Regionalliga Nord

„In Norderstedt ist es, wie in einer großen Familie – ich bin zufrieden, mit dem, was ich hier habe“

11. April 2020, 10:00 Uhr

„Es war mit das geilste Spiele der Karriere – sowas vergisst man sein Leben lang nicht“

Im DFB-Pokalspiel der Eintracht in der Saison 2017/2018 durfte der 23-Jährige gegen Mario Gomez ran. Foto: KBS-Picture.de

Die Verletzungen, die Bojadgian aufzählt, haben es in sich. Gleich zwei Mal war das vordere Kreuzband durch und der Meniskus beschädigt, dazwischen erwischte es ihn auch noch mal am Außenband. Monatelange Pausen waren die Folge. „Der erste Kreuzbandriss mit 18, 19 Jahren war ein riesiger Schock. „Das war meine erste Verletzung überhaupt. Bis dahin hatte ich nichts, nicht mal eine Zerrung. Man fragt sich dann schon: Warum erwsicht es ausgerechnet mich? Das Problem damals war: Ich wusste nicht, was auf mich zukommt in der Reha, wie lange es dauert. Beim zweiten Mal war es wieder erst ein Schockmoment, man denkt einen Moment lang auch darüber nach, ob es das jetzt war mit der Karriere. Zu diesem Zeitpunkt war ich zum Glück etwas erfahrener und cleverer und habe auf meinen Körper beziehsungweise speziell auf mein Knie gehört. Der Gedanke, ob es überhaupt Sinn macht, das alles noch einmal auf sich zu nehmen, war schnell wieder weg. Ich wollte unbedingt wieder zurück auf den Platz. Und zurück in die Kabine zu den Jungs. Das gemeinsame Lachen und Späßemachen hat mir gefehlt“, blickt „Hamo“ zurück und erinnert sich natürlich nur allzu gern an eines der Highlight-Spiele seiner Karriere, nachdem er wieder fit war: das DFB-Pokalspiel der Ersten Hauptrunde der Saison 2017/2018 gegen den VfL Wolfsburg.

Sein Gegenspieler damals: niemand geringeres als Mario Gomez. Der Ex-Nationalspieler blieb gegen seinen „Bewacher“ Bojadgian ohne einen Torerfolg. „Das war schon ein Wahnsinns-Gefühl. Es war mit das geilste Spiel meiner Karriere. Sowas wird man sein ganzes Leben lang nicht vergessen. Wir haben voor ausverkauftem Haus gespielt, die Partie war richtig eng und wir haben am Ende nur unglücklich verloren“, erklärt der 23-Jährige, der übrigens nur durch eine Verkettung glücklicher Umstände vom DSC Hanseat zu „EN“ fand. „Haci Gündogan, der jetzt beim Meiendorfer SV spielt, war damals bei Norderstedt in der B-Jugend. Dann gab es ein Sichtungstraining für die A-Junioren. Er hat mich da mit hin genommen. Da waren 30 Leute, die vorgespielt haben. Nach drei Einheiten hat sich dann Ekkehard Bushe (Norderstedts damaliger Jugendleiter, Anm. d. Red.) gemeldet und gesagt, dass die Eintracht mich gerne haben würde. Ihm und Dirk Heyne (erst A-Jugend-Trainer bei „EN“ und später Chefcoach der Regionalliga-Mannschaft, Anm. d. Red.) habe ich viel zu verdanken – und natürlich Haci“, lacht Bojadgian, als er die Geschichte seiner Anfänge bei „EN“ erzählt.

Die Perspektive für die nächste Saison? „Ich glaube, dass wir noch Luft nach oben haben“

So wie in dieser Szene will Bojadgian (oben) auch in Zukunft mit seinen Teamkollegen jubeln. Foto: KBS-Picture.de

Inzwischen freilich ist aus dem Jugendspieler längst ein wichtiger Bestandteil des Regio-Teams geworden, das in der aktuellen Spielzeit bislang mit Platz sechs überraschte. „Vor der Saison“, erklärt Bojadgian, „hatte ich einige Bedenken, weil uns wichtige Spieler verlassen hatten. Aber wir haben gute Neuzugänge dazu bekommen. Die Qualität in der Mannschaft ist sehr hoch. Anfangs hat uns noch ein bisschen die Erfahrung gefehlt, aber wir haben dazugelernt und machen die Fehler, die wir da gemacht haben, jetzt nicht mehr. Wir haben uns weiterentwickelt. Und wir verstehen uns als Mannschaft auch außerhalb des Platzes richtig gut.“ Wo diese Entwicklung in der Zukunft noch hinführen kann – da hat Bojadgian klare Vorstellungen. „Ich glaube, dass wir noch Luft nach oben haben. Das haben die Spiele gegen den VfL Wolfsburg II und Weiche Flensburg gezeigt. Gegen Wolfsburg haben wir 2:0 geführt und ein gutes Spiel gezeigt, die letzten 15 Minuten waren dann allerdings nicht mehr so gut. Auch gegen Flensburg sind wir auf Augenhöhe gewesen. Das zeigt, dass wir noch Potenzial haben, uns zu steigern und eine Top-Mannschaft zu werden“, so der Innenverteidiger des Nord-Regionalligisten abschließend.