Bezirksliga West

Klemme: „Wenn man diese Typen nochmal kitzelt, dann…“

02. Februar 2021, 11:20 Uhr

Heiko Klemme wird ab Sommer wieder als Cheftrainer tätig sein - und zwar beim SC Pinneberg. Foto: privat

Er habe sich über die Feiertage mit seiner Freundin besprochen – und dann die Entscheidung getroffen, sein Engagement beim TuS Appen im Sommer zu beenden. Diesen Entschluss teilte Heiko Klemme seinem guten Freund und langjährigen Weggefährten Marcus Jürgensen zu Beginn des Jahres mit. Der Grund: Ein Jobwechsel nach fast zehn Jahren. „Es ist zwar weiter dieselbe Branche, aber halt etwas anderes. Und bevor ich jetzt zusage, mich dann aber ärgere, weil ich nicht alles einhalten kann, habe ich für mich entschieden, zu sagen: Marcus muss mit der Mannschaft planen. Das soll er jetzt machen – ohne mich.“

Beim SCP möchte Klemme, der noch bis Sommer beim TuS Appen tätig ist, "etwas aufbauen". Foto: privat

Lange stand das Telefon bei Heiko Klemme aber nicht still. Nachdem er vor gut einem Jahr den Weg zurück in den Hamburger Amateurfußball gewagt und mit einem dunklen Kapitel seines Lebens abgeschlossen hatte, geht’s nun zurück ins Rampenlicht. Denn Klemme übernimmt das Cheftrainer-Amt beim SC Pinneberg. Einige Tage, nachdem er in Appen abgesagt hatte, meldeten sich die Verantwortlichen des SCP beim einstigen Erfolgscoach des VfL Pinneberg II und SC Condor II. Zunächst habe man sich telefonisch ausgetauscht, dann bei einem persönlichen Treffen mit SCP-Liga-Manager Frederik Etling. Klemmes Gedankengang: „Das ist für mich nochmal die Chance, als Cheftrainer etwas zu machen. Wer weiß, ob diese Chance wiederkommt? Denn wenn man ehrlich ist, dann ist das mit Lokstedt im Oktober auch schon fünf Jahre her. Von daher: Die Zeit rennt und ich werde sicherlich auch nicht jedem auf ewig in Erinnerung bleiben.“

"Es gibt nicht jung oder alt, sondern nur gut oder schlecht"

Den Offiziellen des SC Pinneberg allerdings schon. „Sie wollten unbedingt mit mir zusammenarbeiten“, beschlich Klemme gleich ein Gefühl von Vertrautheit. Nachdem er sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld alle Möglichkeiten abklopfte und das Für und Wider abwog, gab er dem West-Bezirksligisten seine Zusage. Auch, weil der Verein seit seiner Zeit beim VfL Pinneberg stets präsent ist. „Der SCP war immer ein Thema, es gab Spieler, die vom einen zum anderen Verein gewechselt sind. Man kannte sich einfach über Jahre.“ Beim Blick auf den Kader musste er ehrlicherweise feststellen, so Klemme, dass das „mittlerweile eine etwas jüngere Alte Herren ist“. Aber: „Dann kommt der Spruch zum Tragen, dass es nicht alt oder jung, sondern nur gut oder schlecht gibt. Und wenn man sich den Kader anguckt, gibt es nicht so viel Vergleichbares in der Bezirksliga West.“

"Ich gehe jetzt nicht mit der Angel los, sondern lege mein Fangnetz aus"

Nach dem VfL Pinneberg II führte Klemme einst auch den SC Condor II in die Landesliga. Foto: Bode

Natürlich können Teams wie Kummerfeld, TBS Pinneberg, Komet Blankenese oder auch Hetlingen „super Kader“ vorzeigen. Doch auch der SCP habe mit Spielern wie Thies Raschke, Florian Jensen, Thomas Koster, Timm Thau oder Dennis Koopmann „Typen, die schon ein bisschen was auf dem Buckel haben und wissen, wie es geht. Wenn man die nochmal kitzelt und sie haben mir unmissverständlich klargemacht, dass sie unwahrscheinlich Bock auf die Sache haben, dann denke ich, ist Platz acht bis zehn drin“, witzelt Klemme in seiner unnachahmlichen Manier – und bietet „jedem Spieler aus dem aktuellen Kader an, auch in der kommenden Saison ein Teil des SCP zu sein. Denn ich kann mir noch gar kein Urteil bilden. Jeder ist herzlich willkommen“, erklärt der 44-Jährige, der bereits 24 Zusagen vorweisen kann. Dabei soll es aber nicht bleiben. „Natürlich wird noch etwas passieren. Aber ich gehe jetzt nicht mit der Angel los, denn dann bekommt man immer nur einen Fisch. Ich versuche, mein Fangnetz auszulegen und zu gucken, was passiert“, scherzt er. „Aber das geschieht nicht heute oder morgen, sondern wir haben noch fünf Monate Zeit.“

"Ich will etwas aufbauen und mit dem Verein etwas erreichen"

Mit seinem alten Leben hat Klemme abgeschlossen - und inzwischen auch einige Kilos verloren. Foto: privat

Deshalb sei all das Zukunftsmusik. Noch habe er Vertrag beim TuS Appen – „und den halte ich ohne Wenn und Aber ein“. Natürlich hoffe man weiter darauf, „im März oder April in kleinen Gruppen oder wie auch immer trainieren zu dürfen. Und da stehe ich selbstverständlich meiner Mannschaft bis zum Schluss mit 100 Prozent zur Verfügung“, betont Klemme, ehe er im Sommer eine neue Aufgabe in Angriff nimmt. „Ich will da etwas aufbauen und mit der Truppe sowie mit dem Verein zusammen etwas erreichen.“ An der Raa finde er „ein nettes Umfeld“ vor. Die Heimspiele werden am Freitagabend vonstattengehen – und das mit einer neuen Flutlichtanlage und LED-Scheinwerfern.

"Soll nicht um die 'Goldene Ananas' gehen"

Auch wenn die Möglichkeiten gegeben sind, gehe es „nach so einer Pandemie nicht um irgendwelche Tabellenplätze, sondern das gemeinsame Ziel von uns allen muss es sein, dass man eine Saison durchspielen kann“. Nichtsdestotrotz wäre Klemme nicht Klemme, wenn er nicht auch etwas vorhaben würde. „Wer mich und die Jungs kennt, der wird wissen, dass es nicht um die ‚Goldene Ananas‘ zu gehen hat.“ Er wolle „ganz strukturiert etwas aufbauen – und dann gucken wir mal, was passiert“, erzählt er uns – und will den SCP in der Hackordnung im Kreis Pinneberg in ein noch strahlenderes Licht rücken. „Ich habe jetzt nicht beim SCP unterschrieben, um 2022 wieder wegzugehen“, verfolgt er mit dem Club langfristige Ziele – und meint, angesprochen auf anderweitige Ambitionen: „Man muss ja nicht immer den Verein wechseln, um höher zu kommen. Man kann ja auch mal mit der Truppe, bei der man ist, etwas erreichen.“

Autor: Dennis Kormanjos