Landesliga Hansa

Kritischer Kainzberger: „Wenn’s nächste Woche losgeht, werden wir keine Hausnummer sein“

25. August 2020, 11:55 Uhr

Auch wenn es "das Allergrößte" sei, dass "wir endlich wieder Fußball spielen dürfen", wartet auf Condor-Coach Ralph Kainzberger noch viel Arbeit. Foto: Bode

Man sei „ein guter Sparringspartner für Harksheide“ gewesen, sagte Condor-Coach Ralph Kainzberger am vergangenen Sonntag nach dem Testspiel (1:2) seiner „Raubvögel“ beim Vize-Meister der Landesliga Hammonia. „Man hat bei uns gesehen, dass da eine Mannschaft auf dem Platz stand, die schon lange keinen Fußball mehr gespielt hat“, resümierte Kainzberger. Daran änderte auch die Tatsache, dass die Farmsener in diesem Sommer auf dem Spielermarkt sehr aktiv waren und den einen oder anderen höherklassig erfahrenen Akteur an Land gezogen haben, nichts. Vielmehr schien es so, als würde der SCC noch jede Menge Nachholbedarf haben – vor allem was den Fitnesszustand betrifft…

Michael Sara stand am Sonntag im Test bei TuRa Harksheide das erste Mal für den SC Condor auf dem Platz. Foto: Bode

Er war jahrelang absoluter Führungsspieler und Kapitän beim Meiendorfer SV – nun soll Michael Sara beim SC Condor eine „Leader“-Rolle einnehmen und dem Verein dabei helfen, wieder ein ernstes Wörtchen um den Oberliga-Aufstieg mitzusprechen. Doch der 29-Jährige habe bis dato „noch nicht einmal trainiert“, erklärte Kainzberger nach dem TuRa-Testkick. Und das, nachdem Sara den MSV im Winter verließ und seither pausierte. Eine Zeit, die dem Mittelfeldakteur, der während der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, deutlich anzumerken war. Der einstige Victorianer kam oft zu spät und war nicht der erwünschte Stabilisator. Doch damit war Sara ganz und gar nicht allein. Einige „Raubvögel“ flogen der Musik weit hinterher. Ein Faktor, an dem Kainzberger mit seinen Mannen nun intensiv arbeiten muss, um sie rechtzeitig in die Spur und wieder in Form zu bekommen, damit der SCC die erhoffte Hausnummer in der Landesliga Hansa wird. „Die Zeit bestimmt ja der Hamburger Fußball-Verband. Wenn der sagt, nächste Woche geht’s los, dann werden wir keine Hausnummer sein. Wenn man allerdings sagt, dass es in vier Wochen losgeht, dann bin ich guter Dinge, das wir es bis dahin schaffen, eine Einheit zu werden – und auch eine Hausnummer“, entgegnete der Übungsleiter, gestand aber auch: „Ob das dann zum Aufstieg reicht, das bezweifle ich aktuell.“

Blum sitzt in Russland fest - "Irgendwann wird er auftauchen"

Auf Andrej Blum muss man am Berner Heerweg noch warten. Der neue Torjäger sitzt aufgrund der Corona-Krise in Russland fest. Foto: Bode

Denn auch im Sturm drückt der Schuh. Von Top-Torjäger Andrej Blum, der wie Sara aus Meiendorf kam und ein wichtiger Baustein beim SCC werden sollte, fehlt derzeit jede Spur. „Letztendlich ist es so, dass wir keine leichte Zeit durchmachen. Corona findet auch in Russland statt – und da sitzt er fest. Irgendwann wird er aber wieder auftauchen.“ Bleibt nur die Frage, wann das der Fall sein wird. Und auch wenn einige der Neuzugänge noch nicht den Fitnessstand haben, sei er „bei den Verpflichtungen bester Dinge, weil man schon gute Ansätze gesehen hat“. Letzten Endes sei es zunächst einmal sowieso „ein Zubrot für alle, weil wir uns sehr darüber gefreut haben, endlich wieder Fußball zu spielen“. Man wolle so schnell wie möglich „wieder in die Normalität reinkommen, denn wir haben erst vor zwei Wochen so richtig angefangen“, gab Kainzberger zu Protokoll.

"Man darf nicht vergessen, dass die Zeit viele Spuren hinterlassen hat"

Aktuell sei man "keine Hausnummer", aber Ralph Kainzberger ist optimistisch, dass er sein Team rechtzeitig in Form bekommt. Foto: Bode

Von einem etwaigen Aufstieg zu sprechen, verbietet sich für Kainzberger jedenfalls – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt. „Meine konkrete Zielsetzung ist auf jeden Fall, im Vergleich zum letzten Jahr besser zu werden, erfolgreichen Fußball zu spielen, nicht so Fahrstuhl-mäßig unterwegs zu sein wie vergangene Saison – und unterm Strich wäre es nett, wenn wir unter die ‚Top Drei‘ kommen. Aber man darf eben nicht vergessen, dass die Zeit viele Spuren hinterlassen hat.“ Wunden, die es zunächst einmal zu lecken gilt. „Wir wollen natürlich oben mitspielen – aber ob’s für ganz oben reicht, das muss man sehen“, gib sich Kainzberger verhalten – und sieht einige Konkurrenten: „Spieltechnisch und fußballerisch muss man den ASV Hamburg wieder auf dem Zettel haben. Die haben sich personell verstärkt und ein neues Trainerteam. Düneberg hat absolute Hausnummern dazu bekommen. Ich weiß nicht, wie deren Anspruch ist – aber mit den Krachern kannst du die Großen immer ärgern und oben mitspielen. Von der Mentalität muss man auch Oststeinbek auf dem Zettel haben. Viele sehen das eventuell nicht so, aber Simon Gottschling ist ein positiv Verrückter und wird die Mannschaft so sehr motivieren, weil er auch nicht um die Goldene Ananas spielen will. Und natürlich zählt Türkiye dazu. Man muss gucken, wie die Rahmenbedingungen dort sind. Aber das ist auch ein Favorit. Und dann gibt es immer noch die eine oder andere Überraschungsmannschaft“, sieht der Condor-Coach jedenfalls einige Widersacher auf dem Weg nach ganz oben.

Autor: Dennis Kormanjos