Meister der Kreisklasse 12 - das wird dreimal gefeiert!

„Wir haben uns das einfach mal gegönnt"

20. Juni 2016, 14:41 Uhr

Das Meisterteam des FC St. Pauli IV vor dem Bunker am Heiliggeistfeld. Foto: FC St. Pauli IV

Einmal ordentlich feiern kann jeder! Aber sich eine Meistersause auf drei große Events aufzuteilen, das gelang der Mannschaft des FC St. Pauli IV, die sich die Krone in der Kreisklasse 12 aufsetzte. „Wenn es mal was zu feiern gibt, sollte man es auch genießen“, sagt Trainer Benjamin Ledig, der sich nun Meistertrainer nennen darf, aber in Zukunft wieder als Spieler auf und nicht mehr neben dem Platz hin und her rennen wird. Angefangen mit einem Sektfrühstück über eine Fete am und im Millerntor-Stadion - ehe ein „freundlicher Rausschmiss“ folgte - bis hin zu einer Kanufahrt: es war alles dabei. Die Freude stieg auch deshalb ins Unermessliche, da es das Team schaffte, als Meister aufzusteigen und nicht nur als "Vize", wie in der Vergangenheit.

Es gibt nicht wenige Vereine, die ihre Meisterfeier ausgiebig nach dem letzten Spieltag vonstattengehen lassen und bis spät in die Nacht zelebrieren. Doch der neue Titelträger aus der Kreisklasse 12 teilte sich seine Freude auf mehrere Tage auf. Denn bevor die letzte Partie des FC St. Pauli IV ausgetragen wurde, verfolgte ein großer Teil des Teams von Trainer Benjamin Ledig die Begegnung des Verfolgers HUFC III - bei Eintracht Fuhlsbüttel zu Gast - am gemeinsamen Frühstückstisch über das Internet. „Wir hätten uns das Spiel auch gerne vor Ort angeschaut, aber das geht bekanntlich leider nicht. Also trafen wir uns an dem Morgen zum Frühstück und warteten zusammen darauf, dass das Ergebnis auf dem Monitor zu sehen ist“, erinnert sich Ledig. „Als feststand, dass Hamm verloren hat und wir Meister sind, haben wir sogar den Sekt rausgeholt, was für uns sehr untypisch ist, da wir eigentlich alles Biertrinker sind“, so der Coach, der sich ein Schmunzeln darüber nicht verkneifen konnte. Seine Mannen selbst bestritten an diesem vorletzten Spieltag keine Begegnung, so dass sie bis zum Sonntag des Folgewochenendes warten mussten, um sich mit einem stattlichen 9:2-Heimsieg gegen den FTSV Lorbeer-Rothenburgsort II beachtlich aus der Kreisklasse zu verabschieden.

„Wir schlugen mit dem Feiern wohl etwas über die Strenge"

Auch im Millerntorstadion wurde gefeiert, bis die Meisterkicker freundlich gebeten wurden, den Innenraum zu verlassen. Foto: FC St. Pauli IV

Nach Abpfiff des letzten Spiels sreiften sich die Mannen vom Heiligengeistfeld selbstverständlich auch ihre Meistershirts über, die sogar aus eigener Produktion stammten, denn: „Ein Spieler von uns ist im Besitz einer eigenen Beflockungspresse, so dass wir unsere Shirts wirklich selbst gemacht haben und nicht in Auftrag geben mussten. Außerdem wollten wir mal etwas anderes als braune Shirts, deshalb entschieden wir uns für weiße. Nur, ob das am Ende so eine gute Idee war, weiß ich nicht so genau“, resümiert Ledig. Denn natürlich fand an diesem Tag der zweite Teil der Meisterfeier statt. Unter der Nordtribüne des Millerntors begann eine eigens organisierte Grillfeier, der zudem Spielerfrauen und weitere Zuschauer beiwohnten. Ledig: „Die Tribüne des Stadions steht ja noch nicht lange. Und wir haben da unter der Nordtribüne ganz neue Räume für uns. Es war richtig schön, dort zu feiern und die Atmosphäre war auch einfach toll!“

Zeitgleich fand im Stadion der Zweitliga-Truppe ein Fanclubturnier statt, weshalb sich die frischgebackenen Meister der Kreisklasse 12 entschieden, durch einen Seiteneingang in das Rund des Millerntors zu gelangen und auf der Tribüne ein wenig weiter zu feiern. Mit Banner, Bier und Schlachtrufen taten sie auch dort ihre Freude über den Saisonerfolg kund. Dank des Turniers war die gegenüberliegende Südtribüne und die Haupttribüne relativ gut gefüllt, weshalb es sich für die Kicker lohnte, einige Wechselgesänge anzustimmen. Nur irgendwann wurde es den Verantwortlichen der Veranstaltung etwas zu bunt. „Für die Freundinnen und Frauen war es auch mal ganz schön, in das Stadion zu kommen, wenn kein Bundesligaspiel stattfindet. Deshalb haben wir das einfach mal ausgenutzt und sind auf die Tribüne im Inneren gezogen. Nur irgendwann wurden wir freundlich vom Stadionsprecher gebeten, doch bitte den Innenraum wieder zu verlassen, weil wir wohl mit dem Feiern etwas über die Strenge geschlagen haben“, erzählt Ledig mit einem Lachen. Das trübte jedoch keinesfalls die Stimmung seiner Truppe, die noch bis in die späten Abendstunden ihre Jubelarien unter der neuen Nordtribüne fortsetzte. „Die meisten haben sich für den Montag frei genommen, so dass wir unsere Fete wirklich ausgelassen bis in die Nacht fortsetzen konnten.“

„Wir haben uns das einfach mal gegönnt!"

Im Siegerkreis erfolgte eine Ehrung durch den Kassenwart der Amateurfussballabteilung, Florian Ernst. Foto: FC St. Pauli

Doch das war noch nicht alles. Denn eine Woche später trafen sich die Erfolgs-Schützlinge wieder, um den erreichten Titel mit Part drei der Festlichkeiten abzuschließen. Bei einer Kanufahrt und viel Freude setzte man den Schlusspunkt des Feier-Hattricks. „Wir haben uns das schön aufgeteilt und einfach mal gegönnt. Denn wenn es mal was zu feiern gibt, sollte man es auch genießen“, stellt Ledig fest, der in Zukunft auch nochmal selbst seine Buffer für das Team schnüren möchte.

Zu Saisonbeginn übernahm er das Amt des Übungsleiters, als der vorherige Coach Benjamin Meyer nach nur ein paar Partien kurzfristig beruflich nach Berlin zog und Ledig sich bereit erklärte, als sofortige Lösung zur Verfügung zu stehen, wie er selbst erzählt. „Ich bin dann als eine Art Interimslösung eingesprungen, was sich aber bis zum Saisonende gefestigt hat. Nur merkte ich an der Seitenlinie, dass ich gerne selbst noch spielen möchte und deshalb bin ich mir auch mit dem Verein einig geworden, dass ich zur kommenden Spielzeit nicht mehr als Coach, sondern nur noch als Spieler zur Verfügung stehe.“ Ein neuer Chefcoach wurde in Walter Bähr bereits gefunden, mit dem man sich schnell einig wurde, auch wenn er die letzten Jahre eher im Triathlon aktiv war. Doch Bähr kommt aus dem Verein, spielte vor einigen Jahren selbst in den Amateurmannschaften des FC St. Pauli. „Wir haben ein Inserat geschaltet, woraufhin sich mehrere Trainer gemeldet haben. Aber bei Walter hat es am besten gepasst. Er bringt durch seine Vergangenheit noch so ein bisschen den Stallgeruch des Vereins mit, was natürlich zusätzlich positiv ist. Denn der FC. St. Pauli verkörpert gewisse Werte, die man auch gerne auf der Trainerbank hat. Deshalb hat es einfach gut gepasst“, erklärt Ledig.

Was die Teilnahme an der Kreisliga angeht, da wird es auf jeden Fall spannend, wie sich die Vierte der Millerntorkicker schlagen wird. Denn in der Staffel 2 warten Gegner, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. „Wir wollen einfach nur versuchen, die Klasse zu halten. Denn ich weiß nicht, ob man es Glück nennen kann, dass wir unter anderem den HFC Falke und die Erste des VfL 93 in die Staffel bekommen haben. Dann sind da auch noch Teams wie die Zweite von Hammonia oder die Dritte von Germania Schnelsen, die auch nur knapp am Aufstieg vorbei geschrammt sind. Deshalb wird es auf jeden Fall eine sehr starke Staffel. Aber dennoch wollen wir weiter unser offensives Spiel beibehalten und durchziehen“, so Ledig. Doch bei einer Mannschaft, die sich so bedacht ihre Feierlichkeiten aufteilen kann, braucht man wohl auch keine Sorgen zu haben, dass sie unüberlegt in die Spiele geht...

Autor: Mathias Merk