„Legendäres Spiel!“ – Süderelbe lässt Vicky nach 1:3 alt aussehen!

Ebbers: „Was ist denn hier los?“

23. Mai 2015, 03:00 Uhr

Der FC Süderelbe krönt sein Fußballjahr mit dem sechsten Heimsieg am Stück und feiert zum Abschluss eine irre Aufholjagd gegen den SC Victoria. Foto: noveski.com!

„Es klingt banal und pervers, aber zum Glück gewinnen wir in diesem Jahr nicht den Pokal. Dann hätte ich aufhören müssen, weil mehr ist nun wirklich nicht drin! Was hätten wir denn dann besser machen können?“ Vor Jean-Pierre Richter und seinem FC Süderelbe kann man nur den Hut ziehen! Als Aufsteiger schließt man die Rückserie in der Hamburger Belletage als viertbestes Team ab – noch vor solch renommierten Clubs wie Altona 93, Buchholz 08 oder Condor. Den krönenden Abschluss dieser Saison lieferten die „Kiesbargler“ vor annähernd 600 Zuschauern gegen Titel-Anwärter SC Victoria. Nach einem 1:3-Rückstand setzte wohl nicht mal der kühnste Optimist auch nur noch einen Pfifferling auf den FCS – zu Unrecht! Süderelbe drehte das Match gegen den Regionalliga-Absteiger auf den Kopf, siegte 4:3 und verwandelte den Kiesbarg in ein Tollhaus!

Der FCS kam in den ersten zehn Minuten gut ins Spiel, schaltete über Boris Shtarbev schnell in die Offensive um. Der Qualitätsunterschied in Hälfte eins bestand einzig im Torabschluss, wo Vicky zielstrebiger und konsequenter agierte. Nach Edeling-Flanke von links verwandelte Marius Ebbers per Direktabnahme zur Gäste-Führung (25.)! Der Traum von der Meisterschaft lebte zu jenem Zeitpunkt noch, da BU bis dato die Null in Dassendorf hielt. Und Victoria baute den Vorsprung aus: nach einer Ecke von Sergej Schulz schädelte Alexandros Tanidis zum 2:0 ein (36.)! Doch Süderelbe spielte munter mit, bekam nach Foulspiel von Jerry Sampaney an Boris Shtarbev einen Elfmeter zugesprochen, den Felix Schuhmann trocken einschoss (40.)! „Der Anschlusstreffer vor der Pause war enorm wichtig für uns, um zu zeigen, dass wir noch nicht tot sind“, befand auch Richter, dessen Truppe kurz nach Wiederanpfiff die unglaubliche Lufthoheit eines Ex-Profis zu spüren bekam: wieder setzte Edeling den ehemaligen St. Paulianer Ebbers in Szene, der den alten Abstand mit einem „brutalen Kopfball in einer ganz anderen Etage“, wie Richter konstatierte, wieder herstellte (58.)!

Sampaney fliegt, Vicky wird degradiert

Der Drops schien gelutscht, das Spiel entschieden. Vickys Titel-Kontrahent Dassendorf führte zu jenem Zeitpunkt bereits 2:0 gegen BU, ließ wenig später sogar den dritten Treffer folgen. Die Hoffnung, dass Pokalfinalist Barmbek-Uhlenhorst den „Wendelweglern“ mindestens einen Punkt abknüpfen könnte, waren spätestens jetzt dahin. Ob das auch mit dem folgenden Auftreten zu tun hatte, sei mal dahin gestellt. Vor allem aber würde es dem nun furiosen Comeback des Liga-Neulings nicht gerecht werden! Sampaney, der eine unglückliche Figur abgab, kassierte seinen zweiten gelben Karton und musste vorzeitig zum Duschen (63.)! Binnen neun Zeigerumdrehungen machte Süderelbe aus dem 1:3 ein 4:3!

Süderelber Dreierpack binnen neun Minuten

Zunächst nickte Yannick Petzschke einen abgeblockten Tüter-Freistoß aus fünf Meter über die Linie (73.)! Dann verpasste ausgerechnet Marcel Rodrigues, der sein letztes Spiel für den FCS absolvierte und sich nun dem SC Victoria anschließen wird, seinem neuen Club den nächsten herben Dämpfer, als er am gegnerischen Sechzehner frei gespielt wurde und ins lange Eck einschweißte (80.)! „Was ist denn jetzt hier los?“, fragte sich nicht nur Ebbers. Und Rodrigues? „Ein herausragender Fußballer, wahrscheinlich einer der besten, den wir in den letzten Jahren in Süderelbe hatten, macht nochmal ein wichtiges Tor und verabschiedet sich so. Das ist natürlich grandios.“

„Ein legendäres Spiel, hätte man sich nicht erträumen können“

Doch die Richter-Schützlinge hatten noch einen auf Lager. Shtarbev auf Tüter – 4:3 (83.). Unglaublich! „Die letzte halbe Stunde spiegelt den FC Süderelbe 2015 wieder. Tempo-Fußball, Dynamik, Abschlüsse, wovon wir reichlich kreiert haben. Das war sensationell!“, jubelte „JPR“, der anfügte: „Ich war ja schon letzte Woche unglaublich stolz auf die Jungs, als wir uns für das 1:5 im Hinspiel bei BU revanchiert haben. Und heute haust du den Regio-Absteiger, den Vize-Meister nach 1:3-Rückstand mit 4:3 weg. Ich glaube, unsere Mannschaft kann man einfach nicht tot kriegen. Das war wirklich ein legendäres Spiel – mehr als man sich je hätte erträumen können! So ein Erlebnis schweißt auf Jahre zusammen. Die Mannschaft hat einen unbändigen Willen und eine unglaubliche Leidenschaft. Es ist auch bemerkenswert, wie sie das Pokal-Aus weg gesteckt hat. Der heutige Sieg war das i-Tüpfelchen auf dieses Kalenderjahr!“ Abschließend richtete Richter noch „Glückwünsche an Dassendorf und Jan Schönteich, die haben es wirklich verdient!“