RL Nord (Nord-Staffel)
Mit „Herz“, „Attacke“ und am Elfer „nicht zerfallen“: St. Pauli II siegt, weil Altona „fünf bis zehn Minuten eklatant pennt“
Komm her, lass dich umarmen: Moritz Frahm (re.) herzt St. Pauli II-Siegtorschütze Kevin Lankford. Foto: noveski.com
„In den ersten 45 Minuten waren wir bissig in den Zweikämpfen und haben das Spiel so gut wie gemacht – vor allem haben wir uns Chancen erarbeitet aus Ballgewinnen im Zentrum des Mittelfelds“, ließ Kevin Krottke, der Mann, der den AFC nach elf Minuten mit 1:0 in Führung gebracht hatte, den ersten Teil des Spiels Revue passieren, verlor aber auch nicht das aus dem Blick, was den Altonaern nach dem Seitenwechsel schließlich den möglichen Sieg entriss: „In der zweiten Halbzeit war das ein ganz anderes Spiel. Wir haben meiner Meinung nach fünf bis zehn Minuten eklatant gepennt. Dann ist es einfach schwierig. St. Pauli II schenkt uns zwar noch den verschossenen Strafstoß, was eigentlich ein Weckruf sein müsste, aber wir haben es nicht hinbekommen, die Leistung aus den esten 45 Minuten in die zweite Hälfte zu bekommen. Das ist sehr schade für dieses Spiel. Wir haben es in den ersten 45 Minuten schließlich gezeigt, dass wir das Zeug dazu haben. Das frühe Tor hat uns beflügelt und wir sind selbstbewusster geworden, aber wir haben uns zum Schluss nicht belohnt.“
Smarsch: „Wir sind zurückgekommen und haben gezeigt, was uns ausmacht“
Hart umkämpfter Ball: St. Pauli II-Angreifer Cemal Sezer (li.) im Kopfballduell mit Hendrik Bombek. Foto: noveski.com
Auf der anderen Seite stellte Dennis Smarsch fest: „Es ist nicht einfach hier zu spielen. Wir sind schwer reingekommen.“ Ein Umstand, der laut des Keepers – eigentlich im Zweitliga-Kader des FC St. Pauli und diesmal in die „Zweite“ abkommandiert, um Spielpraxis zu sammeln – auch daran lag, „dass wir eine recht junge Mannschaft sind und auf eine Männermansnchaft getroffen sind. Aber wir haben Herz bewiesen, sind in der zweiten Halbzeit zurückgekommen und haben gezeigt, wer wir sind und was uns ausmacht.“ Dies geschah zunächst in Form von Cemal Sezers Ausgleichstreffer aus der 50. Minute. Jener Sezer hätte dann nach 52 Minuten vom Elfmeterpunkt gleich auch auf 2:1 erhöhen zu können, schoss jedoch die Kugel über das Tor. „Nach einem verschossenen Elfmeter ist es nicht selbstverständlich, direkt wieder draufzugehen. Wenn du vom Punkt vergibst, macht das eigentlich im Endeffekt den Gegner stärker. Aber wir haben dem Gegner diesmal gezeigt, wer stärker ist“, konstatierte Torhüter Smarsch, der aus der Ferne von seinem Gehäuse aus nach 58 Minuten zusehen konnte, wie Sezer den Ball in die Box beförderte und Kevin Lankford das Spielgerät zum 2:1-Führungstreffer unter die Latte donnerte.
Philipkowski: „Ich bin mit der ersten Hälfte nicht einverstanden, weil wir einfach zu wenig gemacht haben“
Bein ausstrecken, Ball annahmen: Altonas Aladji Barrie (re.) ist vor Jakob Münzner am Spielgerät. Foto: noveski.com
„Wir hatten uns in der Pause nochmal gesammelt und die Sachen angesprochen, die uns in der ersten Hälfte im Spiel noch gefehlt haben und durch die wir nicht zum Zuge gekommen sind“, verriet Smarsch, was nach den ersten 45 Minuten in der Kabine der Kiezkicker passierte und die Braun-Weißen nach dem Seitenwechsel so befügelt hatte. „Eigentlich“, lachte der Schlussmann, „musste nicht viel gesagt werden, was gefehlt hat auf dem Platz. Jeder Spieler wusste das. Es war nicht enorm viel, aber es sind eben Kleinigkeiten, die am Ende entscheiden. Wir mussten mehr einfache Bälle spielen und an den Mann bringen – aber das war auf diesem Platz nicht so leicht.“ Das dürfte auch Joachim Philipkowski draußen an der Linie nicht entgangen sein. „Wir haben uns nach dem Gegentor zumindest ein bisschen gefangen. Danach war es bis zur Halbzeit okay. Trotzdem bin ich mit der ersten Hälfte nicht einverstanden, weil wir einfach zu wenig gemacht haben. Das haben wir den Jungs in der Pause dann auch gesagt. Und dann ist es so, wie es im Fußball manchmal ist: Die Jungs haben gewisse Sachen aufgenommen, kommen raus und spielen auf Attacke. Wir erzielen verdient das 1:1 und haben danach den Elfer. Wir sind nicht an diesem verschossenen Elfmeter nicht zerfallen, sondern haben uns wieder aufgebaut, nachgesetzt und zum Glück das 2:1 gemacht. Im Endeffekt war das über 90 Minuten gesehen auch verdient und wir freuen uns über die drei Punkte“, sagte der St. Pauli II-Übungsleiter.
Bergmann: „Die Stärke und Ausstrahlung hat die Mannschaft noch nicht – sie denkt zu viel nach“
Faire Geste nach dem Abpfiff: Altonas Ole Wohlers (re.) wird vom St. Paulianer Christian Viet getröstet. Foto: noveski.com
Es sei, so „Piepel“ zum Ende seines Fazits „ein schönes Gefühl gewesen, mal wieder vor Zuschauern zu spielen – auch wenn wenig St. Pauli-Fans da waren. Wir sind in den Anfangsphase einfach nicht gut ins Spiel gekommen, waren in den Zweikämpfen nicht griffig genug und sind beim 0:1 bitter bestraft worden, als wir im eigenen Ballbesitz die Kugel verlieren und in einen Konter laufen. Da haben wir zurecht hinten gelegen, weil wir nicht präsent waren. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr investiert und waren griffiger. Zum Glück sind die Jungs nicht am verschossenen Elfer zerbrochen, sondern haben weitergemacht.“ Andreas Bergman wäre dies andersrum freilich lieber gewesen, so aber musste der AFC-Trainer eine Niederlage analysieren. „Wir sind nach dem Spiel beim Lüneburger SK wieder eine Schritt weiter gewesen. Da haben wir gute Ansätze gezeigt und unglücklich verloren. Diesmal hatten wir viel vor und haben uns wieder nicht belohnt, obwohl wir uns in der ersten Halbzeit gut angestellt haben, griffig waren und viele Offensivaktionen hatten. Aber dann kommt's so, wie's im Fußball kommt: Wir kriegen das Gegentor – und das macht was mit der Mannschaft. Da fehlt dann ein bisschen die Überzeugung. Die Stärke und Ausstrahlung hat die Mannschaft noch nicht, sie denkt zu viel nach“, so Bergmann, der ergänzte: „Bei uns muss alles stimmen, wenn wir solche Gegner schlagen wollen. Ich bin aber überzeugt, dass wir stärker werden können. Die Niederlage ist schade und tut weh. Die Jungs haben nicht mehr an sich geglaubt. Wichtig ist, dass sie daran nicht zerbrechen.“