Der Amateur-Blog
Krauses Kapitel: Schiri, der hat schon Gelb!
Mit seinem eigenen Blog "Krauses Kapitel: Schiri, der hat schon Gelb!" gibt Osdorf-Capitano Bennet Krause (re.) einen Einblick in das Leben eines Amateurfußballers. Foto: noveski.com
Blog 03: Eine Hommage für die „rote Asche“
Um 05:50 Uhr klingelte mich der Wecker aus dem Tiefschlaf. Ohne die Augen zu öffnen, tastete ich orientierungslos den Nachtschrank nach meinem Handy ab. Samstag stand auf dem Display. In knapp zwei Stunden wartet der Dozent mit dem Zweitversuch zum Thema Bilanzierung auf mich. Ich befand mich im Endspurt meines berufsbegleitenden Studiums und bekam beim Gedanken an steuerliche Gewinnermittlung einen Schweißausbruch. Zudem dröhnte mir der Kopf. Ich hasste mich dafür, es gestern nicht bei nur einem Bier belassen zu haben.
"Wenn der Zeugwart die Trikots in Gallseife einlegen musste, sind wir meistens als Sieger vom Platz gegangen", so Krause. Foto: Bode
Wer auf Asche grätscht, grätscht überall
Das legendäre Derby gegen den Wedeler TSV wird auch für Bennet Krause (li.) unvergessen bleiben. Foto: noveski.com
Zugegeben: Rund 20 Jahre Fußball auf Grand waren nicht immer das größte Vergnügen. Nach unzähligen Blutgrätschen könnte ich meine geschundenen Knie im Museum für Naturkatastrophen ausstellen. Auf Asche gewann seltener die Mannschaft, die den schöneren Fußball spielte, sondern häufig die Mannschaft, die mehr investierte. Wieviel du investiert hattest, zeigte dir nach Abpfiff der Wäschekorb in der Kabine. Wenn der Zeugwart die Trikots in Gallseife einlegen musste, sind wir meistens als Sieger vom Platz gegangen.
Auf dem damaligen Grandacker am Blomkamp kämpften beide Teams um jeden Zentimeter. Foto: noveski.com
Missen möchte ich die Zeit auf Grand jedoch nicht. Schließlich hat auch die rote Asche dazu beigetragen, mit dem TuS Osdorf von der Kreisklasse bis in die Oberliga zu marschieren. Die Anzahl der Grandplätze in Hamburg und Umgebung wurde von Jahr zu Jahr weniger. Irgendwann waren wir in der Staffel die einzige Mannschaft, die ihre Heimspiele überhaupt noch auf diesem Geläuf austrug. Für mich war es immer amüsant, wenn sich der Gegner bereits vor Anpfiff über die Platzverhältnisse auskotzte.
TuS-Captain Krause (Mi.) erzielte an jenem 27. März 2015 das zwischenzeitliche 2:4 - und leitete damit die unglaubliche Aufholjagd ein. Foto: noveski.com
Rafael Nadal gewann im letzten Jahr zum 13. Mal das Sandplatzturnier der French Open. 100 von 102 Spielen in Paris hat er gewonnen. Wer einmal ein Spiel live gesehen hat, der erkennt schnell, mit wieviel Leidenschaft man auf Sand spielen kann. Ich bekomme Gänsehaut, wenn Nadal in einen Angriffsball des Gegners reinrutscht und ihn mit einem Slice oder Lob so derart entschleunigt, dass er wieder mitten im Ballwechsel ist. Die French Open haben nichts mit Fußball zu tun. Weil mich die rote Asche aber an meine Kindheit erinnert und es sonst nirgendwo mehr Grandplätze zu bestaunen gibt, schaue ich so gerne zu. Rafael Nadal ist ohne Frage der beste Sandplatzspieler aller Zeiten. Jedes Mal, wenn er am Ende des Finals die Trophäe in die Höhe stemmt und sich die rote Asche im Pokal spiegelt, fasse ich mir an meine Knie und lächle mit schmerzverzerrtem Gesicht.