Oberliga

Mattia macht's möglich: Tornesch muss die Hosen runter lassen, weil Maggio „da steht, wo er stehen darf“

19. September 2020, 18:03 Uhr

Der entscheidende Mann: Mattia Maggio (re.) lässt sich von Sven Möller (Nummer sieben) und Kerim Carolus (li.) beglückwünschen. Foto: KBS-Picture.de

Auf einmal war sie da. Die Rede ist von der Tüte in Händen der Verantwortlichen der TuS Dassendorf, die geraume Zeit vorm Anpfiff den Eingang des Stadions am Wendelweg passierte. Kaum war sie in der Nähe des Spielfelds angekommen, da wanderte sie flugs zu Thorben Reibe, dem Coach des FC Union Tornesch. Der Hintergrund: Weil Referee Gerrit Breetholt (GW Eimsbüttel) die Spielkleidung der beiden Mannschaften einen Tick zu identisch war, mussten neue Hosen für die Gäste her. Die wurden schließlich gefunden – und zwar in Form des eigentlichen Beinkleids der Dassendorfer „Zweiten“, welches Reibe schließlich in der Tüte in Richtung Kabine schleppte. Aporpos Tüte: Zwischenzeitlich sah es in den 90 Minuten so aus, als würde das Spiel für die gastgebende TuS in die Hose gehen und Tornesch einen „Dreier“ eintüten.

Doch der Gast hatte nach der weiten Anreise, dem Hosen-Gate und dem Führungstreffer durch Fabian Knottnerus aus der 43. Minute die Rechnung ohne Len Aike Strömer und Mattia Maggio gemacht. Denn die beiden waren letztlich das Duo, das die TuS aus dem Rückstand retten und für den dreifachen Punktgewinn der Hausherren zu Saisonbeginn sorgen sollte. Zwei Mal flankte Strömer von der linken Seite, zwei Mal versenkte Maggio in der Mitte (66., 79. – siehe Live-Ticker). „Ich habe mich irgendwann dabei erwischt, darüber nachzudenken, ob es so clever war, euch die Hosen zu geben“, sagte TuS-Sportchef Jan Schönteich nach dem Spielschluss in Richtung Reibe und schob hinterher: „Aber es ist für uns  ja nochmal gut gegangen.“ Reibe lächelte etwas gequält in dieser Sekunde. Keine Frage: Er hätte gerne etwas Zählbares aus Dassendorf mitgenommen.

Reibe: „Man kann fast ein enttäuscht sein, dass wir die guten Momenten nicht noch mehr genutzt haben“

Tragende Aufgabe: Tornesch-Trainer Thorben Reibe mit der Tüte, in der die Hosen der Dassendorf-Reserve als Ersatz-Beinlleid für Union herbeigeschafft wurden. Foto: KBS-Picture.de

„Wir können uns alle glücklich schätzen, dass wir wieder spielen dürfen. Nach gefühlt 15 Wochen Vorbereitung, in der wir nicht wussten, ob und wann es losgeht, war das wirklich gut von uns. Wir haben genau das, was wir uns vorgenommen hatten, auch umgesetzt. Wir wollten in der eigenen Hälfte aggressiv und bissig sein und unsere Umschalt-Momente bekommen. Man kann fast ein bisschen enttäuscht sein, dass wir diese guten Momenten nicht noch mehr genutzt haben“, stellte der Tornesch-Trainer in seiner Spielanalyse fest und fügte hinzu: „Wir haben zwei oder drei Mal die falschen Entcheidungen getroffen. Mit einem 2:0 hätten wir vielleicht noch einmal die zweite Luft bekommen, aber so waren wir ab der 70. Minite stehend K.O. Wir haben leider zu viele verletzte Spieler, so dass ich nicht mehr so nachlegen konnte, wie ich gewollt hätte. Deswegen haben wir ein bisschen die Kontrolle verloren“ Dennoch, so Reibe weiter, „kann ich meiner Mannschaft aber insgesamt ein Riesenkompliment machen, dass sie großartig geackert hat.“ Und auch von Jean-Pierre Richter gab es lobende Worte in Richtung Union.

Richter: „Tornesch war unbequem, bissig und immer dran – sie haben uns das Leben schwer gemacht“

Da jubelten die Gäste noch: Fabian Knottnerus (vo.) nach dem Führungstreffer für Tornesch, TuS-Keeper Julian Barkmann kniet geschlagen am Boden. Foto: KBS-Picture.de

„Tornesch war unbequem, bissig und immer dran. Sie haben uns das Leben schwer gemacht. Nach dem Testspielerfolg gegen Lüneburg in der vergangenen Woche („Dasse“ besiegte Regionalligist LSK mit 7:2, Anm. d. Red.) war es nicht einfach für uns. Wir hatten in der ersten Hälfte, als der Gegner noch Spielkultur hatte, ehe er nach der Pause müde wurde, noch Defizite. Aber wie schon im vergangenen Jahr, als wir nach einem 0:0 zur Pause gegen Union mit 3:0 gewonnen haben, hatten wir hinten raus die Geduld und Qualität, uns zu steigern“, befand der Coach der Dassendorfer. „Das ist ein stückweit eine Frage der Mentalität und Bereitschaft, einen Schritt mehr zu machen, um sich zu belohnen. Aber es ist schon komisch, dass ausgerechnet wieder die schwierigen Chancen zum Sieg führen. Das Glück war auf unserer Seite und letztlich haben wir das Ziel, drei Punkte zu holen, erreicht. Das war das Wchtigste“, so „JPR“, der arrivierte Kräfte wie Amando Aust, Marcel Lenz oder Sven Möller, der erst zur zweiten Hälfte ins Spiel kam, (zunächst) auf die Bank gesetzt hatte und auch Maggio die Stange hielt, obwohl dieser lange glücklos agierte. „Er hatte eine Zeit lang nicht die glücklichen Momente für sich, aber er war fleißig und hat viele Wege gemacht. Weil er diese Wege gemacht hat, stand er in den entscheidenden Momenten da, wo er stehen darf“, konstatierte Richter mit Blick auf die beiden Momente, die Tornesch die Hosen auszogen, sprich die Punkte entrissen.

Schönteich: „Von den 500 Ideen, die man hätte haben können, ist die jetzige nicht unter den Top 498“

Dassendorfs Offensiv-Neuzgang Marvin Möller (re.) – hier gegen Philipp Kuschla (li.) und Jari Maack – hatte kein Glück im Abschluss. Foto: KBS-Picture.de

Eines übrigens vermochte Thorben Reibe nach dem Abpfiff nicht zu sagen: „Man weiß nicht, ob man sich darüber ärgern soll, dass man hier nichts geholt hat – weil es derzeit ja so ist, dass die Punkte nachher nicht mitgenommen werden. Diese Entscheidung des Verbandes ist ein riesiger Witz aus meiner Sicht. Ich hoffe, dass die Initiative, die sich gegründet hat und das ändern will, gehört wird, damit wir nicht nur Freundschaftsspiele haben. So macht das meiner Meinung nach keinen Sinn.“ Für seine Elf, so der Union-Übungsleiter, habe er das Ziel ausgegeben, „einen Platz unter den ersten Acht anzupeilen. Das wird aber verdammt schwer, weil da verdammt gute Mannschaften mit dabei sind. Aber man muss das so ausrufen, weil man ja ansonsten völlig ohne Ziel spielt – und das wäre einfach völliger Quatsch.“ Apropos (Nicht-)Mitnahme der Punkte nach der einfachen Hinrunde: Dazu hat auch Jan Schönteich eine ganz klare Meinung. „Wer auch immer sich das ausgedacht hat: Von den 500 Ideen, die man hätte haben können, ist die jetzige nicht unter den Top 498. Wir drücken die Daumen, dass sich da noch etwas ändert und dass es mit den Spielen so weitergeht, wie bisher“, sagte der TuS-Sportchef, der allerdings „nach der gestrigen Corona-Ansage in Osdorf ehrlich gesagt nicht daran glaubt, dass alles so reibungslos funktioniert.“    

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