Oberliga

Mit 23 Jahren ein „alter Hase“ – Felix Spranger über das „Einzigartige“ am TuS

25. November 2020, 14:08 Uhr

Mit seinen 23 Jahren ist Felix Spranger (re.) längst eine feste Größe beim TuS Osdorf und in der Oberliga. Foto: KBS-Picture.de

Am 18. Juli ist er 23 Jahre jung geworden – und trotzdem schon so etwas wie ein „alter Hase“ im Amateurfußball. Denn seit seinem ersten Herrenjahr ist er unumstrittener Stammspieler beim TuS Osdorf, absoluter Dauerbrenner am Blomkamp und bereits nach seiner ersten Saison zum dritten Kapitän der Mannschaft aufgestiegen. Nach dem bis dato größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Aufstieg in die Hamburger Fußball-Beletage, stieß er im Sommer 2016 aus der A-Jugend von Eintracht Norderstedt zum TuS – und absolvierte bis zum heutigen Tag bereits sage und schreibe 110 Oberliga-Spiele. Und das mit wohlgemerkt gerade einmal 23 Jahren. Er widerstand etlichen Lockrufen und ist zu einem der Führungsspieler bei der Obloch-Eleven herangereift. Die Rede ist von Felix Spranger!

Sage und schreibe 110 Oberliga-Spiele hat Spranger (re.) in nicht mal viereinhalb Jahren und trotz Corona-Unterbrechung bereits auf dem Buckel. Foto: KBS-Picture.de

Dass zu den 110 Oberliga-Einsätzen in den vergangenen Wochen und Monaten nicht noch deutlich mehr Spiele hinzugekommen sind, hängt mit dem augenblicklich vorherrschenden „Lockdown“ zusammen. „Die Corona-Situation schränkt uns alle extrem ein“, bedauert auch Spranger, dass sämtliche Amateurfußballer zum Zuschauen verdammt sind. „Es ist natürlich schade, dass wir momentan so gut wie nichts machen können. Aber ich hoffe, dass sich alle an die neuen Beschränkungen halten und wir bald wieder auf dem Platz stehen dürfen“, blickt er positiv nach vorne. Als Mannschaft würde man sich mit Trainingseinheiten über „Zoom“ fit halten und somit auch regelmäßig im Austausch stehen. Er selbst gehe noch Laufen, um sich in Form zu halten, so Spranger. Den TuS Osdorf hat es in Sachen Corona bisher besonders hart getroffen. Zwei positive Fälle in der Mannschaft sorgten für Spielverlegungen. „Wir Spieler sind damit sehr gelassen umgegangen“, beschwichtigt Spranger jedoch. „Wir haben uns alle natürlich sofort in Quarantäne begeben und testen lassen. Zum Glück waren alle weiteren Testergebnisse negativ.“

"Bin nicht direkt zur erstbesten Mannschaft gewechselt"

Zu den 110 Einsätzen kommen bei Spranger (re.) als Defensivakteur neun Tore. Foto: KBS-Picture.de

Überaus positiv ist hingegen der Verlauf seiner bisherigen Laufbahn. „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich in meinem Alter schon so viele Einsätze absolvieren durfte“, sieht er das ihm entgegengebrachte Vertrauen keineswegs als selbstverständlich an. Dennoch wusste er genau, worauf er sich eingelassen habe – denn: „Ich bin aus der Jugend nicht direkt zur erstbesten Mannschaft in der Oberliga gewechselt, sondern habe mir angeschaut, wo ich am meisten Spielzeit sammeln kann. Da war Osdorf eine super Adresse.“ Allerdings betont Spranger auch: „Ich hatte etwas ‚Glück‘, dass ich durch die schwere Verletzung von Felix Schlumbohm auf dessen linker Abwehrseite eingesetzt wurde.“

"Fühle mich innen ein bisschen wohler als außen"

Er sei sehr dem Verein "sehr dankbar, die Chance bekommen zu haben, in der Oberliga Fuß zu fassen", so Spranger. Foto: KBS-Picture.de

Mittlerweile hat sich der „Linksfuß“ aber festgespielt und ist aus der Mannschaft gar nicht mehr wegzudenken – wenn auch in neuer Rolle. Denn: Aus dem Links- ist inzwischen ein Innenverteidiger in der Dreierkette geworden. „Die Position auf der linken Seite hat mir schon sehr gut gefallen, aber die momentane Position finde ich noch etwas attraktiver. Während meiner Jugendzeit beim ETV, Concordia und Norderstedt habe ich auch schon auf der Innenverteidiger-Position gespielt, deshalb ist das nichts Neues für mich. Ich fühle mich innen auch ein bisschen wohler als außen, weil ich da mehr am Aufbauspiel teilnehmen kann“, gesteht er.

"Ich bin dem Club sehr dankbar, die Chance bekommen zu haben"

Obwohl er mit seinen gerade mal 23 Lenzen noch immer zur jüngeren Garde in der ohnehin schon stark verjüngten Osdorfer Mannschaft gehört, zählt er sich selbst bereits „zu einem der erfahrenen Spieler“, wie er sagt. „Auch dadurch, dass ich schon in meinem fünften Jahr bei Osdorf bin und die Verjüngung des Teams einen weiteren Teil dazu beiträgt.“ Dass er seinem TuS Osdorf bis dato stets die Treue gehalten hat, trotz anderweitiger Avancen und finanzstarker Lockrufen, hänge auch mit seiner Dankbarkeit dem Verein gegenüber zusammen. „Ich fühle mich in Osdorf unfassbar wohl und wurde damals perfekt aufgenommen. Ich bin dem Club sehr dankbar, die Chance bekommen zu haben, in der Oberliga Fuß zu fassen, was bekanntlich auch super geklappt hat. Von daher war die ‚Notwendigkeit‘, zu wechseln, in den letzten Jahren nie so groß, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Außerdem ist es sehr schwer, seine große Familie einfach so zu verlassen“, untermauert Spranger den Teamspirit und das besondere Flair am Blomkamp. Doch was genau zeichnet den Club so sehr aus? „Auf jeden Fall der familiäre Umgang im ganzen Verein! Die Fans sind einzigartig in Hamburg. Und natürlich auch der Blomkamp.“

"Ich denke, dass ich die 300er-Marke anpeilen kann"

In seinen viereinhalb Oberliga-Jahren hat es Spranger (li.) auch mit dem einen oder anderen Ex-Profi aufgenommen - wie hier mit Marcel von Walsleben-Schied. Foto: KBS-Picture.de

Gemeinsam gehe man durch dick und dünn – und meistere auch schwierige Phasen, wie im Augenblick. Und damit ist nicht nur die aktuelle Corona-Situation gemeint, sondern auch und vor allem der bis dahin sehr holprige Saisonstart. Nach vier Niederlagen zu Beginn gelang gegen Tornesch (4:1) so etwas wie der Befreiungsschlag. „Wir sind in den ersten Spielen nicht richtig in Tritt gekommen und haben auch dumme Niederlagen hinnehmen müssen. Aber man hat innerhalb einer Saison immer wieder eine Phase, wo es nicht so läuft, wie man sich das vorstellt oder wünscht“, weiß Spranger, wovon er spricht – schließlich blieb Osdorf nach dem Auftaktsieg im Vorjahr beim heutigen Regionalligisten Teutonia 05 (2:1) in den darauffolgenden acht Begegnungen ohne Sieg und verlor fünf dieser Partien. Auch deshalb meint Spranger: „Wir sollten jetzt eher in die Zukunft schauen – und nicht mehr zurück.“ 


Apropos Zukunft: Diese dürfte für Felix Spranger noch jede Menge bereithalten. „Da sollen sicherlich noch einige Spiele mehr dazu kommen! Es ist zwar sehr schwierig zu sagen, aber mit nun schon 110 Spielen in knapp vier Jahren, denke ich, dass ich die 300er-Marke schon anpeilen kann“, verrät er abschließend mit einem leichten Schmunzeln.

Autor: Dennis Kormanjos