrolle – und schlug durch ein absolutes Traumtor eiskalt zu: Eine Flanke von Niklas Bär – nach Hackenablage von Blerim Qestai – wurde von Ali Wazneh nur unzureichend aus der Gefahrenzone geköpft. In Seitlage nahm Bamo Mohamed aus 25 Metern technisch äußerst anspruchsvoll Maß und ließ das Spielgerät haargenau im rechten Winkel einschlagen (17.)! Was für ein Geniestreich!

Bitteres Gegentor ärgert den ETV

Die Elf vom Lokstedter Steindamm schien nun die Oberhand zu gewinnen, machte die Rechnung aber ohne Mechak-Lazolo Nankishi, der Can Yildiz nach einem Ballverlust des ETV in der Vorwärtsbewegung und einer weit gezogenen Hereingabe von „Captain“ Mehmet Ari schlecht aussehen ließ und auch Weber zum prompten Ausgleich tunnelte (19.)! Die Partie wog nun hin und her. Der ETV versuchte immer wieder, die spielerische Klasse auszuspielen und die schnellen Flügelspieler in Szene zu setzen. Klare Torchancen waren in der Folge aber Mangelware.

Atamimi macht Denis heiß

Michael Igwe (li.) war wie gewohnt ganz viel in Bewegung, konnte aber letztlich nicht die erhofften Akzente über den Flügel setzen. Foto: Heiden

Zwar kam der ETV sehr druckvoll aus der Kabine, konnte aber keinen zählbaren Ertrag verbuchen. Die wohl größte Möglichkeit vergab Dominik Akyol nach Querpass des eingewechselten Noel Denis, als er aus sechs Metern deutlich über den Kasten zielte (67.). Apropos Noel Denis: Als Atamimi seinen „Flügelflitzer“ vom Warmmachen heranrief, packte er sich den ehemaligen Norderstedter mit beiden Händen und redete auf ihn ein. Es wirkte fast so, als wollte er Denis weißmachen, dass er zum spielentscheidenden Akteur im Nordsee-Stadion vor gut 400 Besuchern avancieren würde.

Und beinahe wäre es auch so gekommen, als der Youngster unmittelbar vor der Akyol-Chance über rechts in den Sechzehner eindrang und nach einem leichten Kontakt zu Boden sank. Referee zeigte sofort an: Weiterspielen. Aber die Eimsbütteler haderten noch im Nachgang mit eben jener Szene – und zum Teil auch mit dem Remis…

ETV-Trainer Khalid Atamimi im Interview:

Kapitän Finn Schütt feierte nach halbjähriger Verletzungspause sein Comeback - und sprach mit uns im Nachgang über das Spiel:

Autor: Dennis Kormanjos