Oberliga

Kocadal muss Marschall widersprechen: HEBC feiert „ersten dreckigen Sieg der Saison“

13. November 2022, 16:14 Uhr

Die Entscheidung: Raoul Bouveron (li.) schiebt überlegt zum 2:0 für den HEBC ein. Foto: noveski.com

Gewohnt trocken und unverblümt fiel das Fazit von Sidnei Marschall unmittelbar nach den 90 Minuten am Reinmüller aus. „Es hätte in der zweiten Halbzeit nur einen Sieger geben können - und das muss Hamm sein!“ Eine Einschätzung, die Özden Kocadal nicht teilen konnte: „Da muss ich ihm widersprechen!“ Dabei gab der Trainer des HEBC unumwunden zu, dass man nach der Pause „eine richtig schwierige und schlechte Phase“ und „Hamm die eine oder andere Chance“ hatte, seine Elf aber auch (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Hendrik Diekmann (Mi.) jubelt schon - doch HUFC-Keeper Thomas Kuballa kratzt dessen abgefälschten Schuss gerade noch aus dem Eck. Foto: noveski.com

Kurz nach Wiederanpfiff war es Allan Muto, der aus wenigen Metern an Thomas Kuballa scheiterte (51.). Und auf der anderen Seite? Da hatte Karl Feldmer nach einer Hereingabe von Atef Zakerwal urplötzlich komplett freie Schussbahn und in der Tat die Führung für die „Geächteten“ auf dem Fuß, jagte das Spielgerät aber knapp über das Gehäuse (66.)! Es war die erste wirklich nennenswerte und hochkarätige Chance der arg gebeutelten Gäste, die verletzungsbedingt unter anderem auf Sinisa Veselinovic, Maurizio d’Urso und Tevin Tafese sowie auf den gelbgesperrten Georges Essaka verzichten mussten.

Auch deshalb sei es in der ersten Halbzeit „schon ein bisschen schwierig“ gewesen, wie Hamm-Coach Marschall befand. „Wir mussten ein paar Stammkräfte ersetzen und auch kurz vor dem Spiel noch einmal umstellen.“ Man sei „nicht gut ins Spiel gekommen“, so Marschall. „HEBC hat das aber auch gut gemacht, zwischen Dreier- und Viererkette variiert und uns nicht reinkommen lassen. Wir wollten aber auch ein bisschen abwartend und auf Konter spielen.“ Die Eimsbütteler legten etwas mehr Spielkultur an den Tag und waren aktiver, wenn auch ohne Ertrag. „Wir waren etwas stärker. Hamm war sehr verhalten und stand tief. Ich habe natürlich auch am Personal gesehen, dass einige gute Spieler gefehlt haben. Dennoch hatten sie gute Leute auf dem Platz“, konstatierte Kocadal.

Haarsträubender Fehler bringt Hamm auf Verliererstraße

Tjorven Köhler (li.) eroberte erst gegen Boris Cordes den Ball und wurde dann von diesem zu Fall gebracht. Elfmeter! Foto: noveski.com

„In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt und hatten das Spiel dann komplett unter Kontrolle“, meinte Marschall. Doch bis zu eben jener 66. Minute, als Feldmer freistehend kläglich vergab, ging keinerlei Gefahr von den Gästen in einem überaus zähen und von zahlreichen Unzulänglichkeiten geprägten Spiel aus. „Und dann machen wir so einen Fehler“, haderte der HUFC-Übungsleiter mit Boris Cordes, der zunächst äußerst leichtfertig den Ball gegen Tjorven Köhler vertändelte und diesen dann auch noch ungestüm im eigenen Sechzehner zu Fall brachte. Den fälligen Strafstoß nagelte Erciyes Palo wuchtig unter die Latte - 1:0 (69.)!

Die Antwort der Gäste: Ein abgefälschter Schuss von Davidson Eden landete am Quergebälk (78.), ehe Kocadal einen Doppelwechsel vornahm, Raoul Bouveron und Arisch Butt in die Partie brachte. Keine vier Minuten später war es eben jener Butt, der in einer Kontersituation für Bouveron querlegte. Dieser schlug noch einen Haken und schoss dann ins lange Eck ein - 2:0 (86.)! „Ich freue mich mega über die Einwechselspieler, die in letzter Zeit - nicht auf die Namen bezogen - nicht die erhofften Impulse setzen konnten. Und vor allem auch für Raoul, dass er endlich wieder getroffen hat und die Seuche hoffentlich vom Fuß ist“, strahlte Kocadal.

Marschall fordert: "Müssen punkten!"

Den fälligen Strafstoß jagte Erciyes Palo wuchtig zur Führung unter die Latte. Foto: noveski.com

Als die Partie entschieden war und HEBC bereits einige Kräfte schonte, kam Hamm noch zu zwei guten Chancen. Erst parierte Nils Ahmann einen überlegten Schuss von Roberto d’Urso glänzend (90.). Dann blieb der aufgerückte Marco Panata am Pfosten hängen (90. +1). Doch insgesamt war das zu wenig! Nicht so aus der Sicht von Marschall, der der Meinung war: „Aufgrund der zweiten Halbzeit ist es sehr schade, dass wir hier nicht als Sieger vom Platz gegangen sind.“ Stattdessen rückte der HEBC durch den Erfolg bis auf einen Zähler an Hamm heran. „Das erste von drei Spielen, das wir gewinnen müssen, haben wir schon mal nicht gewonnen. Wir müssen punkten!“, forderte Marschall im Anschluss Siege bei TuRa und gegen Curslack.

"Überglücklich, wissen aber um die Brisanz der Situation"

Jubel bei den Hausherren, Frust bei Davinci Frantz (Mi.). Foto: noveski.com

Unterdessen freute sich sein Gegenüber über die „Bigpoints“, gestand aber auch ganz ehrlich: „Es hätte auch gut und gerne 2:2 ausgehen können. Ich habe der Mannschaft eben gesagt, dass das der erste dreckige Sieg war, den wir in dieser Saison eingefahren haben. Tatsächlich mal seit langem ein Spiel, wo ich nicht sagen kann, dass wir spielbestimmender waren oder mehr Torraumszenen hatten. Natürlich sind wir überglücklich über den Sieg, wissen aber trotzdem um die Brisanz der Situation, in der wir uns befinden. Umso wichtiger war es, dass wir hier gewonnen haben“, huschte „Berufs-Pessimist“ Kocadal zumindest ein kleines Lächeln übers Gesicht.

Autor: Dennis Kormanjos

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