Möller: „Cordi ist erstmal schön eine Runde auf den Arsch gefallen“

Spitzenreiter macht aus 64 Minuten Überzahl zu wenig und verliert 1:2 in Dassendorf

22. Oktober 2016, 17:52 Uhr

Jubeltraube: Dassendorfs Marcel von Walsleben-Schied (Mitte) nimmt nach dem Treffer zum 2:0 die Glückwünsche seiner Teamkollegen entgegen. Foto: KBS-Picture

Das war wohl nichts: Statt sich mit einem Sieg bei der TuS Dassendorf zumindest einen Widersacher auf vermutlich lange Sicht vom Hals zu halten, musste Condordia am Wendelweg Federn lassen. Aufgrund einer schwachen Darbietung verloren die Mannen vom Bekkamp verdient mit 1:2 – und das, obwohl sie stolze 64 (!) Minuten in numerischer Überzahl agierten. 

Die Aussage sprach Bände. Aber sie brachte es irgendwie voll auf den Punkt: „Aki“ Cholevas stand wenige Minuten nach dem Schlusspfiff des Spiels zwischen der TuS Dassendorf und Concordia auf dem Rasen am Wendelweg. Direkt neben ihm sein Co-Trainer Carsten Richter. Cholevas blickte grimmig drein, dann platzte es lautstark aus ihm heraus. „Wer soll den die Tore machen? Ich selbst – oder was?“, sagte Cholevas mit merkbar giftigem Unterton. Richter stand daneben. Sprachlos.

Auftakt nach Maß für die Hausherren: Ladendorf trifft nach nicht einmal einer Minute

Gleich schlägt's ein: Der Dassendorfer André Ladendorf (re.) trifft per Seitfallzieher zum 1:0. Foto: KBS-Picture

Cordis Coach und sein Assistent waren in diesem Moment bedient, wie man es so schön sagt. Ziemlich bedient. Aufgrund der 1:2-Niederlage. Und auch aufgrund dessen, wie ihre Equipe in den 90 vorangegangenen Minuten im Spitzenspiel der Oberliga zu Werke gegangen war. Da nämlich hätten sich die Gästeakteure die viel und immer wieder gern zitierte Scheibe von den Hausherren abschneiden können. Wo Cordi viel zu ängstlich auftrat und nur in einer viel zu kurzen Phase wirklichen Willen erkennen ließ und Druck auf Dassendorf ausübte, zeigten die Hausherren das komplette Gegenteil.

Und das ging nach nicht einmal einer Minute schon los: Nach einem Einwurf von rechts setzte sich Pascal Nägele auf dem Flügel durch, flankte auf den zweiten Pfosten, wo Marcel Lenz sich in die Luft schraubte und quer köpfte. Der Abnehmer: André Ladendorf, dessen Seitfallzieher aus sechs Metern unter der Latte einschlug. Der denkbar ungünstigste Auftakt für die Gäste und der berühmte Start nach Maß für die Hausherren.

Steinfeldt sieht nach 36 Minuten die Rote Karte

Der Treffer zum 2:0: Marcel von Walsleben-Schied hebt den Ball an Cordis Keeper Briant Alberti vorbei. Foto: KBS-Picture

Wer damit gerechnet hatte, dass dieser Treffer auf Seiten der Concorden für einen „Hallo-Wach-Effekt“ sorgen würde, der sah sich allerdings arg getäuscht. Die einzig nennenswerte Szene der Anfangsphase, die die Cholevas-Crew ansonsten völlig von der Rolle erlebte: eine Hereingabe von Enrik Nrecaj, die Jo Warmbier jedoch klären konnte (9.). Die Tus wiederum hätte danach gleich zwei Mal das 2:0 nachlegen können: Erst musste der Ex-Dassendorfer Ronny Buchholz nach einem Kopfball von Seyhmus Atug im Anschluss an eine Nägele-Flanke auf der Linie klären (21.), dann flankte Sascha Steinfeldt von links vors Tor und Marcel von Walsleben-Schied rutschte nur knapp vorbei (29.).

Apropos Steinfeldt: Der hatte seinen größten und zugleich letzten Auftritt dann nach 36 Minuten – allerdings in negativer Form. Vor der Gäste-Bank fuhr Dassendorfs Nummer 19 Concordias Georgios Cholevas heftig in die Parade. Die komplette Besetzung der Cordi-Bank sprang auf und beschwerte sich vehement. Matthias Cholevas handelte sich dabei noch eine Backpfeife von Steinfeldt ein – und Referee Luca Jürgensen (EIntracht Norderstedt) zeigte dem Übeltäter schließlich zurecht den „carton rouge“.


Die Überzahl aber beflügelte nicht Cordi, sondern wundersamer Weise vielmehr die Gastgeber. Drei Minuten später verlor Theodoros Ganitis im Aufbau leichtfertig den Ball, Sven Möller spitzelte das Leder zu von Walsleben-Schied und der Ex-Profi schüttelte auf dem Weg zum Tor alle Wiedersacher ab, ehe er cool per Chip mit links über Cordi-Keeper Briant Alberti hinweg vollendete – 2:0.

Bambur ohne Glück: Cordis Torjäger vergibt den Ausgleich

Das Tor ist frei, aber der Ball geht nicht rein: Benjamin Bambur vergab die große Chance für Cordi zum Ausgleich. Foto: KBS-Picture

Und Concordia? Fand abgesehen von einem Schuss von Maurizio d'Urso, der von einem Fauxpas der TuS profitierte, nicht statt. Der Schuss des Condorden aus spitzem Winkel aber fand nicht den Weg ins Ziel. Stattdessen hätte Dassendorf nach der Pause beinahe Treffer Nummer drei nachgelegt: Eiwnurf von links, Cordi kann nicht klären, Amando Aust bedient per Kopf Kristof Kurczynski – doch dessen Dropkick aus 20 Metern verfehlte das Ziel (59.). Dass die TuS in Unterzahl agierte – wenn man es nicht gewusst hätte, so hätte man es nicht glauben wollen.

Vor allem nicht, weil die Begegnung auch nach dieser Szene vorerst munter weiter in die eine Richtung ging und nur der fehlende Pfiff von Schiri Jürgensen in der 62. Minute den dritten Dassendorfer Treffer verhinderte: Nach Möllers Freistoß kam Alberti zu spät aus seinem Kasten, klärte beim Abwehrversuch nicht den Ball, sondern räumte mit den Fäusten Dassendorfs Aust ab. Eigentlich ein Elfmeter, doch Schiri Jürgensen beurteilte die Szene anders.

So fiel statt des 3:0 das 2:1: Einen Eckball von Jan Kämpfer verlängerte Alexandar Mucunski per Kopf ins Netz (66.). Erst jetzt war Cordi auf einmal präsenter, arbeitete zielstrebiger nach vorne und hätte nur drei Minuten später in Person von Benjamin Bambur eigentlich zwingend ausgleichen müssen: Der eingewechselte Lennart Müller setzte zum Solo an, schickte mit einem Außenrist-Pass Kevin Zschimmer rechts auf die Reise. Nach dessen Querpass in den Sechzehner jedoch brachte Bambur das zweifelhafte Kunststück fertig, den Ball nicht im verwaisten Gehäuse unterzubringen, da er ihn nicht voll traf. Ob „Aki“ Cholevas den wohl versenkt hätte...?

Aust: „Wir waren gieriger und spielerisch reifer“

Da lachten noch beide Trainer, am Ende freute sich nur noch TuS-Coach Peter Martens (re.), während Diamantis Cholevas bedient war. Foto: KBS-Picture

So aber blieb es beim Erfolg der Hausherren. „Es ist alles wieder enger zusammengerückt. Oben wird es jetzt wieder spannend“, konstatierte Sven Möller mit Blick auf das Tableau, in dem Dassendorf den Abstand auf den Spitzenreiter von sieben auf vier Zähler verringert hat. „Cordi ist erstmal schön eine Runde auf den Arsch gefallen“, fügte Möller hinzu, „so kann es weitergehen. Vor dem 1:0 hat natürlich unsere Waffe mit dem langen Einwurf mal wieder gezündet.“

„Wir waren gieriger und spielerisch reifer. Cordi hatte nur nach dem Anschlusstor eine starke Phase“, konstatierte Möllers Teamkollege Amando Aust nach dem Abpfiff. „Ich hab' insgesamt nur zweieinhalb Chancen für Concordia gesehen. Eine davon geht rein. Das ist ärgerlich, weil wir eigentlich wollten, dass die Null steht“, fügte Dassendorfs Nummer 16 an. Und gerade als Aust den Journalisten erklärte, dass ja nur die Presse die TuS aufgrund des vermeintlich großen Abstandes auf Cordi in Sachen Titelkampf bereits abgeschrieben habe, meldete sich von hinten Peter Martens mit einem Zwischenruf zu Wort: „Wir waren nie wirklich weg!“ Fraglos: Die Laune des TuS-Trainers war in diesem Moment um Einiges besser als die seines Widerparts „Aki“ Cholevas...

Jan Knötzsch 

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