Oberliga

In Unterzahl: „Mustis Streicheleinheit“ schockt und stoppt Dassendorfer Heimserie!

28. Januar 2023, 18:09 Uhr

Mustafa Ercetin (2. v. re.) bejubelt seinen Geniestreich zum 3:3 in Unterzahl mit herausgestreckter Zunge. Foto: Bode

„Ich habe mich zum ersten Mal für den Amateurfußball geschämt!“ Deutliche Worte, die Martin Harnik nach dem Hinspiel beim FC Süderelbe (0:0) und dem vermeintlichen „Stuhl-Gate“ um FCS-Coach Stefan Arlt gegenüber der „Bergedorfer Zeitung“ verlor. Vor dem zweiten Aufeinandertreffen war also jede Menge Brisanz geboten - und die angebliche „Stuhl-Affäre“ auch ab und an noch ein Thema. Inzwischen aber mit einer gewissen humoristischen Ader. Doch auch diesmal ging es zwischen beiden Teams richtig zur Sache - sowohl sportlich als auch verbal (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Der Mann der ersten Halbzeit: Oliver Doege (li.) glänzte als Doppeltorschütze, war zweimal mit dem Aluminium im Bunde und vergab zwei weitere Top-Chancen. Foto: Bode

Als der Schlusspfiff ertönte, brandete auf der Bank der Gäste tosender - und zum Teil auch provozierender - Jubel auf. Vor allem Co-Trainer Florin Tirt machte aus seiner Freude keinen Hehl. „Ihr jubelt so, als hättet ihr die Champions League gewonnen“, konterte die Dassendorfer Seite. Und in der Tat. Glückwünsche wollte Arlt zwar keine entgegennehmen, aber seine Mannen holten nach einem nach 45 Minuten verloren geglaubten Spiel noch einen Punkt am Wendelweg. Und wie! Denn: Süderelbe ergatterte den einen Zähler beim bis dato vor heimischer Kulisse noch verlustpunktfreien Hoffmann/Martens-Ensemble in Unterzahl!

82 Minuten waren vorüber, als TuS-Trainer Thomas Hoffmann endgültig die Fassung verlor: „Das ist einfach nur desolat, was wir hier machen“, haderte er unmittelbar nach der vergebenen Großchance der „Kiesbargler“ durch Mustafa Ercetin, der dem Spiel nach seiner Einwechslung die entscheidende Wende gab - und in jener Szene das 4:3 für den FCS auf dem Fuß hatte. Doch sein Abschluss klatschte an die Latte! Kurz zuvor „streichelte“ Ercetin das Spielgerät noch traumhaft schön aus gut und gerne 20 Metern linker Position in den rechten Knick und besorgte den Ausgleich (78.)!

Reinecke fliegt - Camacho krönt Traum-Konter in Unterzahl

Nico Reinecke (Mi.) sieht nach einem rüden Einsteigen gegen Rinik Carolus die Ampelkarte. Foto: Bode

Das 3:3 in numerischer Unterzahl. Denn keine vier Zeigerumdrehungen zuvor erwies Nico Reinecke seinem Team einen absoluten Bärendienst, als er bereits gelbverwarnt mit offener Sohle in Rinik Carolus reinrauschte und folgerichtig die Ampelkarte sah! Gerade hatte seine Equipe nach einem 1:3-Rückstand zurückgeschlagen und durch einen blitzsauber vorgetragenen Konter, was Peter Martens im Anschluss auf die Palme brachte, den Anschluss erzielt. Über Ercetin, Alexander Koval und Marius Wilms kam die Kugel am zweiten Pfosten zu Jorge Camacho, der trocken in den Winkel vollstreckte (72.)! Es war der Beginn einer absolut irren Schlussphase.

Irre Schlussphase - auch Koval sieht Rot

Beinahe hätte Mustafa Ercetin (Mi.) die Aufholjagd der Gäste noch mit dem 4:3 gekrönt, scheiterte aber an der Latte. Foto: Bode

Erst die dämliche Gelb-Rote Karte gegen Reinecke, dann ein nicht gegebener Strafstoß für Dassendorf, als Ibrahim Turay seinen Gegenspieler Oliver Doege nicht nur zu Boden klammerte, sondern auch noch festhielt, als beide bereits lagen (77.), und im direkten Gegenzug das 3:3 durch „Mustis“ Geniestreich. Ercetin an die Latte - und überaus hitzige finale Minuten, in denen Martin Harnik per Kopf das 4:3 hätte besorgen können und den Torschrei schon fast auf den Lippen hatte, aber an Anton von Westerholts Riesenparade scheiterte (88.)! 


Es folgten ein knapp verfehlter Schlenzer von Mattia Maggio (90. +2), der im Hinspiel mit Arlt aneinandergeriet, und eine Rote Karte gegen Koval, der bei einem Gegenzug der Hausherren von hinten ziemlich rücksichtslos in den bereits auf und davon scheinenden Tarec Blohm reinsprang (90. +3)! Ein nicht nur aufgrund der Notbremse relativ hartes Vergehen. Der folgende Harnik-Freistoß blieb zwar in der Mauer hängen, aber Maggio hatte im zweiten Anlauf nochmal den „Lucky Punch“ auf dem Fuß, konnte von Westerholt freistehend aber nicht überwinden (90. +5.). Schluss!

Alidemi egalisiert, Wilms bekommt Elfmeter nicht

Dass die Partie derart verrückte und spektakuläre Züge annehmen würde, war nach dem ersten Durchgang nicht unbedingt zu erwarten. Zwar konterte Marvin Alidemi nach einem Einwurf und einer Kopfballverlängerung von Justin Heinbockel die frühe Dassendorfer Führung postwendend (7.) und Wilms hätte im Duell mit Eyke Kleine zwingend einen Elfmeter bekommen müssen (21.).

Doege avanciert zum Goalgetter - und verpasst doppelt

In der Nachspielzeit sah auch noch Alexander Koval (re.) nach einer Notbremse und einem sehr harten Vergehen gegen Tarec Blohm glatt Rot. Foto: Bode

Aber ansonsten stand der erste Abschnitt ganz im Zeichen von Oliver Doege. Der neue Dassendorfer „Torjäger“ hämmerte erst einen Freistoß von Rinik Carolus an die Unterkante der Latte (6.) und war dann nach einem weiteren ruhenden Ball von Zhi-Gin Lam mit dem Innenpfosten im Bunde (34.)! Zwischenzeitlich legte Doege das 2:1 durch Maggio mustergültig vor, weil Harnik den Querpass passieren ließ (28.)! Ein weiterer Treffer blieb dem „Sechser“ gleich zweimal verwehrt (8., 43.). Zudem verhinderte der Pfosten einen Harnik-Torerfolg (45.).

Zur Pause schien es so, als würde der süffisant gemeinte Tipp von TuS-Sponsor Michael Funk vor dem Spiel nicht ganz unrealistisch sein: „Ich glaube, das wird ein knappes Ding - 5:1“, witzelte Funk. Am Ende fielen auch sechs Tore - aber gleichmäßig verteilt. Und auch Stefan Arlt wird seinen ersten Auftritt auf Dassendorfer Boden in seiner inzwischen 45-jährigen Trainer-Tätigkeit so schnell sicher nicht vergessen.

Die Pressekonferenz nach dem turbulenten Spiel mit beiden Trainern im Video:

Autor: Dennis Kormanjos