Oberliga

„Mit breiter Brust in die zwei Topspiele!“

24. Februar 2020, 12:27 Uhr

Freudige Barmbeker auf der einen, bedröppelte Bramfelder auf der anderen Seite. Foto: Kruber

Keine 180 Sekunden waren an der Dieselstraße gespielt, als Raoul Bouveron den krassen Außenseiter aus Bramfeld nach einer mustergültigen Vorlage von Robin Polzin per Kopf in Führung brachte. Sollte sich in Barmbek etwa eine faustdicke Überraschung anbahnen? Sollte das Tabellen-Schlusslicht bei BU tatsächlich etwas Zählbares mitnehmen? „Wir haben das Spiel nicht auf die leichte Schulter genommen. Auch wenn Bramfeld erst zehn Punkte hat, wussten wir, dass sie während der Saison schon viele gute Spiele gemacht haben – allerdings ohne Ertrag“, zollte BU-Trainer Marco Stier dem Kontrahenten großen Respekt. Dennoch hieß es aus Sicht des Tabellendritten früh 0:1. „Sie sind einmal vors Tor gekommen – und haben das Tor gemacht.“ Aber: „Wir haben direkt nach dem Anstoß gekontert“, rückte der HSV Barmbek-Uhlenhorst die Kräfteverhältnisse schnell wieder zurecht.

BSV-Schlussmann Steven Pagenkop (re.) bewahrte das Oberliga-Schlusslicht vor einer noch deutlicheren Niederlage. Foto: Kruber

Fatih Umurhan setzte Elias Saad in Szene – und dieser schweißte im Gegenzug aus 16 Metern prompt zum Ausgleich ein. „Uns ist natürlich entgegen gekommen, dass Bramfeld uns vorne angelaufen hat. Sie haben sehr mutig gespielt, aber da wir eine sehr spielstarke Mannschaft sind, haben sich uns gute Räume geboten, wenn wir das Pressing überspielt haben – was wir oft sehr gut gemacht haben“, befand Stier. Allerdings habe man die vorhandenen Räume „nicht optimal genutzt“ und „viele Kontermöglichkeiten nicht zu Ende gespielt oder die Chancen kläglich vergeben“, so Stier, der zudem den starken Bramfelder Rückhalt, Steven Pagenkop, hervorhob. „Er hat einen sehr guten Tag erwischt und viele Bälle gut gehalten.“ Chancenlos war Pagenkop jedoch beim 1:2-Rückstand nach einer Viertelstunde, als Narek Abrahamyan uneigennützig nochmal für Tim Jeske querlegte (15.).

"Wir haben den Gegner komplett eingeschnürt"

Im Duell um den Ball: Bramfelds Christopher Skalnik (li.) vs. Abdel Hathat. Foto: Kruber

In der Nachspielzeit schwammen dem BSV die Felle endgültig davon: Nazif Dowou legte Abdel Hathat am eigenen Sechzehner – wohl als letzter Mann. Die Konsequenz: Rot für den Bramfelder Verteidiger (45. +1). Die Folge: „Wir sind sehr, sehr gut aus der Halbzeit gekommen, haben den Gegner komplett eingeschnürt und gar nicht mehr zur Entfaltung kommen lassen“, sah Stier nun einen überaus dominanten Auftritt seiner Schützlinge – und zwei schnelle Treffer. Erst war es Yannik Lux, der in Folge eines zunächst noch abgewehrten Eckballs per Direktabnahme auf 3:1 stellte (51.), ehe Hathat per Volleyschuss wohl endgültig alles klar machte (53.). Kurz darauf erhöhte Abrahamyan in Folge „eines richtig geilen Spielzugs“, so Stier, sogar noch auf 5:1 (61.). Nachdem Jonas Kastl wenige Augenblicke vor Ende auch noch die Ampelkarte sah (88.), musste der BSV die Partie zu neunt beenden.

Blohm-Schock und Höcker-Verletzung

Bramfelder Verärgerung nach der Roten Karte gegen Nazif Dowou (re.). Foto: Kruber

„Meinen höchsten Respekt vor Bramfeld – aber wir müssen noch vier, fünf oder auch sechs Tore mehr schießen. Leider haben wir sehr viel verballert – und der Torwart von Bramfeld hatte einen sehr guten Tag“, bilanzierte der BU-Dompteur, der von einem „souveränen Sieg“ sprach – und meinte: „Jetzt gehen wir mit breiter Brust in die zwei Topspiele – und dann schauen wir mal, wo die Reise hingeht!“ Eine bittere Pille musste BU schon vor dem Spiel schlucken: Tarec Blohm hat sich in der Vorwoche beim 3:0-Erfolg in Süderelbe alle Bänder im Sprunggelenk gerissen. Auch die Kapseln wurden in Mitleidenschaft gezogen. „Das war natürlich ein Schock für uns. Er wird wahrscheinlich den Rest der Saison ausfallen“, befürchtet Stier das Schlimmste. Auch Keeper Johannes Höcker musste kurzfristig passen, zog sich vermutlich einen Hexenschuss zu – und wurde von Stephan Hölscher, der am Vorabend bereits entscheidenden Anteil am 2:1-Sieg der Barmbek-Zweiten gegen Niendorf II im Viertelfinale des Holsten-Pokals hatte.