Neuer Spielmodus

„Irgendwas wird sich der HFV dabei gedacht haben – man muss mir nur nochmal erklären, was!“

07. September 2020, 11:12 Uhr

Sidnei Marschall stellt sich die Frage, was sich der HFV bei dem neuen Spielmodus gedacht hat. Foto: Bode

In der vergangenen Woche wurde das schier unendlich andauernde Warten endlich beendet: Der Hamburger Fußball-Verband gab nicht nur bekannt, dass die neue Saison 2020/21 unter Corona-Bedingungen mit geändertem Spielmodus vonstattengehen wird, sondern auch die Klasseneinteilungen. Während Marcus Rabenhorst, Trainer des Hamburger SV III, das ganze Thema „inzwischen langweilt“, wie er sagte, bringt der neue Modus andere Übungsleiter auf die Palme – und das im wahrsten Sinne des Wortes…

Marcus Rabenhorst "langweilt" das ganze Thema inzwischen nur noch. Foto: Bode

„Einige finden das gut, andere schlecht. Ich bin froh, dass man bald wieder um Punkte spielen kann. In welchem Modus, mit Hin- und Rückspiel, oder wie auch immer – das ist mir, ehrlich gesagt, völlig Wurscht!“ Für Marcus Rabenhorst ist es mittlerweile nur noch ein leidiges Thema. Auch Christian Woike, Übungsleiter des SV Curslack-Neuengamme, erklärte nach dem 5:1-Testspielsieg gegen die „Rothosen“ deutlich: „Ich möchte gar nicht so viel Energie da reinstecken, denn wir können es eh nicht ändern.“ Gemeint war der neue Spielmodus, mit dem der HFV die kommende Spielzeit über die Bühne bringen will. „Generell“, so Woike weiter, „finde ich es schon mal äußerst schwierig, dass hier zwei Oberligisten gegeneinander spielen und beide Trainer nicht genau wissen, wann es losgeht. Alle sagen: jetzt haben wir endlich ein Datum. Aber ich habe es noch nicht offiziell.“ Im Gegenteil. „Wir werden darüber informiert, dass die Saison am 25. September beginnt. Und auf einmal bekomme ich eine Mail mit einem Rahmenterminkalender, wo plötzlich vom 18. September die Rede ist.“

"Das halte ich für sehr schwierig"

Auch Curslack-Coach Christian Woike (Mi.) hat zu dem Thema eine ganz klare Haltung. Foto: Bode

Woike weiß allerdings auch: „Egal was gemacht worden wäre: Irgendwer hätte immer gemeckert.“ Er selbst sei Traditions-bewusst „und hätte gerne so gespielt, wie immer. Die Situation ist aber nun mal nicht so, wie immer. Deshalb nehmen wir es jetzt an.“ Etwas anderes wird ihm und dem SVCN auch nicht übrig bleiben – dennoch gibt es Punkte, die der 42-Jährige für „ein bisschen sehr schwierig“ hält. Und damit steht er wahrlich nicht alleine da. „Einerseits die Heim- und Auswärts-Regelung. Das ist schwierig von der Konstellation her.“ Und vor allem jener Aspekt, dass die erzielten Punkte in der Hinrunde gegen die dann jeweiligen Konkurrenten in der Meisterschafts- oder Abstiegsrunde nicht übernommen werden. „Ich hätte mir zumindest den Handball-Modus gewünscht, dass man die Punkte, die man gegen die Mannschaften aus der Meister- oder eben Abstiegsrunde geholt hat, mitnimmt. Weil eine Hinrunde zu spielen, die im Endeffekt gar nichts wert ist, außer eine Platzierung, halte ich für schwierig. Vor allem, wenn du Vierter, Fünfter oder Sechster bist und nur noch drei oder vier Spieltage hast – und weißt, dass du eventuell nur noch einen Sieg brauchst, um dabei zu sein, das kann auch zu einer gewissen Wettbewerbsverzerrung führen“, so Woike.

"Ich weiß nicht, was sich der HFV dabei gedacht hat!"

Dass die errungen Punkte aus der Hinrunde gegen die jeweilige Konkurrenz nicht übernommen werden, kann auch Sidnei Marschall nicht nachvollziehen. Foto: Bode

Für Hamm United-Coach Sidnei Marschall kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: „Wir dürfen seit dem 01.09. zumindest wieder trainieren. Aber die Kabinen dürfen wir immer noch nicht benutzen. Ich fühle mich da schon ein bisschen benachteiligt, weil andere Vereine bereits Pokal gespielt haben oder ganz normal trainieren beziehungsweise in ihren Landkreisen spielen durften. Ich schätze mal, 75 oder 80 Prozent der Mannschaften haben das gleiche Problem wie wir. Deshalb müssen wir das jetzt so an- und hinnehmen. Natürlich ist es nicht optimal. Auch die Aufteilung, wie gespielt wird“, befindet Marschall, für den die Regelung an sich „gar keinen Sinn macht“, wie er betont. Zwar wollte er sich zunächst mit seiner Meinung zurückhalten – doch dann platzte es aus ihm heraus: „Ich weiß nicht, was sich der HFV dabei gedacht hat, so eine Geschichte zu machen! Mein Gefühl ist, dass sie unbedingt etwas Neues und etwas anderes machen wollten. Aber das ist ja komplett…“, rang er nach Worten. Der neue Modus an sich sei für ihn auch deshalb unverständlich, „weil es ja nicht viel weniger Spiele werden. Ich könnte es verstehen, wenn das der Fall wäre – aber dem ist nicht so. Deshalb verstehe ich es nicht so ganz. Aber irgendwas werden sie sich dabei ja gedacht haben – sie müssen mir nur nochmal erklären, was!“ 

Autor: Dennis Kormanjos