Bezirksliga West
In torreichem Spiel: Eidelstedter „Löwenherzen“ erneut knapp geschlagen
Baris Ayik (re.) glänzte nicht nur als Wedeler Doppeltorschütze, sondern klärte auch in der Defensive. Foto: Klaas Dierks
Die Mannschaft ist also informiert, tut sich aber gegen die Gelb-Blauen von Anfang an schwer. Das kann aber nicht nur dem verletzungsbedingten Ausfall von Hüsein Ayik und dem Fehlen des gesperrten Sonay Hayran zuzurechnen sein. Vielleicht hat man auch nicht mehr das letzte Spiel der letzten Saison im Kopf, als man auswärts gegen diesen Gegner ein nur knappes 2:1 erzielte.
Spielerisch überlegen kommt Wedel nach einer knappen Viertelstunde zur ersten guten Chance, die Osman Avci allerdings nicht nutzen kann. Besser macht er es in der 21. Minute. Nach feiner Vorarbeit durch Samet Baygündüz, der sich auf der linken Angriffsseite gut durchsetzt und nahe des Fünfmeterraums auf Avci vorlegt, vollendet der aus sechs Metern zum 1:0. Drei Minuten später bekommt Wedel einen Freistoß in zentraler Position zugesprochen. Den scharfen Flachschuss aus ca. 20 Metern ins linke untere Eck wehrt Eidelstedts Keeper Eray Dogan gut zur Seite ab, der Ball bleibt aber im Spiel, die flinken Wedeler bleiben im Ballbesitz, der Ball kommt von der Grundlinie vor das Tor und Osman Avci erhöht zum 2:0. Denken (fast) alle. Doch das Schiedsrichtergespann entscheidet auf Abseits.
Unverständnis auf Wedeler Seite, Proteste helfen nicht. Anscheinend sollen bereits bei Ausführung des Freistoßes Wedeler Spieler im Abseits gestanden haben. Auch an der nächsten Aktion in der 28. Minute ist Avci maßgeblich beteiligt. Seine Flanke von der rechten Seite findet den heranstürmenden Baris Ayik, der völlig frei aus fünf Metern in zentraler Position zum 2:0 einnetzt. Geht jetzt alles seinen erwarteten Gang?
Doch nicht alles gelang Baris Ayik: Hier traf der Doppeltorschütze in die eigenen Maschen. Nur noch 2:1! Foto: Klaas Dierks
Mitnichten. Nur eine Minute später kommt Eidelstedt zur ersten guten Möglichkeit, aber Kadir Katran im Tor der Wedeler steht richtig und verhindert den Einschlag. Eidelstedt wird gefährlicher. Der gute Einsatz von Dudley Titus Shigwedha resultiert in der 39. Minute in einer Ecke, die durch einen missglückten Klärungsversuch von Baris Ayik mit dem Kopf ins eigene Netz zum Anschlusstreffer befördert wird. Eidelstedt lebt noch. Und wie. Nach einer gelungenen Ballstafette über ihre rechte Seite knallt Aykut Ahmed Celik aus halbrechter Position einfach mal drauf, der Ball senkt sich über Kadir Katran hinweg zum Ausgleich ins Tor. Wie schon letzte Woche egalisiert Eidelstedt einen 2:0 Rückstand.
Die Vorentscheidung durch Tugay Hayran zum 4:2 für die Wedeler - Keeper Eray Dogan ist geschlagen. Foto: Klaas Dierks
In der Pause bleibt Wedels Trainer ruhig, gibt Anweisungen, stellt um. Wird es den Spielverlauf in Wedels Sinn beeinflussen? Erstmal ist Eidelstedt am Drücker. Man ist bei ihrem Einsatz an den Duracell-Hasen erinnert, die unermüdlich trommelnde Werbefigur der gleichnamigen Batterie-Firma. Zweimal verhindert Katran Schlimmeres.
Und dann ist es Baris Ayik, der die Heimmannschaft mit seinem dritten Tor in der 63. Minute wieder in Front bringt. Eine Flanke köpft er auf das Tor, der Keeper fängt den Ball, aber nach Meinung des Linienrichters hinter der Torlinie. Jetzt protestieren die Eidelstedter, aber wie schon zuvor die Wedeler, ohne Erfolg. Wieder zehn Minuten später dringt Baris Ayik in den Strafraum ein und wird von Dominique Kondo klar gelegt. Der Schiedsrichter zögert keine Sekunde und schickt den Verteidiger, der bis dahin ein gutes Spiel gemacht hat, mit Geld-Rot vom Platz. Den fälligen Strafstoß verwandelt Kapitän Tugay Hayran cool zum erneuten Zwei-Tore-Vorsprung (74. Minute).
Kadi Katran fliegt vergeblich - der Gast verkürzt auf 3:4. Doch zu mehr reicht es im Endeffekt nicht mehr. Foto: Klaas Dierks
Aber auch jetzt gibt sich Eidelstedt nicht geschlagen, versucht den Anschlusstreffer zu erzielen. Bei einer Flanke in den Wedeler Strafraum in der 80. Minute bekommt ein Verteidiger den Ball an den Arm. Den fälligen Strafstoß, verwandelt Eidelstedts Kapitän Semir Ziberi ebenso nervenstark, wie zuvor Hayran auf der anderen Seite. In den letzten fünfzehn Minuten (fünf Minuten Nachspielzeit), sehen die Zuschauer, die meisten davon angespannt-verblüfft, nun einen Sturmlauf von 10 gegen 11. Wedel wird geradezu in der eigenen Hälfte eingeschnürt, übersteht bis zum Abpfiff acht (!) Ecken, wovon eine direkt an den Pfosten klatscht. Und wieder ist es Katran, der mehrmals rettet (Celik, Jordan), bevor der Schiedsrichter nach 95 Minuten die Partie beendet. Zutiefst betrübte Eidelstedter. Glückliche Wedeler. Das war knapp.
Bezeichnend: Wedels Samet Baygündüz während der ersten Halbzeit (li.) und nach Schlusspfiff mit einem Lächeln im Gesicht. Foto: Klaas Dierks
Auch wenn Wedel die Eidelstedter zweimal durch eigene Fehler wieder ins Spiel hat kommen lassen, muss man Eidelstedt für eine erneut kämpferisch sehr starke Leistung Respekt zollen, die die Wedeler Fehler zu nutzen wussten. Wie schon gegen Hörnerkirchen in der Woche zuvor hat man einen Zwei-Tore-Vorsprung aufgeholt und lässt sich auch durch einen erneuten Zwei-Tore-Vorsprung nicht entmutigen. Wenn sich die Eidelstedter trotz der empfindlichen Nackenschläge weiterhin ihr Löwenherz bewahren, ist der erste Punktgewinn in Bälde unvermeidlich, vielleicht schon nächste Woche gegen die nur einen Punkt besseren Hasloher. Wedel tritt auswärts gegen Osdorf II an. Auch das verspricht eine spannende Partie zu werden.
Klaas Dierks